Als in Esra 3 der Grund zum Haus Gottes gelegt wurde, jubelte das ganze Volk mit lautem Jubel. Einige der Ältesten dagegen, die die frühere Herrlichkeit des Hauses kannten, weinten. Beide Reaktionen waren unbedingt der Situation angemessen.

Beginnen wir mit dem Jubel: Worüber konnte denn das Volk jubeln?

1. Der Wiederaufbau des Altars geschah am ersten Tag im siebten Monat. Der siebte Monat begann (wie alle Monate) mit dem Fest des Neumonds (Esra 3,5). Der Mond ist ein Symbol für das Zeugnis (vgl. Ps 89,38). In Babylon hatte das Zeugnis nicht geschienen, aber jetzt sollte es in Jerusalem einen Neubeginn geben. Noch war nicht der Vollmond sichtbar, aber es würde sich bald eine kleine Sichel zeigen. Es gab wieder ein Zeugnis Gottes in Jerusalem.

Für uns: Noch hat Gott ein Zeugnis auf dieser Erde, noch ist eine kleine Kraft da, noch ist der Leuchter nicht von seiner Stelle weggerückt.

2. Der erste Tag des siebten Monats war zugleich das Fest des Posaunenhalls. Sehr wahrscheinlich versammelte sich das Volk aus diesem Anlass „wie ein Mann“ nach Jerusalem  (Esra 3,1). Prophetisch weist dieses Fest auf die Sammlung (und Wiederherstellung) des Volkes Israel hin. Auch hier in Esra versammelte sich das Volk wie ein Mann nach Jerusalem. Nie war die Einheit des Volkes so sichtbar wie an diesen Festtagen, an denen alle nach Jerusalem kamen.

Für uns: Bis heute gilt immer noch, dass die Versammlung eine Einheit, ein Leib, ist. Und diese Einheit kann bis heute dargestellt werden, wenn eine Versammlung an einem Ort zum Namen des Herrn Jesus zusammenkommt.

3. Das dritte Fest, das hier erwähnt wird, ist das Laubhüttenfest, das am 15. des siebten Monats gefeiert wurde (Esra 3,4). Das war ein Fest, das nicht in der Wüste gefeiert werden konnte, denn wo sollten dort die Zweige für die Hütten herkommen? Es konnte erst in Kanaan gefeiert werden. Es erinnerte daran, dass die Israeliten Fremdlinge gewesen waren, aber in Kanaan eine Heimat hatten.

Für uns: Wir sind Fremde auf dieser Erde, aber wir haben ein Bürgerrecht im Himmel und dürfen bis heute genießen, dass Gottes Volk eine himmlische Stellung hat.

4. Das Erste, das wiederaufgebaut wurde, war nicht die Stadt, nicht die Mauer, waren nicht ihre eigenen Häuser, sondern der Altar. Wie muss ihnen der Gottesdienst gefehlt haben! Der Altar wurde „an seiner Stätte“ aufgerichtet. Trotz aller Schwachheit und äußerlichen Ruins wurde nicht ein anderer Ort für den Altar gesucht. Gottes Gedanken waren immer noch dieselben. Und das Volk wollte sich danach richten.

Für uns: Auch wir leben in Tagen der Schwachheit. Aber bis heute besteht die Möglichkeit, Gott Anbetung zu bringen, persönlich und gemeinsam. Und bis heute gibt es einen Ort, wo wir nach Gottes Gedanken diese Anbetung gemeinsam darbringen können.

5. Dann lesen wir, dass die Leviten bestellt werden. Die Leviten dienten den Priestern und sorgten so dafür, dass überhaupt Gottesdienst ausgeübt werden konnte. Aber der Dienst der Leviten bestand auch darin, das Volk zu belehren (vgl. 2. Chr 17,9). Wie wichtig war dieser Dienst gerade in Zeiten, wo vieles verschüttet war.

Für uns: Wie dankbar dürfen wir sein, dass der Herr seinem Leib bis heute Gaben gibt mit dem Ziel, die Einheit des Glaubens und das Wachstum des Leibes zum Haupt hin zu bewirken (Eph 4). Wir haben Brüder, die uns über die Wahrheit des Laubhüttenfestes (die Kostbarkeit unserer himmlischen Stellung; Eph 1) und vieles mehr belehren.

6. Dann wurde der Grund zum Haus Gottes gelegt. Diese Grundlegung geschah unter der Beobachtung und Anerkennung Gottes (vgl. Sach 4,9).

Für uns: Bis heute darf an dem Haus Gottes gebaut werden. Und bis heute findet jede Arbeit am Haus Gottes, die zu seiner Ehre geschieht, die Anerkennung Gottes.

Die Ältesten des Volkes weinten, als vor ihren Augen der Grund zum Haus Gottes gelegt wurde. Verglichen mit der Herrlichkeit des ersten Hauses war dieses Haus wie nichts in ihren Augen (vgl. Hag 2,3). Das war eine angemessene Haltung. Wenn wir den Zustand des Hauses Gottes heute vergleichen mit der Kirche, wie sie am Anfang der Christenheit war (Apg 2–4), kann nichts anderes als Demütigung und Beugung die Reaktion eines aufrichtigen Herzens ein.

Aber wir wollen uns zusammenfassend daran erinnern, dass auch der Jubel der Jüngeren durchaus am Platz war und auch heute am Platz ist, denn

  • der Leuchter (das Zeugnis) ist noch da (Neumond)
  • die Einheit der Versammlung kann bis heute praktisch dargestellt werden (Posaunenhall)
  • der Altar ist da; es gibt einen Ort, wo wir gemeinsam Anbetung bringen können
  • wir können bis heute unsere himmlische Stellung genießen (Laubhüttenfest)
  • der Dienst der Gaben, die der Herr dem Leib gegeben hat, ist noch da (Leviten)
  • das Bauen am Haus Gottes darf bis heute geschehen.

Und bei aller Demütigung über den erbärmlichen praktischen Zustand der Versammlung Gottes heute, die unbedingt angebracht ist, wollen wir nicht vergessen, dass es dieselbe Versammlung ist, die einmal die Herrlichkeit Gottes haben wird (Eph 5,27; Off 21,11). Gott selbst wird „dieses Haus mit Herrlichkeit füllen“, und „die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste“ (Hag 2,7.9).