An zwei Stellen in den Evangelien lesen wir davon, dass der Herr Jesus Petrus anblickte: Einmal, als Petrus seinem Herrn zum ersten Mal begegnete. Das zweite Mal, nachdem Petrus seinen Meister dreimal verleugnet hatte. An beiden Stellen benutzt der Heilige Geist im Grundtext dasselbe griechische Wort (emblepo). Obwohl beide Situationen unterschiedlicher nicht sein konnten: In beiden Fällen war es ein Blick voller Liebe, mit dem der Heiland seinen Jünger anblickte. Ja, die Liebe des Herrn zu seinem Jünger hatte sich in der ganzen Zeit nicht verändert.

Der erste Blick

„Und er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: Du bist Simon, der Sohn Jonas‘; du wirst Kephas heißen (was übersetzt wird: Stein)“ (Joh 1,42).

Vermutlich haben wir hier die erste Begegnung zwischen Petrus und dem Herrn Jesus. Zum ersten Mal stand Petrus in der Gegenwart des Sohnes Gottes. Und dann lesen wir: „Jesus blickte ihn an.“ Was für ein Blick mag dies gewesen sein! Ein Blick, der nicht nur das Äußere sah, sondern auch das Innere von Petrus durchforschte (vgl. 1. Sam 16,7). Ein Blick, der in sein Herz und Gewissen drang und ihn „mit Seilen der Liebe“ zum Heiland der Sünder zog (vgl. Hos 11,4). Der Herr sah in diesem Moment sein ganzes Herz und überschaute sein ganzes Leben. Nichts war vor ihm verborgen. Er kannte seine Vergangenheit, aber auch seine Zukunft. Er sah, was Petrus in sich selbst war („Du bist Simon, der Sohn Jonas’“), aber auch, was Er aus ihm machen würde („du wirst Kephas heißen, was übersetzt wird: Stein“). Das war zweifellos der Augenblick, wo Petrus ihn im Glauben als seinen persönlichen Herrn und Heiland annahm und zu einem lebendigen Stein wurde (vgl. 1. Pet 2,5). Kennst du auch diesen erforschenden Blick des Herrn?

Der letzte Blick

„Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und Petrus erinnerte sich an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“ (Lk 22,61).

Während der Herr Jesus im Haus des Hohenpriesters verhört wurde, war Petrus draußen im Hof. Dort verleugnete er seinen Herrn dreimal. Und während er noch redete, krähte der Hahn (zum zweiten Mal). Verstohlen mag Petrus in diesem Moment einen Blick zu seinem Herrn geworfen haben. Und genau in diesem Augenblick wandte sich der Heiland um und blickte seinen gestrauchelten Jünger an. Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn, wie Er zu ihm gesagt hatte: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Für einen kurzen Augenblick begegneten sich ihre Blicke – zum letzten Mal vor dem Kreuzestod des Herrn –, um sich dann sofort wieder zu trennen. Nur ein kurzer Blick des Herrn, aber was für eine Fülle mag darin gelegen haben! Worte können ihn nicht gebührend beschreiben. Gewiss, es war ein Blick voller Liebe, aber auch ein Blick, der von Traurigkeit erfüllt war. Ein Blick, der das Herz und Gewissen von Petrus traf und ihn zur Buße und Umkehr führte (vgl. Lk 22,62). Diesen Blick hat er nie mehr vergessen. Kennst du auch diesen wiederherstellenden Blick des Herrn?