Es gehört zu der Liebe eines echten Hirten, dass er die Schafe vor drohenden Gefahren warnen und schützen möchte. Deshalb warnt der Apostel Petrus seine Briefempfänger in 2. Petrus 2 vor den falschen Lehrern, die unter ihnen aufstehen würden. In sieben Bildern und Vergleichen zeichnet er ab Vers 12 ein düsteres Bild von diesen Verführern, um den Gläubigen zu erklären, woran sie diese bösen Leute erkennen können. Diese Vergleiche enthalten aber auch für uns deutliche Warnungen.

1. Vergleich: Unvernünftige, natürliche Tiere (2. Pet 2,12.13a)

Tiere sind von Natur unvernünftig. Sie haben eine (sterbliche) Seele, aber keinen Geist. Nichts, was mit Gott in Beziehung treten kann. Sie sind mit dieser Erde verbunden, werden irgendwann gefangen oder verderben, das heißt, sie haben keine Zukunft.

Diese falschen Lehrer waren also Menschen, die keine Beziehung zu Gott haben. Ihr ganzes Streben ist rein auf die Erde ausgerichtet, und sie leben so, als gäbe es nach dem Tod nichts mehr. Wie wilde Tiere sind sie ungezügelt und hemmungslos, begehen ihre Sünden am hellen Tag (2. Pet 2,13). In den Augen der Menschen mögen manche dieser Lehrer faszinierend wirken, doch Gott hat ein anderes Urteil: „wie Tiere“.

Warnung für uns: Lasst uns nicht zu denen gehören, die „auf das Irdische sinnen“ (Phil 3,19). Richten wir nicht unser ganzes Streben nur auf die Erde, und leben wir nicht, als hätten wir keine Zukunft im Himmel. Beherzigen wir die Ermahnung des Apostels Paulus: „Sinnt auf das was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3,2)?

2. Vergleich: Flecken und Schandflecke (2. Pet 2,13b)

Diese Verführer mischen sich unter die Gläubigen, geben sich einen frommen Anstrich und wollen sogar an der Gemeinschaft der Gläubigen ihren Anteil haben („Festessen mit euch halten“). Sie kleiden sich mit dem (eigentlich) weißen Kleid des christlichen Bekenntnisses, halten aber unter christlichem Deckmantel an ihren Betrügereien fest.

Die wahren Christen stehen in Gefahr, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen, sie sogar zu ihren Liebesmahlen zuzulassen. Aber in Gottes Augen sind sie die „Flecken und Schandflecke“ auf dem Kleid des Christentums. Durch ihr unchristliches Leben bringen sie das christliche Zeugnis in Misskredit.

Warnung für uns: Machen wir nicht gemeinsame Sache mit Ungläubigen, auch wenn sie sich noch so einen christlichen Anstrich geben. Unser Zeugnis wird nicht dadurch glaubwürdig, dass wir uns in die Gesellschaft der Welt begeben, sondern indem wir uns trennen von ihrem bösen Treiben.

3. Vergleich: Augen voll Ehebruch (2. Pet 2,14a)

Diese falschen Lehrer führen oft ein ausschweifendes, unmoralisches Leben (vgl. 2. Pet 2,2). Doch man hat den Eindruck, dass der Ausdruck „Augen voll Ehebruch“ hier auch eine übertragene Bedeutung hat. Sie bekennen sich zu Christus, nennen sich Christen, aber ihre Augen suchen ständig nach anderen „Männern“, nach irdischen und sündigen Dingen, die ihre Herzen gefangen nehmen. Das Ende dieser Entwicklung ist „Babylon“, die Hure (Off 17; 18), ein Bild der von Christus gänzlich abgefallenen und mit der Welt vermischten Christenheit.

Doch diese Leute treiben nicht nur Ehebruch, sondern mit ihren „Augen voll Ehebruch“ versuchen sie auch noch, andere zu ihrem sündigen Treiben zu verleiten. Dabei haben sie es besonders auf die „unbefestigten Seelen“ unter den Gläubigen abgesehen.

Warnung für uns: Machen wir mit unseren Augen (auch mit den Augen des Herzens) einen Bund, und lassen wir sie nicht umherschweifen, sondern richten wir sie einfältig allein auf Christus (Lk 11,34).

4. Vergleich: Der Weg Bileams (2. Pet 2,15.16)

Drei Warnungen finden wir im Neuen Testament in Verbindung mit Bileam. Petrus warnt uns vor dem Weg Bileams. Bileam war habsüchtig und wollte geistliche Dinge als Mittel zum Gewinn benutzen (vgl. 1. Pet 5,2; 1. Tim 6,5). Judas warnt uns vor dem Irrtum Bileams (Jud 11). Bileams Irrtum bestand darin, dass er glaubte, gleichzeitig Prophet Gottes und Wahrsager sein zu können. Schließlich werden wir in Offenbarung 2,14 vor der Lehre Bileams gewarnt. Durch Bileams Rat wurde das Volk Israel zu bösen Verbindungen mit den Moabitern verleitet.

Damit ist Bileam ein Bild von bösen Lehrern, die selbst von niedrigen Beweggründen geleitet werden und auch andere zu sündigem Treiben verleiten wollen (2. Pet 2,14.18).

