Der von Gott erwählte Ort

„Und sie kamen an den Ort, den Gott ihm gesagt hatte.“ (1. Mo 22,9)

Der Ort, den Gott erwählt hatte, lag auf einem der Berge im Land Morija (1. Mo 22,2). Man nimmt an, dass auf diesem Berg später der Tempel Salomos gebaut wurde, nachdem David auf Gottes Befehl dort einen Altar gebaut und „den Ort bereitet hatte“ (2. Sam 24,18; 1. Chr 21,18; 2. Chr 3,1.2). Isaak, der auf diesem Berg im Bild geopfert und auferweckt wurde, ist, wie wir bereits sahen, ein Vorausbild des Herrn Jesus, der gestorben und auferweckt worden ist.

Finden wir hier vielleicht einen verborgenen Hinweis auf die Versammlung, den „heiligen Tempel im Herrn“, der gegründet ist auf den Tod und die Auferstehung des Herrn (Eph 2,21)? Die Versammlung ist auf den „Felsen“ Christus gebaut, den Sohn des lebendigen Gottes (vgl. Mt 16,16.18; 1. Kor 10,4). Nichts und niemand vermag dieses Fundament zu erschüttern. Spendet uns dieser Gedanke nicht Trost und Zuversicht in einer von Unruhe und Unbeständigkeit gekennzeichneten Welt, deren moralische Grundfesten wanken und zittern?

Der Name „Morija“ bedeutet „Jahwe wird ersehen“. Abraham stützte sich im Glauben auf diese Verheißung und wurde nicht enttäuscht. Mit dieser Zusage Gottes ging er den schweren Weg und „zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde gestärkt im Glauben, Gott die Ehre gebend“ (Röm 4,20).

Abraham baut den Altar

„Und Abraham baute dort den Altar und schichtete das Holz.“ (1. Mo 22,9)

Auf dem Berg baute Abraham den Anweisungen Gottes folgend den Altar und schichtete das Holz. Im Grundtext steht hier vor „Altar“ der bestimmte Artikel, mit dem gleichsam wie mit einem Finger auf eine Sache hingewiesen wird. Abraham hatte davor schon Altäre gebaut, aber hier baute er den Altar, auf dem er seinen eigenen Sohn opfern wollte.

Zwei Dinge kennzeichneten das Leben Abrahams: Altar und Zelt. Viermal lesen wir von ihm, dass er einen Altar baute (vgl. 1. Mo 12,7.8; 13,18; 22,9), und mehrmals wird sein Zelt erwähnt (vgl. 1. Mo 12,8; 13,3.18; 18,1.2.6.9.10). Das Zelt weist auf den Fremdlingscharakter hin, den sein Leben auf der Erde aufwies. Er hatte keine bleibende und feste Wohnstätte und war ein Fremder und Beisasse in dem Land, das Gott ihm als Erbteil verheißen hatte (vgl. 1. Mo 23,4; Heb 11,9.13). Als Heimatloser auf der Erde war sein Glaubensblick auf die himmlische Heimat gerichtet: „Er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Heb 11,10.14–16). Zugleich kannte und genoss er die Gemeinschaft mit Gott. Davon redet der Altar. Der verborgene Umgang mit Gott entschädigte ihn mehr als reichlich für den vermeintlichen Verlust an den Freuden dieser Welt und gab ihm die Kraft, sich von der Welt und ihrem Treiben fernzuhalten.

…und legt Isaak auf das Holz

„Und er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz.“ (1. Mo 22,9)

In diesen Versen wird uns Abraham als der Handelnde vorgestellt. Er baute den Altar und schichtete das Holz. Er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf das Holz. Er tat alles, was notwendig war, um seinen Sohn zu opfern.

Wie Abraham im Vorbild, so tat auch Gott, der Vater, alles, um die Frage der Sünde ein für alle Mal zu klären und ehemals verlorene Menschen an sein liebendes Vaterherz zu bringen. Gott selbst war es, der am Kreuz von Golgatha das Gericht über den Herrn Jesus brachte, weil Er mit unseren Sünden beladen war (vgl. Röm 8,3). „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (2. Kor 5,21).

Ausgerechnet Er, der ohne Sünde war und Gott während seines ganzen Lebens verherrlicht hatte, musste das Gericht über die Sünde erdulden. Doch der Glaube weiß: Gerade Er musste und nur Er allein konnte das erforderliche Opferlamm werden.