Das letzte Zeugnis von Johannes dem Täufer

Die letzten Verse dieses Kapitels beinhalten das letzte Zeugnis von Johannes dem Täufer, es ist ein Zeugnis von ganz erhabener Art. Es zeigt in ganz besonderer Weise die Demut dieses größten von Frauen Geborenen (Mt 11,11).

„Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in das Land Judäa, und dort verweilte er mit ihnen und taufte. Aber auch Johannes taufte in Änon, nahe bei Salim, weil viel Wasser dort war; und sie kamen hin und wurden getauft. Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen worden.“ (Vers 22–24)

Der Herr Jesus war von Jerusalem, wo Er des Passah-Festes wegen gewesen war und die Begegnung und Unterredung mit Nikodemus gehabt hatte, in das Land Judäa gekommen, wo Er taufte. Es ist interessant, in diesen Kapiteln auch zu sehen, wie viel der Herr Jesus reiste; in Kapitel 4 finden wir nach dieser Begebenheit hier, dass Er auf dem Weg nach Galiläa durch Samaria zog (Joh 4,3), in Joh 4,43 kommt Er in Galiläa an, um aber nach kurzer Zeit wieder nach Jerusalem zu ziehen (Joh 5,1).

Joh 4,2 macht deutlich, dass der Herr Jesus selbst nicht getauft hat, aber Er war der Veranlassende und Verantwortliche für dieses Handeln Seiner Jünger, denn unter Seiner Autorität wurde getauft. Johannes der Täufer muss ganz in der Nähe dieses Ortes gewesen sein, wo der Herr Jesus getauft hatte. Wo dieser Ort Änon nahe Salim genau gelegen hat, können wir nicht mit Sicherheit festlegen. Die Bemerkung, dass viel Wasser dort war, gibt einen Hinweis darauf, dass die vollzogene Taufe eine Ganz-Taufe gewesen ist, dass ausreichend Wasser vorhanden war, um die zu Taufenden ganz unterzutauchen. Das vollständige Untertauchen dessen, der getauft wird, ist auch das, was das Neue Testament uns über den Vollzug der christlichen Taufe lehrt. Auch der Herr Jesus selbst stieg, nachdem Er getauft worden war, aus dem Wasser herauf (Mt 3,16), Er war also vorher untergetaucht. Das gleiche finden wir auch bei dem Kämmerer in Apg 8,38+39. Das griechische Wort baptizo, das mit taufen übersetzt wird, bedeutet eintauchen oder untertauchen, was diesen Gedanken bestätigt. Aber wir müssen klar festhalten, dass das Untertauchen bei der Taufe zur Buße durch Johannes den Täufer nicht das Geringste damit zu tun hat, was dessen Bedeutung bei der christlichen Taufe ist, nämlich auf den Tod des Herrn Jesus getauft zu sein, mit Ihm begraben zu sein.

Offensichtlich haben wir eine kurze Zeit Johannes der Täufer und der Herr Jesus parallel diesen Dienst der Taufe ausgeübt. Der eigentliche öffentliche Dienst des Herrn Jesus begann erst später in Galiläa, erst nach der Gefangennahme von Johannes dem Täufer (Mk 1,14). Aber hier überschnitt sich für eine kurze Zeit das Wirken des Herrn Jesus mit dem von Johannes dem Täufer.

Die Bemerkung, dass Johannes der Täufer noch nicht ins Gefängnis geworfen worden war, macht deutlich, dass die anderen Evangelien wahrscheinlich früher geschrieben worden waren, denn Johannes, der Schreiber dieses Evangeliums, setzt das Bekanntsein dieser Tatsache offensichtlich voraus.

