Die Beschreibung der Erschaffung des Menschen in 1. Mose 1,26–31 unterscheidet sich so deutlich von den anderen Schöpfungsakten, dass die besondere Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung nicht zu übersehen ist. Der Mensch sollte der Mittelpunkt – wir sagen manchmal: die Krone – der Schöpfung sein.

Es beginnt mit einem ganz außerordentlichen Vorgang: „Gott sprach: Lasst uns Menschen machen.“ So hatte Gott vorher nicht gesprochen. Gott hält jetzt gleichsam Rat mit sich selbst. So einzigartig ist das, was Gott jetzt im Begriff steht zu tun, dass diese wunderbare Beratung innerhalb der Gottheit dem Handeln Gottes vorausgeht.

Dann sagt Gott, dass der Mensch „in unserem Bild, nach unserem Gleichnis“ gemacht werden soll. Auch das finden wir bei keinem anderen Geschöpf vorher. Der Mensch ist dazu bestimmt, Gott auf dieser Erde darzustellen, zu repräsentieren, und er soll in seinem Wesen ähnlich sein wie Gott. Tatsächlich bekam der Mensch die Stellung des Herrschers über die Schöpfung und repräsentierte damit Gott in dieser Eigenschaft der Regierung. Außerdem besteht der Mensch aus einer Dreieinheit: Geist, Seele und Leib (vgl. 1. Thes 5,23) und war als reines, unschuldiges Wesen ohne Sünde geschaffen worden. Darin glich er Gott.

Auffällig ist auch die dreimalige Wiederholung des Wortes „schuf“ in Vers 27. Selbst bei der Erschaffung von Himmel und Erde mit allen Sonnensystemen und Galaxien gebraucht Gott nur einmal das Wort „schuf“. Aber hier, bei dem Menschen lesen wir: „schuf … schuf … schuf.“ Die Erschaffung des Menschen war etwas Besonderes für Gott. Ganz deutlich wird das auch in Sprüche 8, wo der Herr Jesus, dargestellt in der personifizierten „Weisheit“, beschreibt, wie er als Werkmeister bei Gott war, als er die Erde schuf. Er lässt gleichsam die ganzen gewaltigen Schöpfungshandlungen Gottes vorbeiziehen, aber wem galt sein besonderes Interesse? „Und meine Wonne war bei den Menschenkindern.“ Sie waren noch gar nicht da, diese Menschenkinder, aber seine Wonne war bereits bei ihnen. Das ist gewaltig!

Schließlich sprach Gott erst ganz am Ende, erst nach der Erschaffung des Menschen, das Urteil, dass alles „sehr gut“ war. Vorher war alles „gut“, aber jetzt, da der Mensch erschaffen war, war alles „sehr gut“. Wirklich: Der Mensch ist die Krone der Schöpfung!

Leider hat sich der Mensch dieser Sonderstellung durch den Sündenfall als völlig unwürdig erwiesen. Doch Gott gibt seinen Plan mit dem Menschen nicht auf und er erfüllt ihn letztlich in Christus, dem zweiten Menschen. Das große Interesse Gottes an der Erschaffung des Menschen wäre nicht zu erklären, wenn wir nicht wüssten, das sein Blick vorausschaute auf Christus, den Anfang der (neuen) Schöpfung Gottes. Er ist das Bild Gottes (Kol 1,15), der Abdruck seines Wesens und die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit. Und er wird einmal eine vollkommene Herrschaft über die Schöpfung führen (vgl. Ps 8,6–9; Eph 1,10; Phil 3,21). Es ist wunderbar, immer wieder zu sehen, dass Gott bei allem, was er tut, an Christus denkt!