Noch einmal bedroht, kehren Petrus und Johannes zu ihren Mitchristen zurück. Wie würden sie jetzt reagieren? Resigniert aufgeben? In Deckung gegen? Doch nachdem sie berichtet hatten, was geschehen war, treten sie gemeinsam vor Gott im Gebet. Und um was beten sie? Um Rache? Vergeltung? Gericht? Schutz für sich?

Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, dein Wort zu reden mit aller Freimütigkeit“ (Apg 4,29).

Ja, die Drohungen waren nicht an ihnen vorübergegangen. Sie waren vollkommen realistisch. Hier wurde auch nichts schöngeredet. Aber ihre Gottesfurcht war größer als ihre Menschenfurcht! Sie bringen die Drohungen vor Gott und beten dann, dass da nichts sei, was sie zurückhält, dem Befehl gehorsam zu sein, den sie von ihrem Herrn erhalten hatten. Mochte Satan ihnen drohen, sie würden kühn, mutig und frei heraus seinem Gebot gehorsam bleiben, in dem Bewusstsein, dass Gott für sie ist. Interessanterweise lesen wir eben nichts davon, dass sie um Schutz bitten. War ihnen das egal? Selbstverständlich? Es scheint, dass es ihnen nicht darauf ankam. Gehorsam zu sein, das war die Devise!

Gott erhört in seiner Gnade dieses Gebet auf eindrückliche Weise. Er tat es damals; er tut es auch heute noch, wenn wir ihn bitten. Sicherlich werden die ersten Tage der Christenheit, was die Zeichen und Wunder angeht, nicht wieder zurückkehren. Aber lasst uns keinen Augenblick daran zweifeln, dass Gott immer noch derselbe ist (Heb 13,8; Jak 1,17) und dass der Heilige Geist auch heute noch in gleicher Weise in uns wirken möchte, indem er uns Freimütigkeit schenkt, das Wort Gottes zu reden, und Kraft in unsere Worte legt.

Gottes Wort fordert uns auf:

Predige das Wort, halte darauf zu gelegener und ungelegener Zeit“ (2. Tim 4,2).

Wir wollen dabei beachten, dass die Situation der verfolgten Christen eine andere ist als die unsrige. Das bedeutet: Die Art und Weise des Predigens des Wortes Gottes wird bei ihnen eine andere sein als bei uns. Sie fürchten sich nicht, trotz aller Drohungen, und reden und schweigen nicht – durch Mittel und Wege, die ihnen zur Verfügung stehen. Schauen wir auf unsere Situation in unseren westlichen Ländern, so ist es eindeutig, dass wir eine unvergleichliche Freiheit besitzen. Wir stehen ja sogar unter dem Schutz des Grundgesetzes und können uns auf Artikel berufen, die uns das Recht geben, frei unsere Religion auszuüben und frei unsere „Meinung“ kundzutun. Daher wollen wir auch die Worte eines Christen, der aufgrund seines Glaubens verfolgt, verhaftet und gefoltert wurde, ganz besonders heute zu Herzen nehmen: „Gib nie in der Freiheit das auf, was wir in der schlimmsten Verfolgung nicht aufgegeben haben!“