Können Gläubige verloren gehen? (2)

In dem ersten Teil der Arbeit zur ewigen Sicherheit der Gläubigen haben wir uns mit dem positiven Zeugnis der Schrift zur Heilssicherheit beschäftigt. In dem zweiten Teil wollen wir uns einige Einwände ansehen, die gegen die Lehre vorgebracht werden, dass Gläubige nicht verloren gehen können.

Allgemeine Einwände 

Die Ansicht, dass Gläubige verdammt werden können, wird oft mit Erfahrungen unterfüttert. „Ich habe jemand gekannt“, wird beispielsweise gesagt, „der dem Herrn nachgefolgt ist. Jetzt ist er Atheist. Das ist eindeutig jemand, der vom Glauben abgefallen ist.“ Dass es sich dabei um einen bloßen Bekenner gehandelt haben könnte, scheint man gar nicht in Betracht zu ziehen. Und wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass wir uns in unserem Urteil, ob jemand gläubig ist oder nicht, leicht täuschen können. So hatten die Jünger jahrelang nicht vermutet, dass Judas Iskariot ein „Teufel“ war, und vermutlich würde niemand Lot als Gerechten bezeichnen, wenn nicht Petrus genau das in seinem zweiten Brief getan hätte (Joh 6,70; 2. Pet 2,8).

Nicht selten wird folgendes Argument vorgebracht: „Wenn die Lehre von der Heilssicherheit wahr wäre, würde das der Sünde Tür und Tor öffnen. Dann könnte ich ja tun, was ich will.“ Das mag auf den ersten Blick plausibel klingen, ist aber ganz und gar verkehrt. Denn die Angst vor der Hölle ist eine schlechte Motivation, um in Heiligkeit zu leben und in der Nähe des Herrn zu bleiben. Angst lähmt (vgl.1. Sam 25,37; Mt 28,4). Ist nicht die Gnade, die uns ewig mit Gott verbunden hat, ein großer Ansporn, treu zu sein? Gnade führt nicht dahin, Sünde auf die leichte Schulter nehmen. Die Frage: „Sollen wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme?“, weist Paulus entschieden zurück (Röm 6,1.2); und in den folgenden Versen entfaltet er, dass die Gnade die Kraft für ein Leben zu Gottes Ehre ist (vgl. V. 14.15). Dass man die Gnade schon missbraucht hat, um dem Eigenwillen zu frönen, ist wahr. Aber welche Wahrheit wurde nicht schon ins Gegenteil verkehrt? Wer die Gnade als Deckmantel für ein ausschweifendes Leben benutzt – an dessen Bekehrung muss gezweifelt werden (Jud 4).

Auch wenn ein Christ keine Furcht vor der Verdammnis hat, so ist er sich doch bewusst, dass Sünden Konsequenzen nach sich ziehen. So verliert ein Christ den Genuss der Gemeinschaft mit seinem Gott, und die Freude im Herrn schwindet. Außerdem greift der himmlische Vater, der ohne Ansehen der Person richtet, züchtigend ein, um ein irrendes Kind zurückzuführen. Aber ein Kind bleibt ein Kind, auch wenn es gesündigt hat. Im schlimmsten Fall beendet Gott das irdische Leben seiner Kinder mit dem leiblichen Tod (Apg 5,1–6; 1. Kor 11,30, 1. Joh 5,16). Aber die Schrift versichert gerade in diesem Zusammenhang, dass Gläubige nicht mit der Welt verurteilt werden (1. Kor 11,32). Außerdem wirkt sich Treue und Untreue auf den Lohn aus, den ein Christ bekommen soll. Aber selbst dann, wenn sein Werk der prüfenden Heiligkeit Gottes nicht standhalten und verbrennen wird – er selbst wird gerettet werden (1. Kor 3,14.15).

