„Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so mögen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Eltern Gleiches zu vergelten; denn dies ist angenehm vor Gott“ (1. Tim 5,4).

Es ist bemerkenswert, wie der Apostel Paulus in diesem Vers von der Verantwortung der Kinder redet. Paulus gibt dort (bereits erwachsenen) Kindern (und Enkelkindern) keine Liste an die Hand, was sie für die Eltern alles tun sollen, wenn diese Hilfe benötigen. Nein, er spricht schlicht von der Frömmigkeit der Kinder und davon, dass sie den Eltern Gleiches vergelten sollen.

Gleiches vergelten! Diese Worte bringen die Kinder zum Nachdenken über das, was ihre Eltern alles für sie getan haben. Wie viel Zeit und Kraft wurde für die Pflege und Erziehung der Kinder aufgebracht! Wie viel Sorgen haben sich Vater und Mutter gemacht! Wie oft werden gläubige Eltern für den Nachwuchs gebetet haben! Auch in finanzieller Hinsicht musste einiges um der Kinder willen geleistet werden. Was fordert der Apostel nun? Wozu sind die Kinder moralisch verpflichtet? Sie sollen den Eltern Gleiches vergelten.[1] Das genügt schon. Doch in Wahrheit ist es ein gewaltiges Pensum, was den Kindern hier vorgestellt wird. Wer Gleiches vergelten will, hat in aller Regel viel zu tun.

Bedenken wir gut, was der Apostel Paulus einige Verse später sagt: „Wenn aber jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger“ (1. Tim 5,8).


Fußnoten:

  1. Der Apostel spricht an dieser Stelle von Vergeltung und macht damit die Frage der Versorgung der Eltern zu einer Frage der Gerechtigkeit. Dass auch Barmherzigkeit wichtig ist (wenn Eltern beispielsweise ernste Fehler gemacht haben sollten), ist auch wahr, wird aber hier nicht thematisiert.