Abhängigkeit und die Herrlichkeit Gottes

„Als er nun hörte, dass er krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war“ (Joh 11,6).

Es muss für den Herrn Jesus eine große Ermunterung und ein Trost gewesen sein, in Bethanien eine Familie zu haben, die Ihn wertschätzte und Ihn in ihr Haus aufnahm. Gott segnete die Hingabe und den Gehorsam dieser Gläubigen, indem Er ihnen ein Bewusstsein der Liebe Jesu schenkte (s. Joh 14,21). Als Lazarus eines Tages krank wurde, sandten die Schwestern dem Sohn Gottes die Nachricht: „Herr, siehe, der, den du lieb hast, ist krank“ (Joh 11,3).

Doch die Tatsache, dass der Herr uns liebt, bewahrt uns nicht vor Leiden. Im Gegenteil: Oft benutzt der Herr in unserem Leben Nöte und Schwierigkeiten dazu, um uns im Bewusstsein Seiner Liebe wachsen zu lassen und damit wir Ihn besser kennenlernen. Das war auch hier der Fall. Wir können sicher sein, dass die beiden Schwestern das Mitempfinden Jesu und die Tränen, die Er am Grab ihres Bruders vergoss, ihr Leben lang nicht vergessen haben! Wie wahr sind in diesem Zusammenhang die Worte Salomos, der sagt: „Es gibt einen, der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder“ (Spr 18,24).

Normalerweise hätten wir nach dem Satz: „Jesus aber liebte Martha und ihre Schwester und Lazarus“ (Joh 11,55) erwartet, dass der Herr sich jetzt schnellstmöglich auf den Weg macht, um dieser Not zu begegnen. Doch genau das tat Er nicht. Stattdessen wartete Er geduldig auf die Zeit Gottes – obwohl sich der gesundheitliche Zustand von Lazarus wahrscheinlich von Stunde zu Stunde verschlechterte. Der Herr hatte das feste Vertrauen, dass der Vater diese Krankheit zugelassen hatte, um Seine Herrlichkeit zu zeigen und damit Er, der Sohn Gottes, dadurch verherrlicht wurde. Jesaja schreibt: „Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen“ (Jes 28,16). Und so wartete der Herr zwei volle Tage, bevor Er sich auf den Weg machte. Er ließ sich nicht von natürlichen Zuneigungen, sondern allein durch den Willen Gottes leiten.

Es erfordert Glaubensvertrauen, in Situationen, in denen der Druck permanent zunimmt, abhängig zu bleiben und auf Gott zu warten. Elia blieb so lange am Bach Krith, bis das Wort des HERRN an ihn erging – obwohl der Bach Tag für Tag weiter austrocknete. Gerade in solchen Umständen ermutigt der Herr uns mit den Worten: „Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ (Joh 11,40).

Wie verhältst du dich, wenn du auf Wegweisung vom Herrn wartest, während, menschlich gesprochen, der Druck, zu handeln, immer weiter zunimmt? Gibt es Leidensphasen in deinem Leben, die du nicht vermissen möchtest, weil du dadurch deinen Herrn besser kennengelernt hast? „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken“ (Röm 8,28).