Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und [dem] Königtum und [dem] Ausharren in Jesus, war auf der Insel, genannt Patmos, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen“ (Offenbarung 1,9).

Das letzte Buch der Bibel nennen wir allgemein „Die Offenbarung“. Die ersten Verse dieses Buches beschreiben uns dann, dass Gott selbst der Ursprung dieser Offenbarung ist. Gott hat dem Herrn Jesus eine Offenbarung gegeben: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab“ (Off 1,1). Inhalt und Mittelpunkt dieser Offenbarung ist dabei der Herr Jesus selbst. Durch einen Engel wird nun dem Apostel Johannes das Zeugnis dieser Offenbarung übermittelt und anvertraut.

Als Johannes dieses Zeugnis anvertraut bekam (um das Jahr 95 n.Chr.), befand er sich auf der sehr unwirtlichen, kahlen und kleinen Insel Patmos, die sich im Ägäischen Meer befindet. Wahrscheinlich unter dem römischen Kaiser Domitian war Johannes auf diese Insel in die Verbannung geschickt worden. Sehr sachlich, ohne irgendeine Klage oder eine Erwähnung der Verhaftung, des Prozesses und der Verhandlung, die der Verbannung wohl vorausgegangen waren, schreibt Johannes selbst, dass er dort „um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen“ (Off 1,9) war.

Satan hat immer seine Marionetten, sei es Judas, der den Herrn verriet, seien es die Führer des Volkes, die alles daran legten, den Herrn zu beseitigen, oder sei es der römische Machthaber Pilatus, der den Herrn schließlich zum Tode am Kreuz verurteilte. Es war ihre „Stunde und die Gewalt der Finsternis“ (Lk 22,53) gewesen, als der Herr der Herrlichkeit (vgl. 1. Kor 2,8) in die Hände von Sündern überliefert worden war (vgl. Mt 26,45).

Gute 65 Jahre später erfährt „der Jünger, den Jesus liebte“ (vgl. Joh 20,2; 21,7), wie er, von derselben Macht, die bereits seinen Herrn an das Kreuz gebracht hatten, als Verbrecher gebrandmarkt wird. Schon in Apostelgeschichte 4 und 5 sehen wir, wie dieser treue Jünger unerschrocken und gehorsam vor dem Synedrium Zeugnis von dem Herrn Jesus ablegt. Seine Treue war kein Strohfeuer gewesen, sondern hatte all die Jahre im Dienst für seinen Herrn angedauert. Nun hatte er sogar den Zorn des römischen Machthabers auf sich gezogen und war auf das (vermeintliche) „Abstellgleis“ gestellt worden: Auf der Insel Patmos wollte man ihn isolieren und unschädlich machen, bis dann der Tod das „Problem“ ganz gelöst hätte.

Schon bei der Kreuzigung des Herrn hatte es für eine kurze Zeit so geschienen, als habe das Böse einen Sieg errungen. Selbst die Jünger hatte Verzweiflung und Niedergeschlagenheit gepackt. Sie hatten sich die Sache so anders vorgestellt (vgl. Lk 24). Und doch hat der Herr durch seinen Tod einen wunderbaren Sieg errungen: „Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch [der] Knechtschaft unterworfen waren“ (Heb 2,14.15).

Wir wollen festhalten: Gott sitzt im Regiment! Er kommt an sein Ziel, mag Satan auch angreifen und wüten, wie er will. Das gilt auch für Gottes Diener. Johannes wurde verbannt, und auch Paulus musste in römische Gefangenschaft gehen. Doch das ist nur die eine Seite. Die andere Seite ist, dass Gott die Umstände nutzt und seine Diener in die Stille und Abgeschiedenheit führt, um sie zu einem besonderen Dienst zu verwenden. Wie viele Briefe sind aus dem römischen Gefängnis geschrieben worden und sind bis heute den Gläubigen ein reicher Segen? Und so nutzt Gott das „römische Abstellgleis“ für die Abgeschiedenheit seines Knechtes, um ihn dieses Buch der Offenbarung schreiben zu lassen, dessen Studium heute noch mit einer Verheißung verbunden ist: „Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe“ (Off 1,3).

Jedes Kind Gottes darf heute noch glaubensvoll seine „Augen“ erheben und Jesus sehen, „der ein wenig unter [die] Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt – so dass er durch Gottes Gnade für alles [den] Tod schmeckte“ (Heb 2,9). Dort hat er „sich auf immerdar gesetzt zur Rechten Gottes, fortan wartend, bis seine Feinde hingelegt sind als Schemel seiner Füße“ (Heb 10,12.13). Oft haben wir vornehmlich das Kommen des Herrn Jesus zur Entrückung vor uns (vgl. 1. Thes 4). Zurecht, denn es ist das nächste große Ereignis, das wir hier auf der Erde erwarten. Mit Johannes und allen Gläubigen dürfen wir aber auch an dem Ausharren des Herrn Jesus teilhaben (vgl. Off 1,9), bis dass der Herr Jesus in großer Macht und Herrlichkeit auf dieser Erde öffentlich erscheinen wird und alle Rechte und jede Ehre bekommt, die ihm zustehen.

„Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus!“ (2. Thes 3,5).