Das Buch Esra beginnt mit den Worten: „Im ersten Jahr Kores des Königs von Persien.“ Was für ein trauriger Wechsel! Aus den Büchern der Könige und Chronika sind wir es gewohnt, dass die Zeiten nach den Königen von Israel gezählt werden. Aber die Zeiten haben sich geändert. Mit Nebukadnezar begannen die Zeiten der Nationen (Lukas 21,24). Gott hat seinen Regierungssitz aus Israel weggenommen – bis heute. Wenn die Geschichte Esras zu Beginn der Zeiten der Nationen handelt, so sind wir heute am Ende dieser Zeiten.

Aber eins war bei Esra schon so und ist auch heute noch so: Auch wenn Gott nicht mehr unmittelbar in das Weltgeschehen eingreift, wirkt er doch immer noch. Er gibt die Fäden der Weltregierung nicht aus der Hand. Gott hatte durch den Propheten Jesaja bereits das Dekret Kores, Jerusalem wieder aufzubauen, vorhergesagt. Durch den Propheten Jeremia hat er ankündigen lassen, dass die Gefangenschaft Judas in Babylon nach 70 Jahren beendet sein würde. Den Propheten Daniel hatte er erkennen lassen, dass die Rückführung des Überrests aus Israel ganz nah bevorstand. Das hatte Daniel dazu geführt, stellvertretend für ganz Israel die Sünden des Volkes vor Gott zu bekennen, weil er spürte, dass Buße eine notwendige Voraussetzung für die Wiederherstellung Israels war. Und hier in Esra 1 finden wir nun, dass es Gott selbst war, der den Geist Kores erweckte.

Dieses indirekte Wirken Gottes ist symptomatisch für die Zeiten der Nationen. Sehr deutlich wird das auch im Buch Esther, wo der Name Gottes nicht einmal erwähnt wird. Es war kein Zufall, dass der König Ahasveros in der Nacht, bevor Mordokai hingerichtet werden sollte, nicht schlafen konnte. Es war auch kein Zufall, dass ihm dann ausgerechnet die Stelle aus dem Buch der Denkwürdigkeiten vorgelesen wurde, wo beschrieben wurde, wie Mordokai ein Attentat auf den König verhinderte. Es war Gott, der hinter den Kulissen die Weltgeschichte lenkte.

Wir merken also: In allen politischen Wirren (auch unserer Tage) sitzt Gott doch im Regiment. Es muss alles so gehen, wie er es will. Das kann uns Trost und Ruhe geben.