Ein weiteres Argument, das ins Feld geführt wird, lautet: „Genauso wie ich mich in der Bekehrung zu dem Herrn gewandt habe, kann ich mich auch wieder von ihm abwenden. Sollte ich dann in diesem Zustand sterben, gehe ich verloren.“ Doch dabei übersieht man, dass wir Christen eine Neuschöpfung Gottes sind (2. Kor 5,17). Eine Schöpfung macht sich nicht selbst und kann sich darum auch nicht selbst beseitigen. Abgesehen davon gibt es auch Handlungen, die unumkehrbar und einmalig sind. In Johannes 4,13.14 lesen wir die Worte des Herrn: „Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer irgend von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nicht dürsten in Ewigkeit.“ Wer also einmal von dem „Wasser“ des Herrn Jesus getrunken hat, wird es nie mehr tun. Seine Seele ist durch die Verbindung mit Gott befriedigt und wird es in Ewigkeit bleiben. Einen ähnlichen Gedanken finden wir auch in Johannes 6,35: „Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten.“ 

Schwierige Bibelstellen 

Wenden wir uns nun einzelnen Bibelstellen zu, mit der man die Ansicht untermauern möchte, Gläubige könnten verloren gehen. Wir beschränken uns auf Stellen im Neuen Testament, da das Heil und die Segnungen eines Christen im Alten Testament nicht entfaltet werden.

Stellen aus den Evangelien 

Matthäus 5,13 ist die erste Stelle aus dem Neuen Testament, die herangezogen wird, um Zweifel zu säen: „Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und zertreten zu werden.“ In dieser Stelle wird die Hölle und das Verlorengehen mit keiner Silbe erwähnt. Es geht darum, dass Menschen ein kraftloses Zeugnis der Jünger verachten – geradeso wie kraftloses Salz achtlos auf den Weg geworfen und dort von den Menschen zertreten wird. Ferner sollten wir bedenken, dass diese Worte zu der sogenannten Bergpredigt gehören, die die Verantwortung der Jünger Jesu betont. Der Herr Jesus benutzt hier wie so oft in der „Bergpredigt“ kontrastreiche Bildersprache, um eben diese Jünger auf ihre Verantwortung hinzuweisen, in ihrem Bereich dem verderblichem Bösen zu widerstehen. Andernfalls wären sie tatsächlich überflüssig – ohne dass die Frage ihres Heils hier überhaupt behandelt wird.

In Matthäus 24,13 sagt der Herr zu seinen Jüngern: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, dieser wird errettet werden.“ Hier möchte ich an den wichtigen Grundsatz erinnern (gerade auch bei diesem Thema!), dass eine Schriftstelle nur in ihrem Zusammenhang erklärt werden kann. In Matthäus 24 und 25 geht es um die Zukunft des jüdischen Volkes (Kap. 24,4–44), der Christenheit (24,45–25,30) und der Nationen (25,31–46). Die oben genannte Aussage des Herrn steht in dem Abschnitt, der die Zeit der Drangsal nach der Entrückung der Gläubigen beschreibt. Es sind hier also nicht wahre Christen gemeint! Diejenigen, die in der Drangsal ausharren, sind treue Juden, die befreit bzw. errettet werden, wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit erscheint. Ähnlich ist der Zusammenhang in Matthäus 10,22, wo wir denselben Ausspruch des Herrn finden.  

In Johannes 15,1–8 vergleicht der Herr sich mit einem Weinstock und seine Jünger mit Reben. Das Thema ist hier nicht das an sich unsichtbare ewige Leben, wie in Johannes 10 bei dem Hirten und den Schafen, sondern es geht um sichtbare Frucht. Anders gesagt: Es geht um die Frage, wie sich jemand als Jünger des Herrn erweisen kann (V. 8). Viele folgten Jesus nach, aber es musste sich zeigen, ob sie wahrhaftige Jünger waren (Joh 6,64.66; 8,31). Ein Weinstock hat viele Reben, aber ob eine wirkliche „Lebensverbindung“ zu dem Weinstock besteht, macht erst die Frucht offenbar. Wenn eine Rebe keine Frucht bringt, nimmt der Vater sie weg (V. 2). Beachten wir: Es heißt nicht, dass die Rebe keine Frucht mehr bringt, sondern dass sie keine bringt, also noch nie welche gebracht hat. Das ist ein Bild von Ungläubigen, die das neue Leben und den Geist nicht haben, und deshalb nicht fähig sind, die Frucht des Geistes hervorzubringen. Das gilt auch für die Person in Vers 6, die nicht in Christus bleibt. „Bleiben“ ist der erkennbare Ausdruck einer inneren Lebensverbindung mit dem Sohn Gottes, durch die ein wahrer Christ gekennzeichnet ist (vgl. Joh 6,56).