Doch Gott trat dem bösen Propheten entgegen und warnte ihn. Er machte seine Torheit völlig offenbar (vgl. 2. Tim 3,9): Bileam wollte der Seher sein und sah doch weniger als eine Eselin.

Warnung für uns: Prüfen wir unsere Motive. Suchen wir in unserem Dienst für den Herrn seine Ehre und nicht unseren eigenen Vorteil. Und wenn Gott uns warnt und Stoppschilder in den Weg stellt, dann wollen wir sie nicht missachten.

5. Vergleich: Quellen ohne Wasser und Nebel, vom Sturmwind getrieben (2. Pet 2,17.18)

Petrus warnt vor Leuten, die sich als Quellen anbieten, die mit Gottes Wort hantieren, aber deren Reden „stolz und nichtig“ sind. Rhetorisch mag manches ausgefeilt sein, aber es bringt keinen Segen und hält einer Überprüfung anhand der Bibel nicht stand.

Wie Nebel reden sie undurchsichtig und unklar, legen sich nicht fest, sind nicht zu greifen. Sie predigen, was gerade „in“ ist, hängen ihre Fahne nach dem Wind. Am Ende löst sich alles, was sie sagen, in nichts auf.

Warnung für uns: Wir wollen nicht „Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre“ (Eph 4,14). Lassen wir den Geist Gottes in uns wirken, so dass „Ströme lebendigen Wassers“ aus uns hervorkommen.

6. Vergleich: Sklaven des Verderbens (2. Pet 2,19)

Nun benutzt Petrus zur Beschreibung der Merkmale dieser falschen Lehrer noch das Bild der Sklaverei. Diese Menschen würden sich nie als Sklaven bezeichnen. Im Gegenteil: Sie propagieren mit ihrem zügellosen Leben größtmögliche Freiheit (nämlich indem man sich dem Wort Gottes gegenüber ungebunden fühlt). Aber diese vermeintliche Freiheit führt in die Sklaverei der Sünde, wie der Herr Jesus sagt: „Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht“ (Joh 8,34).

Der besessene Gardarener ist davon ein treffendes Bild. Keine Fessel konnte ihn binden, er war äußerlich frei. Aber es gab kaum einen Gebundeneren als ihn. Nur wen der Sohn freimacht, der wird wirklich frei sein (Joh 8,36). Und wie herrlich beschreibt Römer 6,16.23 diese Befreiung! Sie führt nämlich in eine neue Knechtschaft: „Von der Sünde freigemacht und Gott zu Sklaven geworden.“

Warnung für uns: Suchen wir nicht vermeintliche Freiheit im Eigenwillen und in der Sünde, sondern lassen wir uns immer wieder neu von der Liebe Christi überwältigen, denn „von wem jemand überwältigt ist, diesem ist er auch als Sklave unterworfen“ (2. Pet 2,19).

7. Vergleich: Der Hund und die Sau (2. Pet 2,20.22)

Ein Hund bleibt ein Hund, auch wenn er für eine Zeit nicht seiner natürlichen Neigung nachgeht, immer wieder zu seinem Ausgeschiedenen zurückzukehren. Und eine Sau bleibt eine Sau, auch wenn sie gewaschen ist. „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch“ (Joh 3,6; vgl. Jer 13,23). Die alte sündige Natur kann nicht kultiviert oder verbessert werden. Früher oder später wird sie sich wieder in ihrer alten Hässlichkeit zeigen.

Judas Iskariot war auch eine Zeit lang den „Befleckungen der Welt entflohen durch die Erkenntnis des Herrn und Heilandes Jesus Christus“. Selbst die anderen Jünger erkannten nicht, dass er kein echter Jünger war. Und auch Simon, der Zauberer, war bereits getauft, als sich zeigte, dass er nichts anderes als Geld und Ruhm im Sinn hatte. So gibt es viele, die sich äußerlich zum Christentum bekennen und auch von seinen Vorzügen profitieren, aber die doch nie im Herzen zu Gott umgekehrt sind. Weil sie aber den richtigen Weg kannten und ihn letztlich doch nicht gehen wollten, tragen sie für ihre ablehnende Haltung dem Wort Gottes und dem Herrn Jesus gegenüber eine umso größere Verantwortung (vgl. Heb 6,4.8; 10,26.31).

William Gurnall sagte einmal dazu: „Der fällt am tiefsten in die Hölle, der dem Himmel am nächsten war.“

Warnung für uns: Diese Verse sind nicht gedacht, um wahre Kinder Gottes, die noch Zweifel an ihrer Errettung haben, zu verunsichern (denn Kinder Gottes sind nicht nur den Befleckungen der Welt entflohen, sondern dem Verderben; 2. Pet 1,4). Sie sind aber sehr wohl eine Warnung an alle bloßen Bekenner. Deshalb die Frage: Bist du echt? Bist du schon von neuem geboren? Um im Bild zu bleiben: Das Schaf fällt zwar auch mal in den Dreck. Aber es fühlt sich dort nicht wohl und ist froh, wenn es wieder herausgezogen wird.