„Und er sprach: Abba, Vater ...“ (Mk 14,36)

In Gethsemane nennt der Herr Jesus Gott nicht den Herrn des Himmels und der Erde (vgl. Mt 11,25), sondern redet Ihn mit „Vater“, „mein Vater“ und „Abba, Vater“ an. Selbst als der mächtige Schatten des Kreuzes Ihn zu Boden wirft lebt Er ganz bewusst in der vertrauten Beziehung, die Er als Sohn zum Vater hat. Da gab es keine Distanz oder förmliche Zurückhaltung. Stattdessen offenbaren die Worte „Abba, Vater“ sein vollkommenes Vertrauen und seine tiefe Zuneigung zu dem, der gemeinsam mit Ihm nach Golgatha ging (vgl. 1. Mose 22,6).

Das Wort „Abba“ ist aramäischen Ursprungs und bedeutet soviel wie „Papa“. Es war das übliche Wort, mit dem Kinder im engen Familienkreis ihren Vater anredeten. Im Neuen Testament kommt es neben der Stelle im Markus-Evangelium nur noch zwei mal vor – und beide Male wird damit die wunderbare Beziehung und Stellung verdeutlicht, die wir als Kinder und Söhne Gottes empfangen haben (vgl. Rom 8,15; Gal 4,6)!

Zu Gott „Abba, Vater“ zu sagen war für die Juden damals unerhört und völlig undenkbar. Da die Israeliten unter das Gesetz geknechtet waren, fürchteten sie sich vor Gott. Wir dagegen dürfen heute in der Freiheit der Söhne Gottes mit Vertauen und Freimütigkeit in die Gegenwart des Vaters treten (vgl. Eph 2,18). „Der Vater selbst hat euch lieb“, sagte der Herr Jesus zu seinen Jüngern, um sie zu ermutigen direkt zum Vater zu beten (Joh 16,27). Wir besitzen das unfassbare Vorrecht den Vater so anzusprechen zu dürfen, wie der Sohn Ihn in innigster Gemeinschaft angeredet hat! Niemand sonst hat das Recht mit Gott in einer so vertrauten und intimen Weise zu sprechen wie diejenigen, die der Vater mit der gleichen Liebe liebt, mit der Er auch den Sohn liebt (vgl. Joh 17,23.26)!

Je größer die Not, desto wichtiger, dass wir bewusst in der Beziehung leben, in die wir durch Gnade gestellt worden sind. Genießen wir die Beziehung, die wir als Kinder und Söhne zum Vater haben? Welche konkreten Auswirkungen hat das Bewusstsein dieser Beziehung und Stellung auf unser Gebetsleben? Wie kommt es, dass in unserem Leben so oft die Freude fehlt, obwohl Johannes schreibt, dass sie aus der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn hervorgehen sollte (vgl. 1. Joh 1,3–4)?