Stellen aus den Briefen 

Die Worte des Paulus „damit ich nicht etwa, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verwerflich werde“ (1. Kor 9,27), haben viele beunruhigt. Lebte der Apostel etwa in der Sorge, verloren zu gehen? Nein, das war durchaus nicht der Fall, wie andere Schriftstellen belegen (z.B. Phil 1,21.23). Paulus stellt hier an seiner eigenen Person exemplarisch vor, dass man verloren gehen kann, auch wenn man ein Apostel ist und das Wort Gottes verkündigt. Einen bestimmten „Status“ zu haben und eifrig im Dienst zu sein, reicht nicht aus. Das Beispiel des Judas Iskariot, der nie geglaubt hat, redet eine unmissverständliche Sprache. In den nächsten Versen (1. Kor 10,1–14) entfaltet Paulus weiter den Gedanken, dass es nicht genügt, äußere Vorrechte zu besitzen – er schließt aber den Abschnitt mit dem Hinweis auf die Treue Gottes, der einen Ausgang in jeder Versuchung schaffen wird (Vers 14).  

Die Aussage „Ihr seid aus der Gnade gefallen“ (Gal 5,4) wird oft herangezogen, um zu dokumentieren, dass ein Christ verloren gehen kann. In dem Buch „Kann ein Christ verloren gehen?“ (A. Remmers) wird das wie folgt kommentiert: „Die Stelle besagt durchaus nicht, dass ein Gläubiger durch das Begehen bestimmter Sünden das ewige Heil verlieren kann. Aus der Gnade fallen bedeutet, sich aus dem Bereich der Gnade Gottes in den Geltungsbereich des Gesetzes zu begeben (vgl. Röm 5,2; 1. Pet 5,12). Wer wie die Empfänger des Galaterbriefs das Gesetz vom Sinai und die Beobachtung seiner Vorschriften als Richtschnur für sein Glaubensleben wählt, verlässt die Gnade als Grundlage seiner Beziehung zu Gott und ist damit ‚aus der Gnade gefallen’. Auch hier sehen wir wieder, wie wichtig die Beachtung des Zusammenhangs zum richtigen Verständnis ist. Die Gläubigen in Galatien standen in größter Gefahr, sich dem jüdischen Gesetz als Lebensrichtschnur zu unterwerfen, nachdem sie durch den Glauben an das Werk Christi errettet worden waren. Paulus warnt sie sehr ernst, doch mit wenig Erfolg, denn der größte Teil der Christenheit hält bis heute die zehn Gebote für die ideale Lebensrichtschnur.“

Stellen aus dem Hebräerbrief 

Der Hebräerbrief wird oft herangezogen, um die ewige Sicherheit der Christen in Zweifel zu ziehen. Vielfach wird jedoch der besondere Charakter dieses Briefes außer Acht gelassen. Der Hebräerbrief war an Juden gerichtet, die in Palästina wohnten. Dort gab es nach Pfingsten eine enorme Erweckung: Tausende wurden Christen. Bemerkenswerte Zeichen und Wunder geschahen durch die Hände der Apostel. Man kann es sich leicht ausmalen, dass einige von der neuen Lehre angezogen wurden, ohne sich wirklich zu bekehren (so wie Simon der Zauberer in Apg 8,13 ff.). Als die Christen jedoch von den ungläubigen Juden verfolgt und bedrängt wurden, begann sich der Weizen von der Spreu zu trennen. Solche, die sich nur äußerlich zu Christus hielten, kehrten rasch zum Judentum zurück, um dem massiven Druck zu entgehen. Der Schreiber des Hebräerbriefs warnt sehr deutlich vor diesem Abfall. Mit der Warnung wendet er sich direkt an die bloßen Bekenner – aber auch an die wahrhaft Glaubenden, um sie vor jedem Schritt in diese Richtung zu bewahren.

Der Hebräerbrief möchte niemanden in Zweifel stürzen, sondern zur vollen Gewissheit führen (Heb 6,11; 10,22). Bemerkenswert ist auch, dass gerade dieser Brief von dem ewigen Heil, der ewigen Erlösung, dem ewigen Erbe und dem ewigen Bund spricht (5,9; 9,12; 9,15; 13,20).

In Hebräer 3,12 und 6,6 ist vom Abfall die Rede – aber nicht von Gläubigen, sondern von ungläubigen Bekennern. Denn nach Hebräer 3,12 ist jemand, der abfällt, einer, der ein böses Herz des Unglaubens hat. Und direkt nach diesen Versen sagt der Schreiber: „Wir, die wir geglaubt haben, gehen in die Ruhe ein“ (Heb 4,3).

