Wir kommen nun auf unserem „Streifzug“ zu den letzten drei kleinen Propheten: Haggai, Sacharja und Maleachi. Alle drei, vor allem aber Haggai, haben eine sehr direkte und aktuelle Botschaft für Christen von heute.

Kurze Einführung in die letzten drei kleinen Propheten:

Die neun kleinen Propheten, die wir bisher in unserem „Streifzug“ behandelt haben, wirkten im geteilten Reich Israel, und zwar überwiegend im Zwei-Stämme-Reich Juda, zum Teil auch im Zehn-Stämme-Reich Israel. Beide Reiche fielen nacheinander durch das Gericht Gottes: Sie wurden erobert und ihre Bevölkerung wurde ins Ausland weggeführt[1]. Später kehrten Teile der Stämme Juda und Benjamin aus Babel nach Jerusalem zurück.  Nach einer von Gott gewirkten Erweckung ließen die Juden recht bald in ihrer Hingabe, ihrem Eifer und ihrer Treue deutlich nach. Sie mussten – in unterschiedlichem Maß – korrigiert, angespornt und ermutigt werden. Dazu setzte Gott die drei Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi ein. Wegen der Parallelen zur heutigen Zeit fällt es bei diesen drei Propheten besonders leicht, ihre Botschaft persönlich zu nehmen.

Haggais und Sacharjas Dienst bewirkte, dass der Tempelbau, der zwischenzeitlich geruht hatte, abgeschlossen wurde (Esra 5,1.2; 6,15–18). Sacharjas Weissagungen brachten noch viele weitere prophetische Offenbarungen zu Tage. Deutlich später wies Maleachi die Rückkehrer ernst zurecht, da sie inzwischen in einen traurigen geistlichen Zustand gefallen waren.

Der Bote und die Botschaft:

Haggais Weissagung ist sehr einfach; er redet unverblümt. In zwei Kapiteln bringt er fünf Botschaften, die teils korrigieren und ermahnen, teils Mut machen und trösten sollen. Durch ihn redet Gott auch dem heutigen Leser direkt ins Leben, direkt ins Herz hinein: Baue am Haus Gottes (1,1–11). Wenn du dich erwecken lässt, dann bin ich mit dir (1,12–15). Sei nicht niedergeschlagen, wenn früher alles schöner war als heute – ich bin mit meinem Wort und meinem Geist bei dir (2,1–9). Deine Arbeit kann ich aber nur dann segnen, wenn du auf praktische Heiligkeit achtest (2,10–19). Wenn du deiner Verantwortung treu nachkommst, werde ich dich persönlich belohnen (2,20–23).

Streiflicht aus Haggais Prophezeiung:

„Steigt auf das Gebirge und bringt Holz herbei und baut das Haus, so werde ich Wohlgefallen daran haben und verherrlicht werden, spricht der Herr.“ (Haggai 1,8)

Da standen die Juden, ein Häuflein von knapp 50.000 Freiwilligen, im zerstörten Jerusalem. Sie waren dem Aufruf des persischen Königs Cyrus (in der Bibel Kores genannt) gefolgt und von Babel nach Jerusalem gereist, um den Tempel wieder aufzubauen. Sie hatten kaum Geld, und sie waren wenige. Eines aber hatten sie, und das war wichtiger: Sie waren von Gott erweckt worden (Esra 1,5).

Diese Erweckung trug Früchte: Die Rückkehrer – Gott nennt sie den treuen „Überrest“ der Juden – machten sich daran, den Tempel wieder aufzubauen. Doch es gab Probleme mit Feinden aus den umliegenden Provinzen. Der Bau am Tempel kam zum Erliegen; eine schöne, gottgewirkte Erweckung schlief wieder ein.

Lag es am äußeren Widerstand? Vielleicht auch. Haggai zeigt aber die tiefere Ursache: Die Juden meinten, es sei nicht an der Zeit, am immer noch verwüsteten Tempel zu bauen. Doch war es offenbar an der Zeit, ihre eigenen Häuser zu bauen, und nicht nur das, sondern sie auch zu täfeln – auszuschmücken also (1,4). Nach eifrigem Beginn ließen sie die Arbeit am Tempel ruhen; die eigenen Häuser hatten jetzt Vorrang.

Das konnte Gott nicht hinnehmen. Er hatte die Juden bereits mit Dürre heimgesucht, ihre Arbeit zur Erfolglosigkeit verdammt (1,6.9–11). Doch niemand schien zu bemerken, dass Er dadurch redete. Jetzt schickte Er Haggai. Der redete Klartext: „Baut das Haus“, war Gottes Auftrag. Das zu tun, war mit Mühe verbunden, man musste auf das Gebirge steigen und Holz holen. Aber das Entscheidende: Gott würde verherrlicht werden! Das war doch das Ziel der Juden – oder etwa nicht?

Hast du ein erwecktes Herz? Welcher Christ würde nicht mit „Ja“ antworten (wollen)? Sicher war mein Herz einmal erweckt – als ich Buße tat und mein persönliches Leben dem Willen Gottes unterstellte. Bald begann in meinem Leben, wenn es gesundes Wachstum gab, auch ein Bau am Haus Gottes (das ist laut 1. Tim 3,15 die Versammlung – oder Gemeinde – Gottes) – dadurch, dass ich versuchte, um Menschen zur Versammlung (das heißt zum Glauben an den Herrn Jesus) zu führen oder indem ich mich meinen Aufgaben gemäß von Ihm in der Versammlung gebrauchen ließ. Aber wie ist der aktuelle Stand? Gibt es an meinem Teil der Baustelle noch Fortschritt? Oder wird meine Arbeitskraft an anderen Baustellen, die nichts mit dem Haus Gottes zu tun haben, eingesetzt – und verbraucht? Bei den Juden waren es damals die eigenen Häuser. Mir fällt manche Baustelle in meinem Leben ein, die erfolgreicher war als meine Mitarbeit an Gottes Haus. Wenn es dir auch so geht, dann hör auf Haggais Aufruf: „Baut das Haus“!

[Entnommen aus der Zeitschrift „Folge mir nach“, www.folgemirnach.de]


[1] Vgl. den Leitfaden zum Studium der kleinen Propheten, FMN 6/2003, S. 20.21.