Nach dem Dienst

„Aber die Rede über ihn verbreitete sich umso mehr; und große Volksmengen versammelten sich, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Er aber zog sich zurück und war in den Wüsteneien und betete“ (Lk 5,15.16).

Wenn der Herr einen Diener für eine besondere Aufgabe benutzt und den Dienst segnet, besteht die Gefahr, dass sich der Diener den Erfolg zumindest teilweise selbst zuschreibt. Er tendiert dann dazu, leichtfertig zu handeln und das Gebet zu vernachlässigen, weil er denkt, dass er es auch ohne viel Gebet ganz gut schafft. Jemand hat einmal treffend gesagt: „Wir haben die Tendenz, unabhängig zu werden, während wir die Früchte der Abhängigkeit genießen.“

Bei dem Knecht Gottes war das nicht der Fall. Nachdem uns in Markus 1,35 gezeigt wird, wie Er früh morgens in abhängigem Gebet vor seinem Vater ist, lesen wir kurz darauf, dass Er einen Aussätzigen heilt. Nie hat es so etwas vorher in Israel gegeben. Viele sind von diesem Wunder tief beeindruckt, wollen Ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Das war die Gelegenheit, bei den Menschen ganz groß rauszukommen. Wie viele hätten in dieser Situation, ohne nach dem Willen Gottes zu fragen, einfach pragmatisch mit dem weitergemacht, was sich gerade als erfolgreich erwiesen hat? Doch was tut der Sohn Gottes in dieser Situation? Da sein Dienst aus der Gemeinschaft mit seinem Vater hervorgeht, sucht Er weder die Ehre von Menschen, noch lässt Er sich durch Umstände oder Gelegenheiten leiten. Er kennt die Herzen der Menschen und weiß, dass sie nur geheilt werden wollen, den Heiland aber ablehnen. Anstatt sich vor den Menschen ins Rampenlicht zu stellen, zieht Jesus sich in die Wüste zurück und betet (Markus 1,41–44; Lk 5,15.16).

Abgeschieden von den Menschen geht Er in die Gegenwart Gottes, wo Er Wegweisung für weitere Dienste empfängt. Obwohl Er ununterbrochen zu jeder Zeit im Gebet ist (Ps 109,4), hat Er immer wieder das Verlangen nach besonderen Zeiten der Gemeinschaft mit seinem Vater. Diese Gemeinschaft im Verborgenen hatte für Ihn höchste Priorität.

Was tun wir nach einem getanen Dienst? Gehen wir, wie die Jünger (Lk 9,10), wieder in die Gegenwart des Herrn und erzählen Ihm, was wir erlebt haben, und lassen uns neu von Ihm ausrichten? Prüfen wir vor dem Herrn, ob Er möchte, dass wir so weitermachen wie vorher? Ziehen wir uns im Tagesgeschehen, soweit es möglich ist, auch immer mal wieder zum Gebet zurück (vgl. Ps 55,17; 119,164)?