Auch in Kapitel 6,6 geht es um bloße Bekenner. In den Versen 4 und 5 wird beschrieben, was für Erfahrungen die gemacht hatten, die abgefallen sind. Das Thema ist die äußere Verbindung zum Christentum und nicht die ewigen Segnungen eines Christen.

  • Sie waren „erleuchtet“ worden. Als Christus in die Welt kam, wurden die Menschen durch ihn erleuchtet, d.h. in das Licht Gottes gestellt (Joh 1,9). Aber viele erfassten das Licht nicht (Joh 1,3). Etwas anderes ist es, wenn Gott in das Herz eines Menschen leuchtet und jemand „Licht in dem Herrn“ wird (2. Kor 4,6; Eph 5,8).
  • Sie haben „die himmlische Gabe“ geschmeckt. Etwas zu schmecken oder zu probieren ist nicht gleichbedeutend damit, etwas zu verinnerlichen. Christus ist das lebendige Brot aus dem Himmel. Wer von diesem Brot isst (und nicht nur schmeckt!), wird leben in Ewigkeit (Joh 6,51; siehe auch Vers 56).
  • Sie waren „des Heiligen Geistes teilhaftig geworden“. Das Substantiv des  griechischen Wortes für „teilhaftig“ wird an anderen Stellen mit „Genosse“ übersetzt. Und das zeigt, worum es geht: Diese Menschen waren Genossen des Heiligen Geistes geworden, indem sie sich in dem Bereich bewegten, wo sich seine großartige Wirksamkeit entfaltete. Etwas ganz anderes ist es, wenn der Geist in das Herz eines Menschen gegeben wird und sein Körper der Tempel des Heiligen Geistes genannt werden kann (2. Kor 1,22; 1. Kor 6,19). 
  • Sie haben „das gute Wort Gottes geschmeckt“. Aber wir lesen nicht, dass sie durch das Wort Gottes wiedergeboren wurden (1. Pet 1,23)
  • Sie haben auch die „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ geschmeckt. Man kann Wunder erleben und von ihnen beeindruckt werden und sich doch nicht bekehren.

Wenn diese Menschen, die so eindeutig göttliche Kraft erlebt hatten – wie das heute nicht der Fall ist –, wieder in den Schoß des Judentums zurückkehrten, war für sie keine Buße mehr möglich (Verse 6–8). Sie hatten sich bewusst auf die Seite des Volkes gestellt, das Christus gekreuzigt hatte, und damit öffentlich bezeugt, dass die Tötung Jesu zu Recht geschah. Hiermit überschritten sie eine göttliche Grenze und konnten keine Gnade mehr finden. Diese historische einmalige Situation dürfen wir nicht einfach auf heute übertragen.

Solche, die sagen, dass Gläubige verdammt werden können, sprechen oft davon, dass man sich mehrmals bekehren kann. Ein Bruder meinte sogar, dass er sich hundertmal bekehrt habe! In der Schrift finden wir aber kein Beispiel dafür, dass sich jemand auch nur zweimal bekehrt hätte. Und wenn man diesen Gedanken mit Hebräer 6 beweisen will, hat man ein Problem: Die Stelle sagt, dass es für den Abgefallenen kein Zurück mehr gibt! Eine „zweite Bekehrung“ findet man in Hebräer 6 nicht! Beachten wir auch, dass gerade in diesem Abschnitt die wahren Christen ermutigt werden: „Wir sind aber in Bezug auf euch, Geliebte, von besseren und mit der Errettung verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch so reden“ (Heb 6,8).

Die Stelle in Hebräer 10,26–31 hat denselben Hintergrund. Es geht um Juden, die bekannt hatten, an das Opfer Christi zu glauben, sich dann aber wieder zum Judentum mit dessen Opferdienst zurückwandten. Wer so den Sohn Gottes mit Füßen trat, nahm den Charakter eines Widersachers Gottes an und hatte nur Gericht zu erwarten. Kurz danach zeigt der Schreiber wieder, was für die Gläubigen gilt: „Wir aber sind nicht von denen, die sich zurückziehen zum Verderben, sondern von denen, die glauben zur Errettung der Seele“ (Heb 10,39).

