„Ich kenne die Meinen und bin gekannt von den Meinen“, sagt der Herr Jesus (Joh 10,14). Es ist ein tröstlicher Gedanke, dass er uns kennt. Er weiß, wie wir beschaffen sind, was wir benötigen. Er kennt uns durch und durch mit unseren Schwächen und Fehlern, und trotzdem liebt er uns und kümmert sich in wahrer Hirtenliebe um uns.

Ebenso erfrischend ist es, zu wissen, dass wir ihn kennen. Wir wissen, dass er für uns sein Leben gelassen hat und dass ihm an uns liegt.

Doch Johannes 10,14 geht noch viel weiter. Denn das „Kennen“ bedeutet hier nicht nur, zu wissen wer jemand ist. „Kennen“ ist hier der Ausdruck einer Beziehung zwischen zwei Personen. Wenn ich meinen kleinen Sohn frage, warum er nicht zu der alten Tante auf den Schoß gehen möchte, dann antwortet er: „Weil ich die gar nicht kenne.“ Und damit meint er nicht, dass er nicht weiß, wer das ist. Nein, er will damit ausdrücken, dass er keine Beziehung zu ihr hat. In diesem Sinn wird der Herr auch zu denen, die ihn nur mit den Lippen, aber nicht mit dem Herzen als Herrn bekannt haben, sagen: „Ich habe euch niemals gekannt“ (Mt 7,23). Und damit meint er nicht, dass er nicht wusste, wer sie waren, sondern dass er nie eine Beziehung zu ihnen gehabt hat.

Aber hier in Johannes 10 gibt es solche, die er kennt und die ihn kennen. Er ist für sie gekommen, hat sein Leben für sie gelassen, damit sie durch ihn ewiges Leben haben, „Leben im Überfluss“. Und der Besitz dieses Lebens hat sie in eine innige Lebensbeziehung zu diesem guten Hirten gebracht, die sie im Glauben genießen können. Und was für eine Qualität und Tiefe hat diese Beziehung! „Wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne.“ Die Beziehung zwischen uns und unserem Herrn ist von der gleichen Art und Qualität wie die Beziehung zwischen dem ewigen Vater und dem ewigen Sohn. Wie kann das sein? Weil wir das ewige Leben haben, Teilhaber der göttliche Natur sind, die in der Lage ist, den allein wahren Gott und den, den er gesandt hat, Jesus Christus, zu erkennen (Joh 17,3).

Und dann fügt der Herr Jesus noch einmal hinzu: „Und ich lasse mein Leben für die Schafe.“ So viel wert war ihm diese tiefe Beziehung zu uns, dass er sich selbst hingegeben hat. Und das ist das herrliche Ergebnis seiner Hingabe, dass er uns jetzt kennt – und wir ihn!