„Ich aber lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf; ich aber starb“ (Römer 7,9).

Paulus beschreibt im Brief an die Römer die Kämpfe einer erneuerten und erweckten Seele, die sich unter das Gesetz stellt. Er wählt dabei die Ich-Form. Das ist ein didaktisches Mittel, um besonders nachdrücklich über Erfahrungen zu schreiben und den Leser ganz persönlich mit in die Belehrungen hineinzunehmen.

Das bedeutet nicht, dass Paulus diese Erfahrungen selbst so gemacht hat. Wahrscheinlich hat er zumindest teilweise schon so etwas erlebt. Aber das ist nicht der Punkt, den Paulus zeigen will.

Andererseits können wir auch nicht sagen, dass es nicht um Paulus gehen kann, weil er ja als Jude nie ohne Gesetz war (weil es heißt: „Ich lebte einst ohne Gesetz …, als aber das Gebot kam“). Denn es geht nicht darum, ob Menschen formal unter dem Gesetz vom Sinai, unter den Zehn Geboten, stehen oder nicht. Denn dann würde streng genommen Römer 7,9 tatsächlich auf niemand anwendbar sein: Die aus den Nationen standen nie unter Gesetz, und die Juden (die die Erfahrungen von Römer 7 machen) lebten nie ohne Gesetz. Und Gläubige (aus Juden und Nationen) sind ohnehin dem Gesetz gestorben.

Es geht vielmehr darum, dass jemand in seinem Leben einen Zeitpunkt kennt, wo er sich bewusst unter ein Gebot stellt, um für Gott heilig zu leben (und das ist nur bei einer erweckten Seele der Fall). Das kann das Gesetz vom Sinai sein oder ein selbst auferlegtes Gesetz bzw. Gebot. Dies kann sich sowohl auf Juden beziehen als auch auf solche, die aus den Nationen kommen.

Wenn man sich unter eine Verpflichtung stellt, bestimmte Dinge unbedingt tun zu müssen, um dann bei Gott wohlgefällig zu sein, dann hat das eine zweifache Auswirkung. Erstens: Die in uns wohnende Sünde wacht auf. Sie ist schon vorher da, aber sie schläft wie ein Raubtier. Das Gebot ist so, als würde man gegen das Raubtier einen Stein werfen – der Widerwille in uns regt sich, und wir tun genau das, was uns untersagt worden war. Das Raubtier wird wild.

Die nächste Wirkung dieses gesetzlichen Gebots ist: Wir sterben. Der Tod im moralischen Sinn kommt über uns. Denn der Tod ist immer die Folge der Sünde. Es ist nicht der leibliche Tod, es ist auch nicht der zweite Tod, aber wir erfahren etwas von der zerstörerischen Kraft der Sünde (die mit dem Tod verbunden ist).

Das haben wir von unserer Gesetzlichkeit: Die Sünde lebt und wir sterben! Mögen wir darum den ganzen Tag mit dem Herrn Jesus in inniger Gemeinschaft leben, dann wird alles nur Leben und Frieden sein, und wir werden umsetzen, dass wir der Sünde tot sind.