Gebet und Jüngerschaft

„Und es geschah, als er für sich allein betete, dass die Jünger bei ihm waren … Er sprach aber zu ihnen: … Der Sohn des Menschen muss vieles leiden und verworfen werden“ (Lk 9,18.22)

Nach dem Dienst in der Öffentlichkeit – bei der Speisung der 5000 – zeigt Lukas uns den abhängigen Menschen wieder im Gebet, wo Er die Gemeinschaft und den Willen Gottes sucht. Brot und Fisch konnten das Verlangen seines Herzens nicht stillen. Seine Speise war es, den Willen seines Vaters zu tun und sein Werk zu vollbringen.

In Kapitel 9,18 beginnt ein neuer Abschnitt in diesem Evangelium. Obwohl Jesus als der Jehova des Alten Testaments sein Volk mit Brot versorgt (Ps 132,15), wird Er dennoch von der Masse des Volkes als Messias verworfen. Ab diesem Moment nimmt Er unter Gebet den Platz der Verwerfung ein und spricht das erste Mal offen mit seinen Jüngern über die Leiden, die Ihn in Jerusalem erwarten. Ab jetzt sollten die Jünger Ihn nicht mehr als den Christus Gottes verkündigen. Sein Weg führte durch Leiden zur Herrlichkeit – und das ist auch der Weg von jedem, der Ihm heute nachfolgen möchte (Lk 9,23)!

Wir können uns nur dann selbst verleugnen, täglich unser Kreuz aufnehmen und dem Sohn Gottes folgen, wenn wir jeden Tag unsere Abhängigkeit von Ihm im Gebet verwirklichen. Die Gnade und Kraft, die wir zur Nachfolge hinter einem verworfenen Christus her benötigen, finden wir in der praktischen Gemeinschaft mit Gott. Wenn wir diese Gemeinschaft im Gebet nicht praktizieren und ausleben, wird die Nachfolge entweder zu einer leeren Routine oder zu etwas, das wir versuchen in eigener Kraft zu tun, was wiederum oft in einen gesetzlichen Zwang mündet. Deshalb ist unser Gebetsleben, gerade im Blick auf die tägliche Nachfolge, so fundamental wichtig.

Konsequente Jüngerschaft ist u.a. auch mit Widerstand vonseiten der Welt verbunden. „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2. Tim 3,12). Wie wichtig ist es da, dass wir als Christen geschlossen – wie ein Mann – zusammenstehen. Als Brüder in Christus und Jünger des Herrn Jesus können wir zusammen beten und dadurch einander die Hände zum Guten stärken. Anstatt einander zu beißen und zu fressen (Gal 5,15) und als Einzelkämpfer durchs Leben zu gehen, möchte Gott, dass wir Liebe untereinander haben und ein Herz und eine Seele sind. Als die ersten Christen damals von außen bedroht wurden, trieb sie das ins gemeinsame Gebet, wo sie einmütig ihre Stimme zu Gott erhoben (Apg 4,24). Gebet schweißt zusammen. Wie wunderbar hat Gott darauf geantwortet!

Ist die Nachfolge hinter dem Herrn Jesus her für uns ein Zwang oder ein Vorrecht (vgl. Apg 5,41; Phil 1,29)? Holen wir uns die Kraft für die tägliche Nachfolge im Gebet? Wie zeigt sich unsere Liebe denen gegenüber, die aus Gott geboren sind und zur Familie Gottes gehören? Suchen wir bewusst das gemeinsame Gebet mit anderen Jüngern des Herrn?