Geschichtliche Beschreibungen haben in der Schrift gewöhnlich eine prophetische Dimension. Das gilt auch für das bewegte Leben Josephs. Lasst uns ein paar Punkte ins Auge fassen und daran denken, dass Joseph auf Jesus hinweist:

  1. In 1. Mose 37 finden wir, dass Joseph von seinen eigenen Brüder an midianitische Männer verkauft wurde. Joseph wurde in der Hände der Nationen überliefert. – Das spricht von der Verwerfung des Herrn Jesus durch seine Brüder nach dem Fleisch, die Juden. Er kam in das Seinige und die Seinigen nahmen ihn nicht an. Die Juden überlieferten Jesus an Pilatus, dem römischen Statthalter, damit er gekreuzigt würde (Markus 15,1).
  2. 1. Mose 38 beschreibt die Folgen dieser Verwerfung für die Juden. Anhand der Geschichte Judas wird deutlich, dass Zerstreuung und Vermischung mit der sündigen Welt die Juden charakterisieren würde. (Hierbei möchte ich vermerken, dass ausgerechnet Juda es war, der seinen Bruder verkaufte. Juda wird auch in 1. Mose 38 in den Vordergrund gerückt. Es geht eben um die Geschichte der Juden. Und in 1. Mose 44 legt Juda das entscheidende Schuldbekenntnis vor Joseph ab.)
  3. 1. Mose 39 zeigt, dass Joseph auch von Seiten der Ägypter leiden musste. Er wurde ins Gefängnis geworfen. Hier war nicht Neid das Motiv, wie bei seinen Brüdern, sondern die Misere resultierte aus Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit. Potiphar ahnte womöglich, dass Joseph unschuldig angeklagt wurde. Aber er wollte seine Frau, die Anklägerin, nicht öffentlich brüskieren und warf den Sklaven Joseph darum ins Gefängnis (dass er ihn nicht töten ließ, nährt die Vermutung, dass er wusste, dass da etwas nicht stimmte). – Pilatus erkannte, dass die Juden Jesus aus Neid überliefert hatte (Markus 15,10). Er war von seiner Unschuld völlig überzeugt. Dennoch verurteilte er Jesus ungerecht zum Tode, da er der Menge einen Gefallen tun wollte (Markus 15,15).
  4. 1. Mose 40: Der unschuldig ins Gefängnis geworfene Joseph war dort nicht allein – es wurden auch der Mundschenk und der Bäcker an den Ort gebracht, wo Joseph gefangen war (1. Mose 40,1.3). Beide hatten sich, im Gegensatz zu Joseph, etwas zu Schulden kommen lassen. Joseph wird für diesen beiden Männern zu einer Schlüsselfigur: Dem einen kündigt er Gericht an und dem anderen spricht er von seiner Begnadigung. Und Josephs Worte treffen ein. Der Bäcker wird gehängt und der Mundschenk darf wieder vor dem König stehen. – Sehen wir da nicht eine Parallele zum Kreuz? Dort hing der Herr Jesus als einer, der völlig unschuldig verurteilt worden war. Auch ihn umgaben zwei Männer; und diese empfingen, was ihre Missetaten wert waren. An Christus, der in der Mitte hing, entschied sich der beiden Männer „Schicksal“. Der eine spottete nur über Christus und wird kurz darauf im Hades gequält worden sein; der andere aber vertraute dem Herrn und bekam die herrlichen Worte zu hören, dass er am selben Tag mit Christus im Paradies sein würde.
  5. 1. Mose 41: Der von seinen Brüdern verworfene und von der Welt vergessene wurde nach Gottes Ratschluss zum Herrscher der Welt gemacht. Er sitzt auf dem Thron Pharaos und ist der Zweite nach ihm. Schließlich kommen sieben Jahre des Überflusses und danach sieben Jahre des Mangels. Joseph erweist sich als Retter der Welt. – Der verachtete Jesus von Nazareth wird von Gott erhöht. Er setzt sich auf den Thron Gottes und wird zum Herrn und Christus gemacht. Die sieben Jahre des Überflusses sind ein Hinweis auf die Gnadenzeit, wo die Gnade überströmend ist. Die Menschen dieser Welt ignorieren das aber. So lesen wir nicht, dass die Ägypter selbst irgendwelche Reserven sich aufgehäuft hätten, sie sind sorglos im Blick auf die Zukunft. Joseph zieht aber durch das Land und sammelt das Korn in die Scheune, gleichwie auch Christus in der jetzigen Zeit wirksam ist, um ein Volk sich aus der Welt zu sammeln für seinen Namen. Nach Ablauf dieser Zeit wird er die siebenjährige Drangsalszeit kommen, in der Hungersnot herrschen wird (und zwar sowohl im buchstäblichen als auch im übertragenen Sinn; Offenbarung 6,5–6 und Amos 8,11).                   
  6. 1. Mose 42 – 50: In der Bedrängnis der Hungersnot geraten die Brüder Josephs wieder ins Blickfeld, von denen lange Zeit nicht mehr die Rede war. Joseph muss hart mit ihnen handeln, um sie von ihrer Selbstgerechtigkeit zu lösen und zu einem Schuldbekenntnis ihrer schrecklichen Sünde (der Verwerfung ihres Bruders) zu führen. Lange Zeit erkennen sie ihn nicht, während er sie erkennt. Schließlich kann er sich ihnen offenbaren und ihnen reichen Segen geben. – In der Drangsalzeit, nach der Entrückung der Gläubigen, wird der Herr Jesus bei seinem Brüder nach dem Fleisch, den Juden, wieder anknüpfen. Sie müssen durch Tiefen geführt werden, damit sie dahin kommen, ihn als den Messias zu erkennen, den sie einst verachtet haben. Doch der Überrest wird es verstehen lernen und in die Segnungen des Reiches eingehen dürfen.