„Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel“, sagt Jakobus (Jak 5,16). Und dann führt er Elia als Beispiel an. Dessen Gebet hatte bewirkt, dass es dreieinhalb Jahre nicht geregnet hatte in Israel. Dann betete er wieder und „der Himmel gab Regen“. Wie muss man beten, dass man solche Antworten aus dem Himmel bekommt?

Dass Elia vor den dreieinhalb Jahren Dürre für das Ausbleiben des Regens gebetet hatte, wissen wir nur aus der Jakobus-Stelle. Aber über das Gebet nach den dreieinhalb Jahren finden wir etwas in dem Bericht von 1. Könige 17. Und das gibt uns wertvolle Hinweise auf die Voraussetzungen für ein wirksames Gebet.

1. „Elia aber stieg auf den Gipfel des Karmel.“

Dort in der Zurückgezogenheit und Abgeschiedenheit des Berges konnte Elia ungestörte Gemeinschaft mit seinem Gott genießen. Praktisch bedeutet das für uns: Für ein wirksames Gebet brauchen wir einen abgeschiedenen Ort. Deshalb die „Empfehlung“ des Herrn: „Wenn du betest, so geh in deine Kammer“ (Mt 6,6). Moralisch heißt das: Wir müssen uns trennen von Sünde und irdischen und weltlichen Einflüssen, von allem, was uns hindert, ungestörte Gemeinschaft mit Gott zu haben. Nur mit innerer Sammlung und Konzentration und mit „heiligen Händen“ (1. Tim 2,8) können wir das inbrünstige Gebet eines Gerechten beten.

2. „Und er beugte sich zur Erde und legte sein Angesicht zwischen seine Knie.“

Wenn man, wie Elia, vor Gottes Angesicht steht (1. Kön 17,1), dann verbirgt man sein eigenes Angesicht. Im Bewusstsein der Größe Gottes wird man selbst klein und erkennt seine Abhängigkeit von Gott. Auf dem Gipfel des Berges erniedrigt sich das Herz, aber umso höher steigt das Gebet. Wir kommen dann nicht mit Forderungen zu Gott, sondern sagen mit Abraham: „Ich habe mich erkühnt, zu dem Herrn zu reden, und ich bin Staub und Asche“ (1. Mo 18,27). Eine solch niedrige innere Haltung darf sich auch ruhig in einer gebeugten äußeren Haltung ausdrücken.

3. „Und er sprach zu seinem Diener: Geh doch hinauf, schau zum Meer hin.“

Zum Beten gehört zwingend das Wachen (vgl. Kol 4,2; Eph 6,18). Wie oft haben wir gebetet und sind aufgestanden, ohne mit einer Antwort zu rechnen, geschweige dann darauf zu warten. Doch Elia lässt Ausschau halten, ob sich bereits die Erhörung zeigt. Ebenso handelte Habakuk: „Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen und will spähen, um zu sehen, was er mit mir reden will“ (Hab 2,1). Der Knabe Elias berichtet: „Es ist nichts da.“ Das ist oft auch unsere Erfahrung. Das Gebet ist keine Bestellung, die am nächsten Tag geliefert wird. Gott lässt uns manchmal warten, weil er eine andere Zeitrechnung hat als wir und auch besser übersieht, was gut für uns ist.

4. „Und er sprach: Geh wieder hin, siebenmal.“

Wie zum Beten das Wachen gehört, gehört zum Wachen das Anhalten (Eph 6,18). Was können wir noch tun, wenn wir beten und sich nichts tut? Die Antwort ist einfach: weiter wachen. „Wir können Gott nicht drängen. Wir denken an das, was uns lieb ist; Gott denkt an das, was zu seiner Verherrlichung und zu unserem Nutzen gereicht“ (Hamilton Smith). Vielleicht bist du schon einmal „hingegangen“ und es war nichts zu sehen. Geh siebenmal hin. Warte und rechne mit der Antwort Gottes, sie wird kommen – zu seiner Zeit.

„Siehe, eine Wolke, klein wie die Hand eines Mannes.“

Das ist die Erhörung! Der Glaube Elias erblickt hinter der Wolke in Form einer Männerhand die Hand Gottes. Wer auf Gott vertraut und im Glauben betet, „ohne irgend zu zweifeln“ (Jak 1,6), der entdeckt hinter scheinbar kleinen Dingen und Ereignissen die Hand des großen Gottes, der bereit und in der Lage ist, durch das inbrünstige Gebet eines Gerechten viel zu bewirken.