„Es entstand nun eine Streitfrage unter den Jüngern des Johannes mit einem Juden über die Reinigung.“ (Vers 25)

Johannes der Täufer stand lehrmäßig vollständig im Judentum, er kündigte den König des Reiches an und tat darüber hinaus keinen lehrmäßigen christlichen Dienst. Er war der letzte Prophet des Alten Testamentes. Die Taufe, die sowohl der Herr Jesus als auch Johannes der Täufer vollzog, war ja die Taufe der Buße gewesen, verbunden mit einem Bekenntnis der Sünden (vgl. Mt 3,7–12 mit Mt 4,17); sie hatte also mit dem Abwaschen der Sünden, mit Reinigung zu tun. Sie war der äußerliche Ausdruck davon, dass diese Menschen wirklich innerlich Buße getan hatten und in gewissem Sinn ihre Unreinigkeit abwaschen lassen wollten. Das wird wohl der Anlass zu diesem Streitgespräch gewesen sein. Das Untertauchen hat im Alten Testament nur mit Reinigung zu tun, diese Streitfrage hat es also ganz klar mit jüdischen Bräuchen zu tun und geht kein bisschen darüber hinaus.

„Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Rabbi, der jenseits des Jordan bei dir war, dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und alle kommen zu ihm.“ (Vers 26)

Johannes der Täufer lässt sich auf diese Streitfrage gar nicht ein. Seine Jünger reden von dem Herrn Jesus gar nicht mit Namen, sie sprechen nur von dem, der jenseits des Jordan bei dir war. Jenseits des Jordan meint die dem Land abgewandte, östliche Seite des Jordan, dort befand sich Johannes der Täufer jetzt also nicht mehr, sondern innerhalb des Landes.

Johannes der Täufer hatte immer wieder mit Ehrfurcht über die Person des Herrn gesprochen und auf Ihn hingewiesen, aber seine Jünger sprechen über Ihn nur in der dritten Person. Es scheint, als sei bei ihnen eine gewisse Eifersucht aufgekommen, weil ihr Meister dadurch ein wenig zurückgedrängt worden ist. Alle kamen zu dem Herrn Jesus, das zeigt doch etwas von der wunderbaren Anziehungskraft, die von Seiner Person ausgeht.

„Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann gar nichts empfangen, wenn es ihm nicht aus dem Himmel gegeben ist. Ihr selbst gebt mir Zeugnis, dass ich sagte: Ich bin nicht der Christus, sondern dass ich vor ihm hergesandt bin.“ (Vers 27+28)

In der Erwiderung von Johannes dem Täufer zeigt sich seine außergewöhnliche Demut. Seine Antwort ist beispielhaft. Ganz offensichtlich denkt er nicht an sich mit diesen Worten, sondern an den, der er angekündigt hatte. Er erinnert sie daran, dass Er ihnen schon gesagt hatte, dass Er nicht der Christus sei. In großer Treue hatte er bezeugt, dass er nur vor Ihm hergesandt war. Damit möchte er die aufkommende Eifersucht seiner Jünger sofort beschwichtigen.

Was Johannes der Täufer hier sehr allgemein ausdrückt, dass ein Mensch gar nichts empfangen kann, wenn es ihm nicht aus dem Himmel gegeben ist, bezieht sich auf den Herrn Jesus. Die Jünger von Johannes dem Täufer hatten mit ihren Worten in Zweifel gezogen, dass der Herr überhaupt ein Recht hätte, zu taufen. Und in der Erwiderung von Johannes dem Täufer wird deutlich bestätigt, dass der Herr natürlich dieses Recht hätte, weil Er es von oben empfangen hatte. Es sind nicht in erster Linie Eigenschaften gemeint, die der Herr empfangen hätte, oder Personen, die zu Ihm gekommen wären, sondern es sind Seine Worte, die Er sprach. Johannes der Täufer hörte jetzt diese Stimme (Vers 29), es waren Worte, die Er auch von oben empfangen hatte (Vers 32). Johannes der Täufer dagegen redete von der Erde (Vers 31).

Als man Paulus in Korinth zum Haupt einer Partei machen wollte, fragte er in einer ganz ähnlichen Gesinnung: „Wer ist denn Apollos, wer ist Paulus? Diener…“ (1. Kor 3,5). Denken wir auch an die Haltung Moses, als ihm die Nachricht zugetragen wurde, dass zwei Männer im Lager weissagten und Josua meinte, dass Mose diesem Handeln wehren sollte. Aber Mose geht es nicht um seine eigene Person, sondern darum, dass Gott wirkte, gleich durch wen (4. Mo 11,26–29; vgl. Phil 1,17+18). Mose wie Paulus und hier auch Johannes der Täufer ging es nicht um die eigene Person, sondern um einen viel Größeren! Von der Haltung dieser Diener können wir viel lernen.

