„Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ – ein unbegreiflicher Vorgang, der in uns tiefe Dankbarkeit diesem Hirten gegenüber hervorrufen muss. Welch eine Liebe! Doch wenn der Herr Jesus dann fortfährt: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse“, fügt er nicht hinzu: „für die Schafe.“ So führt er uns zu einem noch höheren Motiv seiner Hingabe bis in den Tod. Er zeigt uns den Wert, den seine Hingabe in sich selbst hat. Der Sohn will dem Vater einen neuen Anlass geben, ihn zu lieben.

Es ist heiliger Boden, den wir betreten, wenn wir hören, wie der Herr Jesus über die Liebe des Vaters zum Sohn spricht. Aus seinem Gebet zu seinem Vater wissen wir, dass diese Liebe vom Vater zum Sohn ewig ist: „Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“ Diese Liebe ist so ewig wie Gott selbst und auch ebenso unveränderlich wie er. Immer gleichbleibend, unendlich, tief. Und doch bekam diese ewig unveränderliche Liebe des Vaters immer wieder neue Anlässe, den Sohn zu lieben. Schon als Werkmeister im Schoß des Vaters war der Sohn „Tag für Tag seine Wonne“. Und als er als Mensch auf die Erde kam, vollkommen rein und heilig in seinem Wesen, sagte Gott über ihn: „Dieser ist mein geliebter Sohn.“

Und jetzt: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse.“ Niemand von uns könnte so sprechen. Nie wären wir in der Lage, aus uns selbst heraus etwas zu tun, was den Vater veranlassen könnte, uns zu lieben. Aber der Sohn konnte so sprechen. Er wollte und würde sich erneut und auf eine unendlich tiefe und kostbare Weise als würdiger Träger der Liebe des Vaters erweisen.

Das ist eine Seite seiner Hingabe und seines Todes, die wir anbetend betrachten, ohne selbst einen direkten Anteil daran zu haben. Das ist die „Darbringung und das Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“. Diese Freiwilligkeit und Weihe an Gott, die in den Worten zum Ausdruck kommt: „weil ich mein Leben lasse“, gepaart mit vollkommen gehorsamer Unterwürfigkeit – „dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen“ –, stiegen aus den Gluten seiner Leiden als duftender Wohlgeruch zu Gott empor. Beides hat seinen Ursprung in der tiefen Liebe des Sohnes zum Vater, „damit die Welt erkenne“, sagt er, „dass ich den Vater liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat“.