„Die Liebe denkt nichts Böses“ (1. Kor 13,5; siehe Anmk. Elberfelder Übersetzung). 

Die Liebe setzt bei anderen nicht grundlos etwas Schlechtes voraus. Wer die gesunden Worte, die unseres Herrn Jesus Christus sind, nicht annimmt, der mag in bösen Verdächtigungen schwelgen (1. Tim 6,4) – aber die Liebe tut so etwas nicht.

Wenn jemand sein Angesicht in Falten legt, muss er kein Groll im Herzen haben. Vielleicht hat so jemand nur Kopfschmerzen oder will sich auf etwas konzentrieren. Die Liebe vermutet hier nichts Schlechtes.

Wenn ein Bruder nicht alle Geschwister vor dem Versammlungsraum begrüßt, so muss das nicht der Ausdruck davon sein, dass er gegen andere etwas hat. Vielleicht möchte er andere im Gespräch nicht stören oder hat einfach nur vergessen, wer begrüßt wurde und wer nicht. Die Liebe denkt und vermutet nichts Böses.

Wenn eine Schwester sich betont leise mit einer anderen unterhält und das Gespräch abbricht, sobald eine andere dazukommt, dann muss sie nicht Verleumdungen ausgesprochen haben, die sonst keiner hören soll. Vielleicht ging es um eine Geburtstagsüberraschung oder vielleicht sollten negative Dinge bewusst in einem möglichst kleinen Kreis gehalten werden. Die Liebe denkt nichts Böses!

Die Liebe ist sicher nicht blauäugig. Sie hat ein moralisches Urteil und nennt das Böse böse und das Gute gut. Aber solange die Liebe keinen konkreten Anhaltspunkt für etwas Verkehrtes hat, setzt sie das Gute voraus. Das ist gelebte Liebe! Wie viel Irritationen hätten unter Gläubigen vermieden werden können, wenn man diesen einfachen Grundsatz der Liebe beachtet hätte!