„Der die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dasteht und ihn hört, ist hocherfreut über die Stimme des Bräutigams; diese meine Freude nun ist erfüllt.“ (Vers 29)

Wer ist diese Braut, von der Johannes der Täufer jetzt spricht? Das wird in diesem Vers nicht ausgeführt, aber wir dürfen sicher dabei an die Versammlung denken, denn Johannes der Täufer sieht in dem Herrn Jesus den Bräutigam, sich selbst aber nur als Freund des Bräutigams, und er erhebt keinen Anspruch darauf, zu der Braut zu gehören. Die Wahrheit von der Versammlung als der Braut des Herrn Jesus war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht offenbart, und es wird auch nur der Blick auf die Herrlichkeit und Freude des Bräutigams gerichtet. Um ihn geht es in diesem Bild. Schon im Alten Testament wird in diesem Bild von Bräutigam und Braut die Freude des Bräutigams an seiner Braut betont (Jes 62,5). Auch in den Evangelien gibt es mehrere Stellen, in denen vom Bräutigam die Rede ist und wo es überhaupt nicht darum geht, wer die Braut ist (z.B. Mt 9,14+15; Mt 25,1–13). Sie sollen einfach die herausragende Freude und Herrlichkeit des Bräutigams zeigen, und sie zeigen die Beziehung anderer zu der Person des Bräutigams, nicht die Beziehungen der Braut zu ihm. Wenn die Braut hier vorgestellt würde, würde sie uns ablenken von der Person des Bräutigams. Deshalb wird hier nicht ausgeführt, wer sie ist; es wird einfach vorgestellt, dass ein Bräutigam dadurch gekennzeichnet ist, dass er eine Braut hat.

Wenn der Zeitpunkt kommen wird, wo die Braut des Herrn, die Frau des Lammes, gezeigt wird (Off 19,7–9), dann wird alles das, was Johannes der Täufer hier sagt, in vollem Maß verwirklicht werden. Bei dieser Hochzeit wird nicht die Braut glückselig gepriesen, wohl aber die zur Hochzeit Geladenen – und zu diesen Geladenen gehört gerade auch Johannes der Täufer. Wie wir bei den Ausführungen zu Vers 14+15 über das ewige Leben schon gesehen haben, gehören die Gläubigen der Gnadenzeit zu der Braut und die übrigen Gläubigen zu den Geladenen. Dieser Größte von Frauen Geborene (Mt 11,11) wird einer der Vornehmsten dieser Geladenen sein. Er war der Freund des Bräutigams hier auf der Erde, und er freute sich, dass sein Herr die Braut hat – er wusste noch nicht, wer diese Braut ist – er wusste nur, dass sein Herr sie hat. Und das beglückte ihn.

Johannes der Täufer selbst ist der Freund des Bräutigams und steht da und hört die Stimme des Bräutigams und ist hocherfreut darüber. Der Herr Jesus hat das übrigens nie abgestritten, dass Johannes der Täufer in einem Freundschaftsverhältnis zu Ihm stand. Aber was für eine edle Gesinnung spricht aus Johannes dem Täufer! Er spricht mit außergewöhnlichen Worten allein über die Herrlichkeit der Person dessen, den er bezeugt hatte. Er verliert sich in die Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus mit Worten, die nur der Heilige Geist ihm gegeben haben kann.

Möchten wir auch nicht darauf schauen, was für eine Beziehung andere zu dem Herrn haben, sondern uns fragen, ob meine Beziehung zu Ihm von der Freude gekennzeichnet ist, Ihn zu sehen und Seine Stimme zu hören! Johannes der Täufer war hocherfreut über die Stimme des Bräutigams. Hören wir nicht auch die Stimme unseres Meisters? Müsste nicht unser Herz vor Freude springen, wenn Er zu uns spricht? Ist unser Verlangen dabei völlig befriedigt? Ist unsere Freude erfüllt beim Hören Seiner Stimme?

