Bete, bis du betest!

„Und er ließ sie, ging wieder hin, betete zum dritten Mal und sprach wieder dasselbe Wort“ (Mt 26,44).

Dreimal betet der Sohn Gottes in Gethsemane für jeweils eine Stunde. Mit Dringlichkeit bringt Er seine Anliegen wiederholt vor den Vater. Hätten fünf Minuten dafür nicht auch gereicht? Nein! Er brauchte Zeit, um sein Herz so lange vor Gott auszuschütten, bis Er auf den Knien zur Ruhe kam.

Dass Er dasselbe Wort redete, bedeutet sicherlich nicht eine buchstäbliche Wiederholung jeder Formulierung, die Er in den Gebeten benutzte (vgl. Mt 6,7). Es bedeutet, dass Er mit Inbrunst und Intensität die gleichen Anliegen wiederholt vor dem Vater ausbreitete. In seinem ersten Gebet sagt Er: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Beim zweiten Mal betet Er: „Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille.“ Beim dritten Mal spricht Er „wieder dasselbe Wort“ (Mt 26,39.42.44).

Wenn du beginnst, für eine Sache zu beten, dann gib nicht auf, bis du sie erhalten hast oder bis Gott dir ganz klar gemacht hast, dass es nicht sein Wille ist, sie dir zu geben. Bete so lange und intensiv, bis du dir sicher bist, dass du kein Selbstgespräch führst, sondern dass dein Gebet über die Zimmerdecke hinaus wirklich vor dem Thron der Gnade angekommen ist.

Spurgeon schreibt dazu: „Spanne keine zwei Pfeile gleichzeitig auf den Bogen – sie werden beide das Ziel verfehlen. Bitte Gott so lange inständig um eine Sache, bis du gesiegt hast; und dann flehe für die nächste. Bekomme die erste Antwort und dann geh zur zweiten. Gib dich nicht damit zufrieden, dass die Farben deines Gebets ineinander überlaufen, bis sie irgendwann kein klares Bild mehr ergeben.“

Wie oft beten wir fünfzehn Sekunden für ein Anliegen, um dann direkt zum nächsten überzugehen. Ist es nicht oft so, dass wir nur wenige Minuten nach der Zeit auf den Knien schon gar nicht mehr richtig wissen, wofür wir alles gebetet haben? Ist es vielleicht an der Zeit, dass wir unsere Gebetsgewohnheit mal überdenken und evtl. auch korrigieren? Wagen wir uns für ein und dieselbe Sache so lange intensiv zu flehen, bis Gott uns das Bewusstsein schenkt, dass das Gebet „angekommen“ ist, erhört wurde oder Er uns ruhig darüber macht, dass es nicht sein Wille ist?