Nach dem Gesetz wurden Sündopfer und Schuldopfer dargebracht. Um diese beiden Arten der Opfer zu unterscheiden, wird gerne gesagt: „Das Sündopfer zeigt uns, dass der Herr Jesus für das starb, was wir von Natur aus sind. Das Schuldopfer zeigt uns, dass der Herr Jesus für das gestorben ist, was wir getan haben. Beim Sündopfer sehen wir, dass er zur Sünde gemacht wurde, und beim Schuldopfer sehen wir, dass er für die Sünden litt.“

Es ist, wie so oft: An der Aussage ist etwas dran. Aber so absolut kann man das nicht unterscheiden, wie ich im Folgenden zeigen möchte.

Zunächst einmal wollen wir uns die beiden Opferarten etwas näher anschauen.

Bei dem Sündopfer wird zunächst beschrieben, was zu tun ist, wenn bestimmte Personen oder Personengruppen gesündigt haben (das finden wir bei den Opfern nur bei dem Sündopfer). Dabei bleibt es unspezifisch, um was für Sünden es sich handelt; es geht jedenfalls um Sünden, die aus Versehen gegen irgendein Verbot des HERRN geschehen sind (3. Mo 4,1). Wenn der gesalbte Priester gesündigt hat, musste ein Stier geschlachtet werden. Der Stier wurde außerhalb des Lagers verbrannt. Wenn die ganze Gemeinde gesündigt hatte, dann musste ebenfalls ein Stier gebracht werden (das Blut kam aber nicht an den goldenen, sondern an den ehernen Altar). Wenn ein Fürst gesündigt hatte, musste ein Ziegenbock gebracht werden. Wenn ein Bürger gesündigt hatte, musste eine weibliche Ziege oder ein weibliches Schaf gebracht werden. Das finden wir in 3. Mose 4.

Danach wird das Sündopfer beschrieben, wenn bestimmte Dinge geschehen (Verunreinigung durch Tiere, Verunreinigung durch Menschen und unbesonnenes Schwören). Für diese Fälle hier waren drei Opferarten vorgesehen: Kleinvieh (Schafe oder Ziege), zwei Turteltauben oder junge Tauben oder ein Epha Feinmehl, das geräuchert wurde. Die Gabe war abhängig von dem Vermögen des Opfernden.

Danach wird das Schuldopfer beschrieben (3. Mo 5,14–6,7). Hier werden drei verschiedene Sünden gezeigt: Untreue an heiligen Dingen; Verbotsübertretung; Untreue an anderen. Das Opfer ist immer ein Widder. Ferner wird bei Untreue gefordert, dass ein Fünftel mehr zurückgezahlt wurde, als veruntreut worden war.

Wir können zusammenfassend sagen: Bei dem Sündopfer stehen die Personen im Vordergrund, deshalb werden Opfer für bestimmte Personen genannt. Außerdem werden keine konkreten und direkten Sünden bei dem Sündopfer erwähnt (sondern zeremonielle Verunreinigungen und unbesonnenes Reden). Ferner wird das Vermögen der Personen bei den Opfern berücksichtigt. Beim Schuldopfer geht es um konkrete Dinge und um Sünden, durch die Schaden entsteht. Außerdem müssen Taten wiedergutgemacht werden. Das Opfer ist immer dasselbe, denn es geht um die Taten und nicht um den, der die Taten begangen hat.

Also: Das Sündopfer zeigt uns, dass der Herr Jesus für Sünder gestorben. Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, dass er in die Welt kam, um Sünder zu erretten. Jeder Gläubige kann sagen: Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben. Da es hier um die Personen geht, ist der Gedanke eingeschlossen, dass Christus auch für unsere böse Natur gestorben ist. Das steht aber nicht im Vordergrund, sondern es geht um Sünder, die das auch durch böse Taten erwiesen haben.

Das Schuldopfer zeigt, dass der Herr Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Er wurde unsere Übertretungen wegen hingegeben. Er war um unsere Missetaten willen zerschlagen. Er hat unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen. Dabei hat der Herr Jesus nicht nur den Zorn Gottes (angesichts unserer Schuld) gestillt, sondern er hat Gott mehr verherrlicht, als Gott durch unsere Sünde verunehrt worden war; und er uns hat mehr Segen gebracht, als nur unsere Sünden wegzunehmen.  Er hat das wahre Fünftel durch sein Opfer hinzugefügt.

Das scheint mir der Unterschied zwischen Sündopfer und Schuldopfer zu sein. Dabei können wir die Opfer nicht voneinander trennen. So wird zum Beispiel in Psalm 40,7 auch nur von dem Sündopfer gesprochen, obwohl das Schuldopfer miteingeschlossen sein muss. Und das Sündopfer wird auch Schuldopfer genannt (3. Mo 5,6). Wir können hier nicht trennen, wohl aber unterscheiden.