„Er muss wachsen, ich aber abnehmen.“ (Vers 30)

Die Freude von Johannes dem Täufer hatte ihren Höhepunkt gefunden, als er den Herrn Jesus hörte und sah, als Der vor ihm stand, der der Bräutigam ist. Aber nicht nur seine Freude war erfüllt, auch sein Auftrag, den Gott ihm gegeben hatte, war erfüllt, sein Dienst war zu Ende. Der Herr Jesus hatte hier Seinen eigenen öffentlichen Dienst noch nicht begonnen, aber die Gefangennahme von Johannes dem Täufer stand bevor. Letztlich bedeuten diese Worte, dass Johannes der Täufer völlig von der Bildfläche verschwinden und abtreten würde, dass er seinen Dienst beenden würde. Von jetzt an würde die Person des Herrn Jesus allein und in all ihrer Größe vor den Augen der Menschen stehen. Er würde wachsen, die Gnade und die Wahrheit, die durch Ihn geworden sind, würden sogar über Israel hinaus wachsen.

Es zeigt wieder die echte Demut von Johannes dem Täufer, dass er damit keine Mühe hatte. Er war damit zufrieden, den eingeführt zu haben, den seine Seele liebte. Der Herr Jesus hatte selbst von ihm gesagt, dass es keinen Größeren von Frauen Geborenen gibt, als Johannes den Täufer (Mt 11,11). Warum gab es keinen Größeren als ihn? Weil Johannes der Täufer als der letzte alttestamentliche Prophet dazu ausersehen war, den Herrn Jesus als Sein Vorläufer direkt anzukündigen. Hier findet eine gewisse Überschneidung dieser beiden Dienste statt, und dann endet der Dienst des Vorläufers, und der Dienst dessen, den er angekündigt hatte, begann. Man könnte fast von einer Staffelübergabe sprechen, obwohl wir natürlich wissen, dass der Dienst des Herrn Jesus um vieles höher war als der Dienst Johannes des Täufers.

Diese Worte dieses Verses gelten uns allen. Wir sollen unseren Dienst tun. Für uns ist die Anwendung nicht, dass unser Dienst abnehmen oder aufhören soll, aber er soll so geschehen, dass Christus groß wird, dass unsere eigene Person völlig in den Hintergrund tritt und vor allem der Herr Jesus zu sehen ist. Die Wertschätzung im Blick auf uns soll abnehmen, aber die Wertschätzung im Blick auf den Herrn Jesus wachsen. Wir lernen, uns zu vergessen, uns hintanzustellen und Ihm den Vorrang zu geben.

„Der von oben kommt, ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, ist über allen; was er gesehen und gehört hat, dieses bezeugt er; und sein Zeugnis nimmt niemand an.“ (Vers 31+32)

Der Herr spricht hier von sich und von dem, was Er bei Seinem Vater in der Gottheit gesehen hat (Joh 8,28). Wir können diese Vorgänge nicht wirklich erklären, denn diese Worte zeigen uns die Gottheit unseres Herrn. Johannes der Täufer redete von der Erde, von der irdischen Seite des Reiches (vgl. das Irdische in Vers 12). Der Herr Jesus redete von dem, was Er im Himmel gesehen und gehört hatte (vgl. Vers 11).

Es sind hier mehrfache Vergleiche zwischen dem Herrn Jesus und Johannes dem Täufer, die bestätigen, dass der Herr und Johannes Repräsentanten zweier verschiedener Botschaften sind. Johannes der Täufer stand für das Irdische, der Herr Jesus brachte das Himmlische (Vers 12). Sie werden in diesen Versen im Blick auf ihre Herkunft, ihre Stellung, und ihre Botschaft nebeneinandergestellt. In all diesen Bereichen war der Herr Jesus unvergleichlich größer als Johannes der Täufer.