In Hebräer 10,26 ff. werden einige Dinge genannt, die zu der Schlussfolgerung geführt haben, dass der Schreiber wahre Christen im Blickfeld hätte. Denn:

  • Der Schreiber des Briefes schließt sich mit ein und sagt: „Wenn wir mit Willen sündigen …“ (Vers 26). – Doch der Gebrauch des Wortes „wir“ macht einfach klar, dass der Schreiber einen Grundsatz aufstellen will, der für diejenigen gilt, die sich zum Christentum bekennen. Diesen Gedanken finden wir an vielen Stellen der Schrift, zum Beispiel auch in 1. Johannes 1,6.8.10.
  • Die Abgefallenen hatten „die Erkenntnis der Wahrheit“ (Vers 26). – Aber: Erkenntnis kann man im Kopf haben, ohne dass das Herz verändert wird. Man kann etwas erkennen und doch nicht die richtige Konsequenz daraus ziehen (vgl. Röm 1,32).
  • Die Abgefallenen waren durch das Blut des Bundes geheiligt worden (Vers 29). – Mit „Heiligung“ ist an vielen Stellen eine innere Absonderung für Gott gemeint (z.B. 1. Kor 6,11), aber an manchen lediglich eine äußere Absonderung. 5. Mose 7,6 und 1. Korinther 7,14 belegen das. Und so ist das auch in Hebräer 10. Es geht um das Blut Jesu als Siegel und Grundlage des neuen Bundes mit dem jüdischen Volk, und nicht um die Waschung von Sünden durch das Blut Christi wie in Offenbarung 1,5.

Mit 2. Petrus 2,20–22 schließt der Abschnitt, der mit der Warnung vor falschen Lehrern begann (Vers 1). Es werden Menschen beschrieben, die den Befleckungen der Welt entflohen waren und den Weg der Gerechtigkeit erkannt hatten, und sich dennoch von dem Wort Gottes abwandten, um sich noch schlimmer als vorher ihren Ausschweifungen hinzugeben. Diese Menschen waren zunächst von der christlichen Lehre fasziniert und möbelten ihr Verhalten etwas auf. Aber da es keine Sache des Herzens war, konnte es nichts Dauerhaftes sein. Sie kannten den Weg der Gerechtigkeit, aber sie haben ihn nie geliebt. „Es ist ihnen aber nach dem wahren Sprichwort ergangen: Der Hund kehrte um zu seinem eigenen Gespei und die gewaschene Sau zum Wälzen im Kot“ (Vers 23). Dieses Zitat veranschaulicht, dass sie sich nur äußerlich und nicht innerlich verändert hatten. Man kann ein Schwein aus dem Schlamm ziehen, blitzeblank schrubben und seinen Schwanz mit einem Schleifchen schmücken – doch ein Schwein bleibt ein Schwein mit der Liebe zum Dreck. Seine Natur ist unverändert, und das wird sich früher oder später zeigen. Die falschen Lehrer hatten nie Buße getan, ihre Seelen waren nicht gereinigt worden und deshalb blieb ihre Liebe zur Sünde auch ungebrochen.  

Stellen aus der Offenbarung 

In den sogenannten Sendschreiben werden den Überwindern Verheißungen gegeben (Off 2,7.11.17.26–28; 3,5.12.21). Wer nicht überwindet, wird diese Segnungen nicht empfangen und den zweiten Tod erleiden (vgl. 2,11). Das ist wahr; nur darf man nicht übersehen, dass es für einen wahren Gläubigen charakteristisch ist, zu überwinden. Johannes, der Schreiber der Offenbarung, bezeugt das in seinem ersten Brief: „Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube. Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“ (1. Joh 5,4.5). Es geht bei den Stellen in der Offenbarung um unsere Verantwortung und nicht um die ewige Sicherheit der Gläubigen. Das soll auch nicht abgeschwächt werden! Aber wenn mit diesen Bibelstellen Angst geschürt werden soll, ist der Hinweis notwendig, dass Gläubige (prinzipiell) überwinden, da sie neues Leben und Glauben haben.

Gottes Wort ist vollkommen. Es zeigt die Gnade Gottes und führt den Glaubenden zu einer freudigen Gewissheit, während sie gleichzeitig die Verantwortung des Menschen betont. So werden die Gleichgültigen gewarnt und die Ängstlichen getröstet.

[Dieser Artikel erschien in der Monatszeitschrift „Folge mir nach“]