In dem Buch der Offenbarung, in dem so viel Düsteres steht, kommt bemerkenswerterweise das Wort „glückselig“ siebenmal vor. Dieses Wort bedeutet, dass jemand sehr glücklich zu schätzen ist.[1]
Es wird bei den sieben Erwähnungen deutlich, dass die Gläubigen glückselig sind, denn sie empfangen im Himmel reichen Segen. Und dieses Glück des Himmels strahlt heute schon in ihr Leben hinein.
Sehen wir uns diese sieben Stellen nacheinander an.
„Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe“ (Off 1,3).
Diese Glückseligkeit gilt für das Lesen jedes Bibelbuches und auch für das Lesen aller darin enthaltenen Weissagungen. Aber gerade bei dem Buch der Offenbarung – das einzig vollständige Buch der Weissagung im Neuen Testament, das so oft vernachlässigt wird – wird das Glück des Lesers oder des Hörers hervorgehoben[2] Doch um glücklich zu sein, gehört auch das Bewahren hinzu. Es ist gut, das Wort der Prophetie im Herzen zu haben und sich davon prägen zu lassen, denn bald wird sich das erfüllen, was Johannes gesehen und gesagt hat, und die Gläubigen werden Segen erlangen. Durch das Bewahren zeigt sich die Wirklichkeit des Glaubens.
„Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Schreibe: Glückselig die Toten, die im Herrn sterben, von nun an! Ja, spricht der Geist, damit sie ruhen von ihren Arbeiten, denn ihre Werke folgen ihnen nach“ (Off 14,13).
Glücklich sind diejenigen, die im Herrn sterben! Das gilt immer und auch für die, die in der Drangsal als Juden auf das Kommen des Messias gewartet haben, aber dann getötet werden. Sie sind nicht verkürzt im Vergleich zu denen, die lebend ins Reich eingehen. Sie sind schon gar nicht zu bedauern, wie es die Menschen sind, die ihre Hoffnung nur in diesem Leben haben, dann aber nach dem Tod erfahren müssen, dass es eine ewige Unruhe und eine Vergeltung ihrer bösen Werke geben wird. Die volle Glückseligkeit derer, die im Herrn gestorben sind, steht nun (man beachte dieses Wort), vom Standpunkt in Offenbarung 14 aus betrachtet, bevor – denn sie werden aus den Toten auferweckt werden und in Ruhe die Belohnung für ihre Werke entgegennehmen dürfen. Dieses Teil haben sie nicht im Paradies genießen können. Jetzt aber empfangen sie als Verherrlichte ihren Lohn und gehen ein in die Freude ihres Herrn (Mt 25).
„Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig, der wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt einhergehe und man seine Schande sehe!“ (Off 16,15).
Viele Menschen, auch viele Gläubige, werden in der Drangsalszeit umkommen. Aber nicht alle. Manche werden auch die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit erleben. Glückselig der, der wacht, indem er auf das Kommen des Herrn wartet und darum den Lebenswandel rein erhält, das Bekenntnis des Glaubens standhaft aufrechterhält und sich dadurch als wahrhaftiger Gläubiger erweist. So jemand wird nicht als Unerlöster vor dem Herrn in seiner natürlichen Sündhaftigkeit stehen, um das entsprechende Gericht zu empfangen. Nein, die Glaubenden, die ihre Kleider bewahren, werden durch Christus reichen Segen bekommen.[3]
„Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes! Und er spricht zu mir: Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes“ (Off 19,9).
Hier kommt wieder eine neue Gruppe von Gläubigen vor uns. Jetzt geht es um die Heiligen, die während der Drangsalszeit bereits verherrlicht im Himmel sind, aber nicht zur Versammlung (d.h. zur Braut Christi) gehören. Es werden die glückselig gepriesen, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes. Das sind die Gläubigen des Alten Testaments. Was für eine Freude wird dieses Fest sein, während auf der Erde die Hure, die falsche Kirche, gerichtet worden ist (Off 17 und 18; vgl. besonders Off 18,23)! Hier geladen zu sein, ist eine große Ehre und ein großes Glück. Bei dieser Hochzeitsfeier geht der Wein der Freude nicht aus (vgl. Joh 2). Und was für eine Freude ist es erst für die Braut selbst!
„Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre“ (Off 20,6).
In dieser Stelle werden zwei Gruppen von Gläubigen gezeigt: die Märtyrer aus der ersten Hälfte der Drangsalszeit und die Märtyrer aus der zweiten Hälfte der Drangsalszeit. Sie haben Teil an der ersten Auferstehung (dazu gehört auch die Auferstehung bei der Entrückung, doch das wird hier nicht thematisiert). Sie werden Priester sein, die Gott und dem Herrn Jesus dienen, und sie werden mit Christus herrschen. Einerseits kommen Menschen als Priester zu Gott, andererseits handeln sie in Herrschaft für die Menschen. Das bedeutet Glück!
„Und siehe, ich komme bald. Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!“ (Off 22,7).
Eine ähnliche Verheißung wird am Anfang des Buches formuliert. Dort werden aber noch die glückselig gepriesen, die das Wort lesen oder hören. Das wird hier nicht gesagt. Denn wir stehen am Ende des Buches, das wir gelesen oder gehört haben: Jetzt geht es nur noch um das Bewahren. Dieses Bewahren ist wichtig und notwendig, denn der Herr kommt bald und Er wird alle die in den Himmel führen, die im Glauben das Wort Gottes aufgenommen und nichts weggetan oder hinzugefügt haben.
„Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Recht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen!“ (Off 22,14).
Die Kleider müssen einerseits bewahrt werden, das spricht von dem Lebenswandel. Die Kleider (das ist jetzt ein anderer Aspekt im Blick auf das Kleid) müssen aber auch in dem Blut des Lammes gewaschen werden. Das spricht von der einmaligen, gläubigen Hinwendung zu Gott, um so vor seinem heiligen Auge erscheinen zu können, wie es Ihm entspricht. Sehr glücklich ist der, der von dem Baum des Lebens essen darf und durch die Tore in die herrliche Stadt des himmlischen Jerusalems eingehen darf. Das wird aber nur für diejenigen sein, die das Wort bewahren, das heißt nichts davon wegnehmen oder hinzufügen (Off 22,18.19).
Verschiedene Gruppen von Gläubigen
Wir finden in diesen Versen verschiedene Familien der Gläubigen, die glückselig sind:
- die Märtyrer in der ersten Hälfte der Drangsalszeit (Off 20,4a)
- die Märtyrer in der zweiten Hälfte der Drangsalszeit (Off 20,4b)
- die Gläubigen, die lebend ins Reich eingehen (Off 16,5)
- die Gläubigen des AT, das heißt die Geladenen zur Hochzeit (Off 19)
- die Gläubigen der Gnadenzeit, die in die Stadt eingehen (Off 22,19)
Voraussetzung für Glückseligkeit
- Wort lesen
- Wort hören
- Kleider bewahren
- Eine Verbindung zum Herrn haben und somit aufzuerstehen
- Wachen
- Kleider bewahren
- Geladen sein
- Teilhaben an der ersten Auferstehung
- Wort bewahren
- Kleider waschen
Was die Glückseligkeit ausmacht
- Ruhen von den Arbeiten
- Belohnung von den Werken
- bekleidet vor Gott stehen dürfen
- Teilhabe an dem Hochzeitsmahl des Lammes
- Freiheit von dem zweiten Tod
- Priester Gottes und des Christus sein
- Herrschaft mit Christus im Friedensreich
- Von dem Baum des Lebens essen
- In die himmlische Stadt eingehen
Fußnoten:
- Das Altgriechische kennt ein schwächeres Wort für Glück, was auch Fröhlichkeit bedeutet: aber „Glückseligkeit“ ist mehr, es ist ein dauerhaftes Glück, eine beständige Freude; das Wort wird auch im Blick auf Gott gebraucht; 1. Tim 1,11; 6,15.
- Beim Lesen denken wir an das individuelle Aufnehmen, beim Zuhören an das kollektive.
- In Offenbarung 3,4.5 sehen wir die positive Seite, dort besudelt jemand sein Kleid nicht, und wird mit weißen Kleidern bekleidet. Hier gibt jemand nicht Acht und der Herr sorgt dafür, dass offenbar wird, dass so jemand nicht vor Gott bestehen kann, vgl. 2. Kor 5,3.
