Oft hört man die Ermahnung, dass wir „treu im Kleinen“ sein sollen. Auch in Gebeten wird zumal die Bitte geäußert, dass der Herr uns helfen möge, „in den kleinen Dingen treu zu sein“. In anderen Worten wird damit ausgedrückt, dass man sich nicht nur den vermeintlich großen Dingen widmet, die vielleicht von Menschen angesehener und mehr in der Öffentlichkeit geschehen, sondern auch solchen, die weniger angesehen und mehr im Stillen geschehen.

Sicherlich ist es wahr, dass wir alle die Ermahnung notwendig haben, dem Herrn auch hierin ähnlicher zu werden, der von sich sagen konnte, dass er „sanftmütig und von Herzen demütig“ ist (Mt 11,29).

Dennoch wollen wir uns einmal fragen, ob diese Ermahnung bzw. Bitte immer so recht am Platz ist. Wäre es nicht richtiger, wenn wir eher bitten würden, dass wir treu in dem sind, was der Herr einem jeden an Aufgaben gegeben hat, und dass wir mehr in Abhängigkeit leben? Die Frage ist eben nicht, ob wir eine Aufgabe für „klein“ oder „groß“ erachten, sondern ob der Herr sie uns gegeben hat. Dem einen hat er diese, dem anderen jene Aufgabe gegeben, und jeder sollte sich bemühen, diese Aufgabe, die er vom Herrn empfangen hat, treu zu tun.

Wenn wir Aufgaben und Dienste generell nach „klein“ und „groß“ kategorisieren, dann laufen wir  doch Gefahr, dass wir die einen eher meiden und die anderen anstreben. Eine weitere Gefahr ist, dass wir neidisch auf die Aufgaben und Dienste anderer schauen oder gar „kleinreden“ und die Motive des Bruders, der Schwester bewerten. So oder so maßen wir uns etwas an, was dem Herrn allein zusteht.

Halten wir fest, dass es unterschiedliche Aufgaben und Dienste gibt (die sicherlich auch mit unterschiedlicher Verantwortung einhergehen) und dass der Herr es ist, der jedem nach seiner Fähigkeit Aufgaben und Dienste aufträgt. Diese wollen wir treu ausführen.

Wenn wir aber doch treu im Kleinen bzw. Geringen sein wollen, dann lasst uns doch einmal fragen, wie wir als Verwalter mit unserem Geld umgehen. Sind wir hier zuverlässige Verwalter, die im Sinne ihres Herrn handeln?

„Im Übrigen sucht man hier an den Verwaltern, dass einer für treu befunden werde“ (2. Kor 4,2).

„Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht. Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen? Und wenn ihr in dem Fremden nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben?“ (Lk 16,10–12).