Ein Widder im Gestrüpp

„Und Abraham erhob seine Augen und sah: Und siehe, da war ein Widder hinten im Gestrüpp festgehalten durch seine Hörner.“ (1. Mo 22,13)

Gott ist nie ohne Ausweg. Gerade des Menschen Verlegenheiten sind seine Gelegenheiten. Auch in dem Moment, als ein (stellvertretendes) Opfer für Isaak nötig war, hatte Er einen Weg, um sich zu verherrlichen: Ein Widder, der im Gestrüpp durch seine Hörner festgehalten wurde, stand bereit.

Der Widder weist hin auf den Herrn Jesus, die Hörner auf seine göttliche Kraft (vgl. 5. Mo 33,17; Amos 6,13). Unser Heiland hat seine göttliche Kraft nicht eingesetzt, um sich selbst zu retten, sondern andere (vgl. Mt 27,42). Er hätte ohne weiteres vom Kreuz herabsteigen können, aber Er wurde – um in der bildhaften Sprache zu bleiben – „festgehalten durch seine Hörner“. Ja, es war die göttliche Kraft seiner Liebe, die Ihn am Kreuz festhielt und die den Nägeln Kraft gab, Ihn am Kreuz zu halten. Aufgrund seiner Vollkommenheit hätte Er jederzeit zu Gott zurückkehren können. Doch wie der hebräische Knecht, der seinen Dienst vollendet hatte, wollte Er aus Liebe zu Gott, zu seiner Versammlung und zu seinen Kindern nicht frei ausgehen (2. Mo 21,5). Seine Liebe war so groß, dass er bereit war, das Gericht eines lebendigen Gottes über unsere Sünden zu erdulden. Salomo stand unter dem Eindruck der Größe dieser Liebe, als er schrieb: „Denn die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, hart wie der Scheol ihr Eifer; ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs. Große Wasser vermögen nicht die Liebe auszulöschen, und Ströme überfluten sie nicht“ (Hld 8,6.7).

Stellvertretung

„Und Abraham ging hin und nahm den Widder und opferte ihn als Brandopfer anstatt seines Sohnes.“ (1. Mo 22,13)

Wenn auch der Begriff selbst in diesem Vers nicht erwähnt wird, so haben wir hier doch den Grundsatz der Stellvertretung. Der Widder starb anstelle von Isaak. Er nahm dessen Platz ein und starb stellvertretend für ihn. Durch das Opfer des Widders wurde Isaak vom Tod befreit.

Wie der Widder für Isaak, so starb Christus für uns. Er nahm am Kreuz von Golgatha unseren Platz ein. Die Kraft seiner Liebe brachte Ihn auf den Opferaltar, wo Er als unser Stellvertreter starb. „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe“ (1. Pet 3,18). Der Herr Jesus starb unseren Tod, damit wir sein Leben leben könnten.

Wir haben gesehen, dass Isaak an vielen Stellen in diesem Abschnitt ein Vorausbild auf Christus ist. Doch wie bei allen Vorausbildern im Alten Testament, so bleibt auch hier das Bild weit hinter der Wirklichkeit zurück, die allein in Christus zu finden ist. Für Isaak gab es einen Stellvertreter, einen Widder, der im Gestrüpp durch seine Hörner festgehalten wurde, aber für unseren Herrn gab es niemanden. Nein, niemand konnte Ihm dieses große und schwere Werk abnehmen. Unser Heiland musste selbst das Opferlamm werden. Er musste selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz tragen (1. Pet 2,24). Gott hat Ihn, seinen eigenen Sohn, nicht verschont, sondern Ihn für uns alle hingegeben (Röm 8,32).

„Jahwe-Jireh“ oder „Der Herr wird ersehen“

„Und Abraham gab diesem Ort den Namen: Der Herr wird ersehen; daher sagt man heute: Auf dem Berg des Herrn wird ersehen werden.“ (1. Mo 22,14)

Der Herr hatte in der Prüfung einen wunderbaren Ausgang geschaffen, so dass Isaak verschont werden konnte. Dabei hatte Abraham seinen Gott von einer ganz neuen Seite kennengelernt. Er hatte Ihn als einen Gott erfahren, der auch in aussichtslosen Situationen einen Ausweg schaffen kann. Daher nannte er diesen Ort „Jahwe-Jireh“ oder „Der Herr wird ersehen“. Noch Jahrhunderte später zeugte dieser Ort von der wunderbaren Erfahrung, die Abraham seinerzeit mit Gott gemacht hatte.

Wie oft haben Gläubige in, menschlich gesprochen, hoffnungslosen Situationen erlebt, dass Gott nie ohne Ausweg ist. „Wo der Menschen Hilf’ zu Ende, blieben mächtig seine Hände!“ Gerade in Situationen, wo kein Ausweg zu erkennen war, erlebten sie die Treue ihres Gottes, der nicht zuließ, dass sie über ihr Vermögen versucht wurden, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schuf, so dass sie sie ertragen konnten (1. Kor 10.13; vgl. 2. Kor 4,8). Der Herr möchte, dass auch wir solche Erfahrungen machen! Auch uns möchte Er sich als „Jahwe-Jireh“ vorstellen, als derjenige, der ersehen wird, der mit der Prüfung auch den Ausgang schaffen wird!