Nach einer erfolglosen Nacht, in der die erfahrenen Fischer nichts gefangen hatten, gibt der Herr dem Petrus noch einmal den Befehl, auf den See hinauszufahren, um die Netze zum Fang abzulassen. Petrus gehorcht, gegen jedes „Fischer-Latein“, und macht den größten Fischfang seiner Fischerkarriere. Da haben die Fischer sicherlich nicht schlecht gestaunt.

Doch Petrus ist mit ganz anderem beschäftigt. Er ist entsetzt! Er erkennt, dass so ein außergewöhnlicher Fang nur durch den zu erklären ist, der ihm den Auftrag dazu erteilt hatte. Wenn diesem sogar die Fische im See gehorchten, so konnte dieser Jesus niemand anderes sein als der Schöpfer selbst. Angesichts dieser offenbarten Schöpfer-Herrlichkeit kommt Petrus zu einer Selbsterkenntnis, die ihn ausrufen lässt: „Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr“ (Lk 5,8).

Das war kein billiges Bekenntnis eines Sauls: „Ich habe gesündigt! Nun ehre mich“ (1. Sam 15,30). Petrus erkennt zutiefst seinen wahren sündigen Zustand und bringt dies offen vor dem Herrn zum Ausdruck. Er empfindet, wie unwürdig und abstoßend er ist. Bemerkenswerterweise rennt er nicht weg, sondern fällt zu den Knien des Herrn nieder. Er „ergreift“ den Herrn, als wolle er sagen: „Sei mir gnädig. Ohne dich kann ich nicht, ich brauche dich!“

Der Punkt ist: Der Herr lässt sich „ergreifen“ – auch heute noch! Für Petrus ist dies nicht der Punkt seiner Bekehrung. (Obwohl es auch stimmt, dass der Herr Jesus keinen Sünder von sich stoßen wird, der in echter Buße sich an ihn wendet und ihn „ergreifen“ möchte.) Wir können davon ausgehen, dass das bereits früher geschehen ist (vgl. Joh 1,41.42). Diese Erfahrung hier war der Anfang seines Weges in der konsequenten Nachfolge hinter dem Herrn her. Er erfährt nicht nur die Schöpfer-Herrlichkeit des Herrn, sondern auch dessen Gnade, die in Nachfolge und Dienst beruft.

Vielleicht liegt auch deine Bekehrung schon etwas länger hinter dir. Du weißt, dass der Herr Jesus dein Retter ist, der für deine Sünde am Kreuz gestorben ist. Aber ist er auch dein Herr? Bist du in die konsequente Nachfolge hinter ihm her eingetreten? Bist du bereit, den Dienst, die Aufgaben auszuführen, die er für dich bereit hat?

Es ist bemerkenswert, wie Petrus hier empfindet und sich ausdrückt und wie der Herr reagiert. Der Herr ruft auch heute noch in seine Nachfolge, und es ist unsere Verantwortung, diesem Ruf zu folgen. Aber es steht uns gut an, dies in Demut und in dem Bewusstsein unserer Sündhaftigkeit zu tun. Wie Petrus sollten wir allen Stolz beiseitelegen. Jünger sein ist Verantwortung und Gnade zugleich. Aber wenn wir, so wie Petrus, zu dem Herrn kommen, dann dürfen auch wir ein „Fürchte dich nicht, von nun an …“ hören.

Dieses Empfinden der Gnade und Barmherzigkeit hat auch den Apostel Paulus gekennzeichnet: „Ich danke Christus Jesus, unserem Herrn, der mir Kraft verliehen hat, dass er mich für treu erachtet hat, indem er den in den Dienst stellte, der zuvor ein Lästerer und Verfolger und Gewalttäter war; aber mir ist Barmherzigkeit zuteilgeworden, weil ich es unwissend im Unglauben tat. Über die Maßen aber ist die Gnade unseres Herrn überströmend geworden mit Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind“ (1. Tim 1,12–14).