Es ist oft gesagt worden, dass, wenn die gesamte Frage unserer Sünden nicht am Kreuz entschieden worden wäre, sie die zahllosen Zeitalter der Ewigkeit hindurch niemals hätte geregelt werden können, denn Christus kommt nicht, um noch einmal zu sterben. Er opferte damals am Kreuz ein Sündopfer. Wie viele deiner Sünden waren dort? Waren sie wirklich alle dort? Gott sei Dank, ja, sie waren es, sofern du ein wahrhaft Gläubiger bist.

Wurden dort nur die Sünden getragen, an die du dich erinnern kannst? Nein, alle Sünden wurden auf ihn gelegt. So lesen wir: „Hat er es auch nicht gewusst, so ist er schuldig“ (3. Mo 5,17). Das ist ein wichtiger Punkt, denn einige Christen haben geglaubt, dass sie jedes Mal, wenn sie sündigen, um Vergebung bitten müssen und dass, wenn sie nicht dafür beten, ihnen nicht vergeben werden wird. Und sehr oft sind sie beunruhigt im Blick darauf, ob irgendwelche Sünden, die sie begangen haben mögen, nicht bekannt worden sind. Ein Christ fragte einmal einen anderen: „Angenommen, du würdest bei einem Eisenbahnunfall sterben und hättest für diesen Tag deine Sünden nicht bekannt, was würde aus dir werden?“ Die Antwort war: „Nun, weiß es nicht. Ich bin völlig unsicher, was aus mir werden würde.“ Und viele denken, dass sie keine Vergebung ihrer Sünden empfangen, wenn sie nicht Gott darum bitten, ihnen zu vergeben. Dann wird das Bitten sehr oft zu einer formalen Angelegenheit. Nachts, oder wann immer sie Gnade erbitten, wie es genannt wird, legen sie nur ein allgemeines Bekenntnis der Sünden ab, indem sie sagen: „Vergib uns all unsere Sünden um Christi willen.“ Das ist kein Bekenntnis zu Gott, das ist nicht das, was Gott mit einem Bekenntnis meint. „Hat er es auch nicht gewusst, so ist er schuldig“, denn eine Sünde ist in Gottes Augen eine Sünde, ob man sich dessen bewusst ist oder nicht. Und Sünde wird gemäß dem Maßstab seiner Heiligkeit beurteilt und nicht gemäß unserer Gedanken darüber. „Das Vorhaben der Narrheit ist die Sünde“ (Spr 24,9), und jede unabhängige Tat unseres Willens ist Sünde. Wie viele Sünden haben wir heute begangen? Gott allein weiß es. Was soll dann aus uns werden, wenn wir irgendwelche Sünden nicht bekennen? Zweifellos haben wir einige begangen, derer wir uns nicht bewusst sind. Je mehr wir in der Gnade wachsen, desto mehr sehen wir, was Sünde ist, aber Gott sah, dass es Sünde war, bevor du es herausgefunden hast.

Es ist gesegnet, daran zu denken. Gott in seiner Heiligkeit kennt jede einzelne Sünde, die wir jemals begangen haben; er kennt sie alle. Er lässt keine aus, ebenso wie er am Tag des Gerichts bei den Unbekehrten keine auslassen wird. Keine einzige wird an jenem Tag vergessen werden. Gott ließ folglich keine der Sünden der Gläubigen aus, als er sie auf den Kopf seines geliebten Sohnes legte, der sie alle trug. Deshalb bedurfte es einer göttlichen Person, um das Werk zu tun. Es musste jemand sein, der Sünde so wie Gott sehen konnte, und wer außer dieser göttlichen Person konnte das? Es war der Herr Jesus, der wusste, was Sünde in den Augen Gottes ist, der unsere Sünden kannte, der sie alle, jede einzelne, auf sich genommen und sie an seinem Leib auf dem Holz getragen hat.

Ich spreche nicht von vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden, weil die Schrift niemals auf diese Weise redet. Wir sollten überhaupt nicht an zukünftige Sünden denken. Es ist ungeheuerlich, zu sagen: „Ich werde morgen Sünden begehen.“ Wir können nur von vergangenen Sünden sprechen, an zukünftige Sünden sollte gar nicht gedacht werden. Die einfache Frage ist: Wie viele Sünden hatten du und ich begangen, als Christus starb? Sie waren damals alle zukünftig. Er legte Gott gegenüber für jede einzelne Rechenschaft ab, gepriesen sei sein Name!

Auszug aus dem Buch „Christus – gesehen in den Opfern“ (R.F. Kingscote).
Erschienen im CSV-Verlag, www.csv-verlag.de