„Wer sein Zeugnis angenommen hat, hat besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist. Denn der, den Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes; denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß.“ (Vers 33+34)

Ein scheinbarer Widerspruch zu dem letzten Satz von Vers 32. Aber dort ist es eine abstrakte Aussage, die nicht in absolutem Sinn zu verstehen ist; Johannes verwendet in seinen Schriften oft diese abstrakte Form der Aussagen. Das Zeugnis des Herrn wird nicht angenommen, diese Aussage umfasst unbedingt auch Seine Verwerfung. Aber wenn das auch der allgemeine Trend ist, so gibt es doch solche, die Sein Zeugnis annehmen. Einen ähnlichen scheinbaren Widerspruch haben wir in Joh 1,11+12, wo erst gesagt wird, dass Er nicht angenommen wurde, und dann doch von solchen die Rede ist, die Ihn aufnahmen. Es sind solche, die unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes das Zeugnis angenommen haben. Gott führt auch gegen den allgemeinen Trend jemanden dahin, dieses Zeugnis anzunehmen. Und wer das tut, hat besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist, hat dadurch die Wahrhaftigkeit Gottes bezeugt.

Der Herr Jesus hat die Worte Gottes geredet und damit deutlich gemacht, dass Gott Ihn gesandt hat. Und Er redete diese Worte Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes. Dass Gott den Geist nicht nach Maß gibt, bezieht sich in erster Linie auf den Herrn Jesus, die Fülle der Gottheit wohnt in Ihm (Kol 2,9). Aber auch wir Gläubigen der christlichen Haushaltung wissen, dass der Heilige Geist in uns wohnt. Gott hat auch uns nicht nur einen Teil dieser Segnung gegeben, sondern den Geist als Ganzes. Ohne eine Beschränkung wohnt diese Person der Gottheit in jedem, der das ganze Erlösungswerk des Herrn Jesus für sich im Glauben angenommen hat. Die einzige Einschränkung bei uns besteht darin, dass wir den Heiligen Geist in unserem persönlichen Christenleben betrüben können (Eph 4,30), und in unserem gemeinsamen örtlichen Versammlungsleben in Seiner aktiven Wirksamkeit sogar auslöschen können (1. Thes 5,19).

Alle alttestamentlichen Propheten redeten, getrieben vom Heiligen Geist (2. Pet 1,21). Das Reden Gottes geschah immer durch den Heiligen Geist. Aber diese Propheten bekamen den Geist immer nur zeitweise; der Geist kam über sie und teilte ihnen nach Gottes Ratschluss nur bestimmte Teile der Wahrheit mit, und danach war dieses Getrieben-Sein vom Heiligem Geist wieder vorüber für sie. Es waren immer abgemessene Teile, die diesen Propheten mitgeteilt wurden, und der Heilige Geist wurde auch nur in diesem abgemessenen Maß ihnen zuteil. Er wohnte nicht in ihnen. Aber als der Herr Jesus auf die Erde kam, da war Er ununterbrochen voll Heiligen Geistes, Er wohnte in Ihm.

Diese Wahrheit ist auch wahr im Hinblick auf das Zeugnis, das in Verbindung mit der Person des Herrn Jesus gegeben wurde. Er hat hier auf dieser Erde ein Zeugnis gegeben, das dann nach dem Herniederkommen des Heiligen Geistes durch die von Ihm benutzten Werkzeuge vollendet wurde. Und dieses Zeugnis ist vollständig und komplett, Gott hat darin Sein ganzes Herz offengelegt und uns das ganze Geheimnis Seines Willens mitgeteilt. Auch in dieser Hinsicht gilt: Gott gibt den Geist nicht nach Maß.

Ein dreifaches Zeugnis von Johannes, dem Schreiber des Evangeliums

Die beiden letzten Verse dieses Kapitels sind nicht mehr die Worte von Johannes dem Täufer, sondern von Johannes, dem Schreiber dieses Evangeliums. Die Tiefe dieser Aussagen geht weit über das hinaus, was der Auftrag von Johannes dem Täufer war, es war nicht seine Aufgabe, diese ewige Beziehung der Liebe des Vaters zum Sohn zu schildern. Auch werden später in diesem Evangelium Ausdrücke wiederholt, die dem, was in diesen Versen steht, fast gleich sind. All das sind deutliche Belege dafür, dass wir hier Worte haben, der der Heilige Geist Johannes, dem Schreiber dieses Evangeliums, gegeben hat.

„Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben.“ (Vers 35)

Der Herr Jesus hat in diesen Worten als Sohn den Vorrang. Er wird hier in den Bereichen der übergroßen Herrlichkeit Seiner Person, im Blick auf Sein Zeugnis und auf die Tatsache, dass Er der Sohn und damit der Erbe aller Dinge ist, vorgestellt.

Der Vater liebt den Sohn! Der Vater hat eine vollkommene Wertschätzung dessen, was der Sohn ist und was Er getan hat. Wir finden diese Aussage sieben Mal im Johannes-Evangelium (Joh 3,35; 5,20; 10,17; 15,9; 17,23+24+26). Diese Tatsache war und ist ewig wahr. Das ist eine weitere Herrlichkeit des Herrn Jesus. Diese ewige Beziehung der Liebe hatte auch ihre völlige Gültigkeit, als der Herr Jesus hier als der eingeborene Sohn auf der Erde war. Da gab der Sohn dem Vater neue Beweggründe, Ihn zu lieben. Die andere Seite, dass der Sohn den Vater liebt, wird auch im Johannes-Evangelium bezeugt (Joh 14,31).

Der Vater liebt den Sohn und hat alles in Seine Hand gegeben (vgl. Joh 16,15). Eine schöne alttestamentliche Illustration dieses Verses haben wir bei Abraham und Isaak. In 1. Mo 22 haben wir schon gesehen, dass Isaak der von seinem Vater Abraham geliebte Sohn war. In 1. Mo 24 finden wir dann, dass Abraham dem Isaak alles gegeben hatte, was er hat (1. Mo 24,36).

Bei der Fußwaschung in Joh 13,3 finden wir noch einmal, dass der Vater dem Herrn Jesus alles in die Hände gegeben hat. Wir sehen hier den Herrn Jesus als Mensch, denn als Gott hat Er alles in Seinem Besitz. Nach Seinem am Kreuz vollbrachten Werk hat der Vater Ihm als Menschen alles in die Hände gegeben. Und zum ersten Mal in der Geschichte des Menschen auf der Erde wird das Wohlgefallen Gottes in der Hand eines Menschen gedeihen. Er wird alles nach den Gedanken Gottes voranbringen und zu einem herrlichen Ende führen.

„Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“ (Vers 36)

Dieser letzte Vers des Kapitels ist ein einschneidender Vers. Er schließt mit einer Zusammenfassung der Segnung derer, die glauben, und dem schrecklichen Teil derer, die nicht glauben, die dem Wort Gottes nicht gehorsam sind. Eine Szene des Gerichts schließt diesen Abschnitt! Sie werden das Leben nicht sehen. Sie werden nie den sehen, der das Leben ist, den Herrn Jesus. Der Zorn Gottes muss nicht erst noch kommen, er ist bereits auf ihnen und wird auf ihnen bleiben!

Dieser Vers ist ein klares Argument gegen zwei verderbliche Irrlehren. Die Allversöhnungslehre behauptet, dass Gericht Gottes über Ungläubige keinen ewigen Charakter hat, sondern nur zeitlich sei; irgendwann werde Gott solche schon wieder begnadigen. Aber hier lesen wir, dass solche das Leben nicht sehen werden. Das ist ein ewiges Urteil. Und die Vernichtungslehre behauptet, dass es keine ewige Existenz des Lebens gebe, dass irgendwann jeder Mensch vollständig aufhören würde, zu existieren. Aber hier lesen wir, dass der Zorn Gottes auf ihm bleibt, er wird nie enden.

Nach Eph 2,2+3 waren auch wir einst Söhne des Ungehorsams und Kinder des Zorns. Jetzt sind wir Kinder des Lichts und wir werden das Leben sehen; wir werden Ihn sehen, wie Er ist (1. Joh 3,2). Darauf warten wir, wir freuen uns auf Sein Wiederkommen!