Die Zeit Gottes

„Alles hat seine bestimmte Zeit“ (Pred 3,1).

Der Herr Jesus lebte hier auf der Erde in keinen leichten Familienverhältnissen. Er war der Älteste von mindestens sieben Kindern (s. Mt 13,55). Öfters lesen wir davon, dass Seine Verwandten Ihn nicht verstanden (z.B. Mk 6,3). Bei einer Begebenheit heißt es ausdrücklich, dass sie über Ihn sagten, dass Er „außer sich“ sei (Mk 3,21). Seine eigenen Brüder glaubten nicht an Ihn und stellten Seinen Dienst in Frage. Einmal wollten sie Ihn dazu drängen, sich öffentlich auf dem Laubhüttenfest zu zeigen, und sagten: „Zieh von hier weg und geh nach Judäa, damit auch deine Jünger deine Werke sehen, die du tust; denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht dabei selbst öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so zeige dich der Welt“ (Joh 7,3.4).

Wie reagierte Er auf diese Provokation, die aus der eigenen Familie kam? Er ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen wartete Er geduldig auf Wegweisung von Seinem Vater und sagte Seinen Brüdern: „Meine Zeit ist noch nicht da“ (Joh 7,6). Der Psalmist schreibt: „In deiner Hand sind meine Zeiten“ (Ps 31,16). Genau dieses Vertrauen zeigte sich im Leben Jesu. Als Er schließlich kurz davor stand, nach Golgatha zu gehen, sagte Er zu Seinen Jüngern: „Meine Zeit ist nahe“ (Mt 26,18). Der abhängige Mensch legte Seine Zeiten ganz bewusst in Gottes Hand.

Nachdem Seine Brüder kurze Zeit später zu dem Fest gingen, blieb Er noch in Galiläa und wartete dort. Er vertraute auf die Führung Seines Vaters und ruhte in Ihm. Als Seine Zeit dann schließlich gekommen war, ging auch Er hinauf zu dem Fest – doch nicht öffentlich, sondern „wie im Verborgenen“ (Joh 7,10). Er ließ sich von Seinen Brüdern weder das „Wann“ noch das „Wie“ aufdiktieren, sondern machte beides von der Führung Gottes abhängig.

Es ist übrigens sehr ermutigend, zu sehen, dass Seine Brüder nach der Himmelfahrt Jesu mit unter den Gläubigen waren, die im Obersaal gemeinsam beteten und auf das Kommen des Heiligen Geistes warteten. Mindestens einer von ihnen, Jakobus, wurde sogar dazu gebraucht, einen Brief des Neuen Testaments zu schreiben. Das sollte uns Mut machen, weiter für (noch) ungläubige Verwandte zu beten und ihnen durch unser Leben ein guter Wegweiser zu Christus hin zu sein!

David ist der Mann, von dem wir am häufigsten im Wort Gottes lesen, dass er den HERRN befragte. In 2. Samuel 5,18 lesen wir: „Und die Philister breiteten sich im Tal Rephaim aus.“ Angesichts dieser Gefahr fragt David den Herrn, ob er gegen die Feinde hinaufziehen soll. Der Herr antwortet und gibt ihm die Zusage, die Philister in seine Hand zu geben. David handelt in Abhängigkeit von Gott, zieht in den Kampf und siegt. Nur zwei Verse später heißt es: „Und die Philister zogen wieder herauf und breiteten sich im Tal Rephaim aus.“ Plötzlich befindet sich David in einer fast identischen Situation wie kurz zuvor. Wie viele hätten unter diesen Umständen einfach genauso gehandelt wie beim ersten Mal, ohne Gott erneut zu fragen! Warum nicht einfach genau das machen, was in der Vergangenheit gut funktioniert hat? Doch anstatt pragmatischen Vernunftschlüssen zu folgen, bleibt der Mann nach dem Herzen Gottes auch in dieser Situation abhängig. Erneut geht er ins Gebet, um Gott nach Seinem Willen zu fragen. Interessanterweise sagt der HERR ihm dieses Mal, dass er jetzt anders vorgehen soll. Wieder siegt David – weil er den HERRN befragt hat! Wie wichtig ist es, dass wir im Dienst für den Herrn nicht pragmatisch, sondern von Ihm abhängig sind!

Gott kennt immer die richtige Zeit für alles (s. 1. Pet 5,6). Wenn wir vor den Thron der Gnade kommen, gibt Er uns Gnade und Barmherzigkeit zu rechtzeitiger Hilfe (s. Heb 4,16). Jesaja schreibt: „Glückselig alle, die auf ihn harren!“ (Jes 30,18).

Was kannst du aus dem Verhalten Davids für dein Glaubensleben lernen? Für Elia gab es eine Zeit der Zurückgezogenheit und eine Zeit des öffentlichen Auftretens (s. 1. Kön 17,3; 18,1). Kennst du solche Phasen auch aus eigener Erfahrung? Gottes Hilfe kommt nie zu spät!