Gott vertrauen oder Gott versuchen?

„Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“ (Lk 4,12).

Das ist vielleicht die subtilste und gefährlichste aller Versuchungen: wenn der Teufel uns dazu anreizt, vor Menschen groß dazustehen – und wenn Er dazu sogar noch das Wort Gottes benutzt.

Nehmen wir einmal an, der Herr Jesus hätte sich tatsächlich von der Zinne des Tempels hinabgestürzt und wäre von den Engeln Gottes aufgefangen worden. Das hätte ganz sicher bei den Zuschauern einen gewaltigen Eindruck hinterlassen und Ihm viel Anerkennung verschafft. Menschlich gesehen wäre das der perfekte Auftakt für Seinen öffentlichen Dienst gewesen. Doch Er hatte kein Wort „aus dem Mund Gottes“ (s. Mt 4,4) empfangen und deshalb tat Er es nicht. Außerdem kannte Er die Heilige Schrift so gut, um zu wissen, dass Satan das Wort Gottes an dieser Stelle unvollständig zitiert und falsch angewendet hatte.

Der Herr Jesus hatte volles Vertrauen in die Treue Gottes. Er war davon überzeugt, dass Gott hält, was Er verspricht, und Ihn deshalb auf allen Seinen Wegen bewahren würde. Gerade weil Er vollkommen vertraute, musste Er Ihn nicht erst kritisch oder leichtfertig auf die Probe stellen. Das sollten auch wir niemals tun!

Etwas ganz anderes ist es, wenn wir Gottes Zusagen vertrauen und Ihn in dem Sinne prüfen, dass Er sich vor den Augen der Menschen verherrlichen kann. In Maleachi 3,10 fordert Gott Sein Volk sogar dazu auf, Ihn in dieser positiven Weise zu prüfen, indem Er sagt: „Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei; und prüft mich doch dadurch, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen bis zum Übermaß ausgießen werde.“

Das war auch das Anliegen Georg Müllers, der den „Vater der Waisen“ (Ps 68,6) beim Wort nahm und sich im Glauben auf Seine Verheißungen stützte. Er sehnte sich danach, Gott durch sein Leben eine Plattform zu bieten, auf der Er zeigen konnte, dass Er sich nicht verändert hat und nach wie vor treu zu dem steht, was Er in Seinem Wort verspricht – und wie wunderbar hat Gott Seine treue Fürsorge durch das Leben dieses Mannes tatsächlich unter Beweis gestellt!

Auch wir dürfen uns im Glauben an die Zusagen Gottes klammern und wie der Psalmist beten: „Bestätige deinem Knecht deine Zusage … Gedenke des Wortes an deinen Knecht, auf das du mich hast harren lassen!“ (Ps 119,38.49).

Worin besteht der Unterschied zwischen Gott zu versuchen und Gott zu vertrauen? Inwieweit gibst du dem Herrn in deinem Leben die Möglichkeit, den Menschen zu zeigen, dass Er sich nicht verändert hat und auch heute noch felsenfest zu Seinen Zusagen steht? „Ich, der HERR, ich verändere mich nicht“ (Mal 3,6).