„Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch, was noch rückständig ist von den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung“ (Kol 1,24).

Bei der Betrachtung dieses bemerkenswerten Verses sollte man bedenken, dass das Wort „Drangsale“ („Drangsale des Christus“) nirgendwo sonst in Verbindung mit unserem geliebten Herrn gebraucht wird. Aber es wird ständig für die Gläubigen gebraucht und steht für die Prüfungen, Verfolgungen etc., die infolge ihres Zeugnisses für Christus und ihrer Treue zu ihm inmitten einer bösen Welt über sie kommen.

Der Punkt ist wichtig, weil er eindeutig zeigt, dass diese Drangsale des Christus nichts mit seinen sühnenden Leiden am Kreuz zu tun haben. Es sind vielmehr die Leiden, die er auf seinem ganzen Weg der Unterordnung unter den Willen Gottes und – so werden sie hier gesehen – aufgrund seiner Liebe zu der Versammlung erduldete. „Er hat die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben“, und das war für ihn mit diesen Drangsalen verbunden, die durch den Menschen als Instrument in der Hand Satans über ihn kamen.  

Der Apostel Paulus war durch Gnade von derselben Liebe getrieben, wenn auch in geringerem Maße; und so konnte er schreiben: „Deswegen erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Seligkeit erlangen, die in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit“ (2. Tim 2,10). Er arbeitete und litt mit demselben Ziel wie sein Meister. Darin liegt der Schlüssel zum Verständnis dieses Verses. Er sagt hier: „Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch“, d.h. für euch, die Heiden – Leiden, die besonders in Verbindung mit der Verbreitung der Wahrheit von dem einen Leib über ihn kamen, weil diese Wahrheit den tödlichen Hass der Juden erregte.

Weil also das Wort Gottes erst „vollendet“ war, nachdem die Wahrheit der Versammlung verkündigt war, litt Paulus als Verwalter dieser Wahrheit in besonderer Weise „für seinen Leib, das ist die Versammlung“, und konnte daher sagen, dass er das ergänzte, was noch rückständig war von den Drangsalen des Christus, da er an ihnen teilnahm. Es waren Christi eigene Drangsale, und Paulus füllte sozusagen ihr Maß auf. Wenn ein Diener heute in derselben Weise, aus denselben Motiven heraus und für dasselbe Ziel leidet, dann nimmt er im Prinzip teil an dem, was noch rückständig ist von den Drangsalen des Christus, wenn er ihr Maß nicht sogar auffüllt.