„Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, dass in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse. Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an und wisst nicht, was; wir beten an und wissen, was, denn das Heil ist aus den Juden. Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten“ (Joh 4,20–24).

In diesen Versen geht es um die christliche Anbetung. Sie steht im Gegensatz zur jüdischen Anbetung, die an einen einzigen Ort gebunden und materieller Natur war (vgl. 5. Mo 12,5.11; 14,23; 1. Kön 11,36). Aus den vor uns liegenden Versen lassen sich mindestens sieben Kennzeichen entnehmen, die für die christliche Anbetung typisch sind.

Sie ist nicht an einen geografischen Ort gebunden.

Im Gegensatz zum jüdischen Gottesdienst ist die christliche Anbetung nicht an einen bestimmten geografischen Ort gebunden (Joh 4,21). Während beim jüdischen Gottesdienst das Wo entscheidend war, ist bei der christlichen Anbetung das Wie ausschlaggebend. Natürlich findet die christliche Anbetung an einem bestimmten Ort statt, aber nicht der Ort an sich ist entscheidend, sondern die Art und Weise, wie die Anbetung dargebracht wird.

Sie kann nur von wahrhaftigen Anbetern dargebracht werden.

Christliche Anbetung kann nur von solchen dargebracht werden, die das „lebendige Wasser“ getrunken haben (Joh 4,10.14). Wahrhaftige Anbeter sind Gläubige der christlichen Haushaltung, in denen der Heilige Geist wohnt und die das ewige Leben besitzen (Joh 4,23; vgl. Joh 3,16; Eph 1,13). Sie haben Heilsgewissheit und kennen Gott als ihren Vater, der sich im Herrn Jesus völlig offenbart hat (vgl. Joh 1,18).

Sie ist freiwillig.

Christliche Anbetung ist freiwilliger Natur (Joh 4,23). Gott hätte sich auch Anbeter erschaffen können, aber Er sucht freiwillige Anbeter, die Ihn in Geist und Wahrheit anbeten. Der Vater sucht nach Herzen, die Ihm zugewandt und erfüllt sind von dem, was sie in seinem geliebten Sohn gesehen und gefunden haben. Das Herz, das die völlige Offenbarung des Vaters im Sohn kennt und genießt, wird in Anbetung des Vaters und des Sohnes überfließen.

Sie ist im Geist.

Die christliche Anbetung ist geistlicher Natur und entspricht damit dem Wesen Gottes (Joh 4,24). Gott ist ein Geist, und die Ihn anbeten, müssen in Geist, d.h. auf geistliche Weise, anbeten. Dies steht in deutlichem Gegensatz zum jüdischen Gottesdienst, der materieller Natur war. Natürlich soll die christliche Anbetung auch in der Kraft des Geistes erfolgen, doch geht es hier nicht um den Heiligen Geist als Person, sondern um den Charakter der Anbetung.

Sie ist in Wahrheit.

Die christliche Anbetung ist in Wahrheit, d.h. in Übereinstimmung mit der Wahrheit, wie sie im Herrn Jesus offenbart und im Wort Gottes niedergelegt wurde (Joh 4,24). Sie fußt auf dem, was der Herr Jesus von sich und dem Vater offenbart hat. Jede Anbetung, die in Wort oder Handlung von der Wahrheit des Wortes Gottes abweicht, kann Gott nicht als Anbetung annehmen. Letztendlich muss unser ganzes Leben in Übereinstimmung mit den Gedanken der Heiligen Schrift sein.

Sie ist ein Vorrecht.

Wenn es um die Anbetung des Vaters geht, steht das hohe Vorrecht der Kinder Gottes im Vordergrund (Joh 4,23). Kinder Gottes dürfen dem Vater nahen und Ihm Anbetung bringen. Der Vater sucht nicht Anbetung, sondern Anbeter. Zeigt dies nicht das tiefe Verlangen seines Herzens? So wie der Herr Jesus als der Heiland der Welt verlorene Sünder sucht, so sucht der Vater Anbeter, die Ihn in Geist und Wahrheit anbeten.

Sie ist eine Verantwortung.

Während es in Vers 23 um die Anbetung des Vaters geht, geht es in Vers 24 um die Anbetung Gottes. Wenn es um die Anbetung Gottes geht, steht nicht das Vorrecht der Kinder Gottes im Vordergrund, sondern die Verantwortung der Priester. Als Priester Gottes dürfen wir Gott in der Annehmlichkeit des Herrn Jesus nahen und Ihm Opfer des Lobes darbringen (vgl. Heb 13,15). Doch die Anbetung Gottes ist nur auf dem Weg möglich, den Gott in seinem Wort aufgezeigt hat (vgl. „müssen“).

Zusammenfassung

Fassen wir zusammen:

• Christliche Anbetung ist nicht an einen geografischen Ort gebunden.
• Sie kann nur von solchen dargebracht werden, die von neuem geboren sind und ewiges Leben haben.
• Sie ist freiwilliger Natur.
• Sie ist geistlicher Natur.
• Sie ist in Übereinstimmung mit der Wahrheit des Wortes Gottes.
• Sie ist ein Vorrecht aller Kinder Gottes.
• Sie ist eine Verantwortung der Priester Gottes.