„Dies ist eines der inhaltsreichsten und bedeutungsvollsten Kapitel der Heiligen Schrift, und es ist gut, wenn wir unter Gebet darüber nachdenken“, schrieb C. H. Mackintosh zu 3. Mose 23 in seiner bekannten Auslegung über die fünf Bücher Mose – und das ist sicher wahr.

3. Mose 23 zeigt uns den Festkalender des Volkes Israel. Jedes Jahr sollten sieben Feste gefeiert werden. Daneben gab es noch den wöchentlichen Sabbat. Alle diese Feste werden von Christen natürlich nicht buchstäblich gehalten (Gal 4,10; Kol 2,16.17), aber wir dürfen die vorbildliche Bedeutung der Feste verstehen und können daraus für unser Glaubensleben lernen (vgl. 1. Kor 10,6).

Was ist nun die Bedeutung von 3. Mose 23? Dieses Kapitel zeigt in der Bildersprache des Alten Testaments das Wirken der Gnade Gottes von dem Kreuz des Herrn Jesus an bis hin zum tausendjährigen Friedensreich.

Überblick über die Feste 

Nachfolgend eine Übersicht über die Feste in Israel und ihre Bedeutung:

• Der Sabbat (jede Woche): Keinerlei Arbeit soll getan werden. Bedeutung: die kommende Sabbatruhe für das Volk Gottes.

1. Das Passahfest (am 14. des ersten Monats): Das Passahlamm wird geschlachtet. Bedeutung: der Tod Christi als Grundlage des Segens.

2. Das Fest der ungesäuerten Brote (vom 15. bis zum 21. des ersten Monats): Nur Ungesäuertes darf gegessen werden. Bedeutung: Das ganze Leben der Erlösten ist durch Lauterkeit und Wahrheit gekennzeichnet.

3. Das Fest der Erstlingsgarbe (am Sonntag nach dem Passahfest): Die erste Garbe der Ernte wird Gott gebracht. Bedeutung: die Auferstehung Christi.

4. Das Fest der Wochen (am 7. Sonntag nach dem Fest der Erstlingsgarbe): Ein neues Speisopfer aus Sauerteig wird dem Herrn geopfert. Bedeutung: Herabkommen des Heiligen Geistes zur Bildung der Versammlung.

5. Das Fest des Posaunenhalls (am 1. des siebten Monats): Posaunen werden zum Gedächtnis geblasen. Bedeutung: Rückkehr und Erweckung des irdischen Volkes Gottes am Ende der Tage.

6. Der Sühnungstag (am 10. des siebten Monats): Sühnopfer werden für das sich kasteiende Volk gebracht. Bedeutung: Israels Buße und die Annahme ihres Messias, der am Kreuz Sühnung bewirkt hat.

7. Das Fest der Laubhütten (vom 15. bis zum 22. des siebten Monats): Das Volk wohnt freudig in Laubhütten. Bedeutung: die Freude Israels im Friedensreich.

Die ersten vier Feste sind Frühjahrsfeste. Sie stehen in der Typologie mit dem ersten Kommen Christi in Verbindung. Diese Feste sind erfüllt. Die letzten drei Feste sind Herbstfeste. Sie stehen mit dem zweiten Kommen Christi in Verbindung. Diese Feste sind noch nicht erfüllt.

Gleich zu Beginn dieses Kapitels wird betont, dass es die Feste des HERRN sind; Gott nennt sie „meine Feste“ (3. Mo 23,1.2). Doch als der Herr Jesus auf der Erde war, spricht der Heilige Geist von diesen Festen als von Festen der Juden (Joh 5,1; 6,4; 7,2). Die „heiligen Versammlungen“, die Gott zum Mittelpunkt haben sollten, waren offenbar zu einer bloßen Form verkommen.

Der Sabbat 

Der Sabbat nimmt in 3. Mose 23 eine Sonderstellung ein. Einerseits wird er zu den Festen gerechnet (3. Mo 23,2), andererseits wird er nicht zu den Festen gezählt (3. Mo 23,4). Es ist  eben ein besonderes Fest, eine besondere Zeit: der wöchentliche Ruhetag.

Der Sabbat ist ein Andenken an die Schöpferruhe Gottes (2. Mo 20,11). Er wurde jedoch erst eingesetzt, als das Volk Israel aus Ägypten erlöst war (5. Mo 5,12–15). Der Sabbat wurde zum Bundeszeichen des irdischen Volkes Gottes (2. Mo 31,13). Den Nationen hingegen war nie auferlegt worden, den Sabbat zu halten.

Der Sabbat spricht typologisch von dem großen Ziel Gottes: Gott möchte im Blick auf seine Schöpfung mit Wohlgefallen ruhen, und Er möchte Menschen an dieser Ruhe teilhaben lassen. Die ganze Abhandlung in 3. Mose 23 über die Feste Israels beginnt also mit dem Ende der Wege Gottes. Es ist nicht selten in Gottes Wort, dass das Ziel Gottes am Anfang erwähnt und anschließend der Weg dahin vorgestellt wird (zum Beispiel in Ps 84; Jes 52,13–53,12; Joh 14–16).

Wir Christen haben in Christus Ruhe für Herz und Gewissen gefunden, aber wir leben noch in einer Welt voller Unruhe. Wie gut ist es, wissen zu dürfen, dass noch eine Sabbatruhe für das Volk Gottes aufbewahrt ist (Heb 4,9)! Darauf warten wir freudig und mit großer Gewissheit.