„Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus gegen alle und auf alle, die glauben“ (Röm 3,22).
In diesem Vers begegnet uns eine Ausdrucksweise des Apostels, die uns auf den ersten Blick vielleicht etwas schwer verständlich erscheint. Er spricht von „Gottes Gerechtigkeit … gegen alle und auf alle, die glauben“. Was meint er damit?
„Gegen alle“
Dieser Ausdruck zeigt uns die Seite der Gnade Gottes, der seine Gerechtigkeit auf der Grundlage des Glaubens an Jesus Christus allen Menschen anbietet. Das vollbrachte Erlösungswerk des Herrn Jesus ist so groß und umfassend, dass dadurch allen Menschen Errettung zugesprochen werden kann. In Verbindung damit steht der Gedanke der Sühnung. Der Herr Jesus hat durch sein Leiden und Sterben am Kreuz von Golgatha den heiligen und gerechten Ansprüchen Gottes in Bezug auf die Sünde entsprochen, so dass Gottes Zorn über die Sünde nun beschwichtigt ist und Gott auf dieser Grundlage allen Menschen Errettung anbieten kann (vgl. 1. Tim 2,4; 2. Pet 3,9). Diesen Gedanken finden wir auch in 1. Timotheus 2,6: „Der Mensch Christus Jesus gab sich selbst als Lösegeld für alle.“ „Für alle“ hat hier die Bedeutung von „im Hinblick auf alle“. In diesem Sinn ist der Herr Jesus der Heiland der ganzen Welt (vgl. Joh 4,42).
„Auf alle, die glauben“
Dieser Ausdruck zeigt uns die Seite der Verantwortung des Menschen, der die Errettung, die Gott anbietet, im Glauben ergreifen muss, damit sie ihm zugesprochen werden kann. Nur derjenige wird errettet, der das Werk der Erlösung für sich persönlich in Anspruch nimmt. Erst dann wird ihm die Gerechtigkeit Gottes zuerkannt, und er steht als ein Gerechter vor Gott. In Verbindung damit steht die Seite der Stellvertretung. Auch wenn Gottes Zorn durch das Sühnungswerk des Herrn Jesus ein für alle Mal beschwichtigt wurde, muss dennoch jeder persönlich an den Herrn Jesus glauben und dessen Erlösungswerk stellvertretend für sich in Anspruch nehmen. Diesen Gedanken finden wir auch in Markus 10,45, wo der Herr Jesus von sich sagt: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“ „Für viele“ bedeutet hier „anstelle von vielen“.
William Kelly schreibt zu Römer 3,22: „Der erste Ausdruck redet von der Richtung, der zweite von der Anwendung. Die Richtung weist gegen alle, die Anwendung richtet sich natürlich nur auf alle, die glauben.“