Warum leiden die Gerechten? Diese alte Frage wird bereits in dem wohl etwas ältesten Buch der Bibel aufgegriffen – in dem Buch Hiob.

Wir können zwei Antworten darauf geben. Erstens: Damit Gott verherrlicht wird. Das zeigt Hiob 1 und 2. Und zweitens: Damit der Gerechte (mehr) gesegnet wird. Das zeigt Hiob 42.

Satan behauptete vor Gott, dass Hiob in seiner Frömmigkeit ein Heuchler sei: Er würde in Wahrheit nur die Gaben lieben und nicht den Geber der Gaben. Darum schlägt er Gott vor, Hiob die Gaben zu nehmen, damit Hiob sich von Gott lossagt und allen klar wird, dass er Gott nicht liebt (Hiob 1,9–11). Doch was geschieht? Hiob betet Gott in größter Not an. Hiob weiß, dass Gott sowohl gibt als auch nimmt und dass er, der ohne etwas auf die Welt kam, keinen Anspruch auf irgendeine Gabe hat. Ihm ist klar, dass Gott keinen Fehler macht, wenn er etwas nimmt (Hiob 1,20–22). Hiob wird dann schwer krank. Doch er möchte das Angenehme und das Unangehme aus Gottes Hand annehmen, auch wenn ihm seine Frau das empfiehlt, was Satan gesagt hat: sich von Gott lossagen (Hiob 2,10.11). Satan ist geschlagen! Denn Hiob klammert sich an seinen Gott – auch wenn ihm alles genommen wird. Wir lesen nach Kapitel 2 nichts mehr von dem Widersacher Gottes. Seine Niederlage ist offensichtlich.

Doch Gott ist mit Hiob noch nicht am Ziel. Hiob sagt sich zwar nicht von Gott los, wie Satan behauptet hat, aber er fängt in seiner Pein an, sich selbst mehr zu rechtfertigen als Gott sowie gegen seine drei Freunde, die ihn beschimpfen, auszukeilen (Hiob 3 ff.). Hiob muss noch etwas Wichtiges lernen: dass er ganz klein und Gott ganz groß ist. Er muss von dem hohen Ross der Gerechtigkeit herunter. Er muss den Gedanken aufgeben, als sei Gott verpflichtet, ihn wegen seiner Gerechtigkeit zu segnen, und er muss er damit leben, dass ihm auch die Bewunderung der Menschen, die er früher immer genossen hat, versagt werden kann.

Als Gott zu Hiob redet, sagt er schließlich: Ich bin gering und möchte nichts mehr gegen Gott reden (Hiob 40,4.5). Ich will die wunderbaren Wege Gottes nicht mehr beurteilen – jetzt, wo ich Gott besser kennengelernt habe (Hiob 42,2–6). Hiob ordnet sich nun vertrauensvoll dem großen, gerechten und weisen Gott unter. Doch bevor Gott ihn segnet, muss Hiob seinen Freunden gegenüber in der Fürbitte Gnade erweisen – diesen Freunden, die ihn zu Unrecht der Heuchelei bezichtigt und sich damit auf das Niveau des Teufels begeben hatten. Als er für sie betet und nicht mehr in seinem Stolz verletzt ist, wendet Gott das belastende Unglück Hiobs und Gott segnet ihm mit dem Doppelten (Hiob 42,10). Durch die Prüfung hat Hiob sich selbst und Gott besser kennengelernt und so kann der demütige Hiob einen reicheren Segen als vorher empfangen.