Die Anweisungen an die Knechte in Titus 2,9.10 sind ein deutlicher Beweis dafür, dass es nicht die Aufgabe der Christen ist, die soziale Ungerechtigkeit der Welt zu bekämpfen. Natürlich entsprach es nicht dem Plan Gottes, dass Menschen über Menschen herrschen. Das ist eine Folge des Sündenfalls (vgl. 1. Mo 4,7). Sklaverei ist absolut nicht gottgewollt.

Aber Gott hebt diese Missstände nicht auf (siehe auch 1. Kor 7,21). Er macht die Christen nicht zu Weltverbesserern. Er will keine Revolution auf der Straße. Aber Er bewirkte eine „Revolution“ in den Herzen der Knechte. Er ließ sie in ihrem sozialen Stand, äußerlich blieben sie gebunden, vielleicht sogar unterdrückt und misshandelt. Aber innerlich befreite er sie aus einer noch viel größeren Knechtschaft: der Sklaverei der Sünde.

Und das sollte man jetzt auch in ihrem Verhalten sehen. Hatten sie früher zwangsweise gehorcht, so sollten sie jetzt eine Haltung der Unterordnung offenbaren. Sie sollten sich nicht mehr nur widerwillig fügen, sondern danach suchen, wie sie ihren Herren wohlgefällig sein konnten. Selbst wenn sie manchmal gebildeter waren als ihre Herren, sollten sie doch nicht widersprechen. Und wenn sie sich früher schon mal etwas angeeignet hatten, was ihnen ja, wie sie dachten, zustand, dann sollten sie jetzt nichts mehr unterschlagen.

Und wenn Knechte dann noch gebürtige Kreter waren, dann würde die Veränderung in ihrem Verhalten doppelt auffallen. Früher „immer Lügner“, heute „nichts unterschlagend“. Früher „böse Tiere“, heute „in allem wohlgefällig“. Früher „wilde Tiere“, heute untergeordnet, „nicht widersprechend“. Früher „faule Bäuche“, heute „alle gute Treue erweisend“.

Sie hatten den Herrn Jesus Christus angezogen, waren bei ihrem Meister in die Lehrer gegangen, der freiwillig Knecht wurde und alle Misshandlungen willig erduldete. So bildete ihr verändertes Verhalten eine Zierde (oder Schmuck) für die „Lehre, die unseres Heiland Gottes ist“. Jeder, der sie sah, musste bekennen: „Schaut euch diese Knechte an. Solche Resultate bringt diese Lehre hervor.“

Wie adelt Gott das Leben dieser Knechte! Sie konnten doch denken: „Welche guten Werke kann ich schon für Gott tun? Ich bin ja total gebunden.“ O doch, sie taten ein gewaltiges Werk. Ihr Verhalten machte die christliche Lehre anziehend für andere. Welch ein Ansporn für alle, die glauben, sie könnten kaum etwas für den Herrn wirken.