Drei Jahre hat es in Israel nicht mehr geregnet. Da kommt es eines Tages zu einer denkwürdigen Begegnung: Zwei hochrangige Gesandte treffen aufeinander. Der eine ein Bote des allmächtigen Gottes, der andere ein Beamter des Königs von Israel. Es sind Elia und Obadja.

Größer könnten die Unterschiede zwischen diesen beiden Männern nicht sein. Der eine steht vor dem Angesicht des Herrn, lebt in ständiger Gemeinschaft mit ihm, bereit, jeden Befehl Gottes sofort auszuführen. Gott hatte ihn von Ort zu Ort gesandt und zuletzt der Fürsorge einer Witwe anvertraut, wo er in ärmlichsten Umständen den unerschöpflichen „Reichtum des Christus“ (Mehl und Öl) genossen hatte, während die Welt in Person des gottlosen Königs Ahab ihn hasste.

Der andere wurde auch von Ort zu Ort gesandt, jedoch nicht im Auftrag Gottes, sondern als zweiter Mann hinter Ahab, genau jenem Mann, der den Mann Gottes hasste und verfolgte. Während Elia das Wohl des Volkes suchte und bereits das Wunder Gottes vor Augen hatte, dass es nach drei Jahren Dürre wieder Regen geben würde, suchte Obadja in geheimer Mission seines gottlosen Herrn das Land nach Gras für Pferde und Maultiere ab. Obwohl ein gläubiger Mann, musste er diese niedere Entscheidung des Königs mittragen, Futter für Tiere zu suchen, während das Volk vor Hunger verschmachtete. Der lang ersehnte Regen würde für ihn nicht weniger überraschend kommen wie für den gottlosen König.

Er fürchtete den HERRN sehr, aber nach Sprüche 3,7 gehört das Weichen vom Bösen auch dazu. Doch da haperte es bei Obadja, denn die Freundschaft der Welt ist Feindschaft gegen Gott. Wahrscheinlich gehörte er zu den reichsten Leuten des Landes; niemand beschuldigte ihn, Israel in Trübsal gebracht zu haben, aber während er der „Schmach des Christus“ entging, entbehrte er auch dessen Reichtum. Er wirft sich vor Elia nieder, nennt ihn „mein Herr“ und anerkennt damit die niedrigere Stufe gegenüber dem Mann Gottes und ist doch gleichzeitig der wahrscheinlich höchste Beamte Israels. So nennt er Gott den Gott Elias und rechnet damit, dass Gott seinen Knecht jederzeit vor den Nachstellungen Ahabs beschützen würde, aber selbst kann er diesen Schutz für sich nicht in Anspruch nehmen. Elia begegnet ihm kühl. Er lebt in Gemeinschaft mit seinem Gott und kann daher keine herzliche Gemeinschaft mit einem haben, der einen Götzendiener seinen Herrn nennt.

Elia ist in völliger Ruhe, obwohl er der meistgesuchte Mann im Reich ist, während Obadja voller Unruhe fragt: „Was habe ich gesündigt?“, als Elia ihn beauftragt, als sein Vorläufer zum König zu gehen. Damit offenbart Obadja sein schlechtes Gewissen und zeigt, dass das mutige Verstecken der Propheten vor der Inquisition Isebels heute nicht mehr viel mehr als ein Alibi für seinen falschen Platz ist, an dem er sich befindet. Elia ist mit dem Himmel in glücklicher Verbindung, während der arme Obadja völlig in weltlichen Dingen verstrickt ist und den Mut nicht aufbringt, vom Kommen dessen zu zeugen, den die Welt hasst. Ja, auch bei ihm selbst hatte dieses Kommen keine Freude ausgelöst; wie sollte es auch, wenn man mit den „Feinden des Kreuzes Christi“ gemeinsame Sache macht.

Wie wird der Herr uns antreffen, wenn er kommt?