„Und während sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern“ (Mt 26,21; vgl. Mk 14,18; Joh 13,21).

Während der Herr Jesus mit seinen Jüngern das letzte Passahmahl aß, kündigte er ihnen an, dass ihn einer von ihnen überliefern würde. Die Bestürzung und Verwunderung, die diese Mitteilung unter den elf Jüngern auslöste, zeigt, dass keiner von ihnen damit gerechnet hatte. Keiner hatte auch nur den geringsten Verdacht geschöpft, dass Judas – einer von ihnen – den Heiland verraten würde. Das lag an zwei Gründen:

1. Judas ließ sich durch sein Verhalten nicht anmerken, dass er ein falscher Jünger war. Drei Jahre lang war er aufs engste mit den anderen Jüngern verbunden, und doch ahnte keiner von ihnen, dass er nur ein Mitläufer war. Er tat das, was auch die anderen Jünger taten: Er predigte die Buße, trieb Dämonen aus und heilte Kranke (Mk 6,12.13). Und doch war und blieb es in seinem Herzen finster. Als der Herr seinen Jüngern schließlich mitteilte, dass ihn einer von ihnen überliefern würde, fragte auch Judas scheinheilig: „Ich bin es doch nicht, Rabbi?“ (Mt 26,25).

Das traurige Beispiel Judas zeigt, dass es nicht alles ist, nur dabei zu sein. Worauf es ankommt, ist die innere Realität, der Zustand des Herzens. Nur wo lebendiger Glaube an Jesus Christus, den Heiland der Sünder, vorhanden ist, ist der Mensch trotz allen Versagens für Zeit und Ewigkeit gerettet.

2. Der Herr Jesus verhielt sich Judas genauso wie allen anderen Jüngern gegenüber. Obwohl der Heiland von Anfang an wusste, dass Judas in Wirklichkeit ein „Teufel“ war, der ihn überliefern würde, hatte er ihn als Jünger auserwählt und drei Jahre lang in Liebe und Geduld getragen (Joh 6,70). Sein Verhalten Judas gegenüber, das die anderen Jünger jeden Tag hautnah miterleben und beobachten konnten, war durch göttliche Liebe geprägt und machte keinen erkennbaren Unterschied zwischen dem falschen und den echten Jüngern.

Obwohl der Heiland das verderbte Herz von Judas völlig kannte und dessen böse Absichten und Wege schmerzlich empfunden haben muss (Joh 12,6), ließ er in keiner Weise Ablehnung oder gar Verachtung erkennen, sondern handelte stets in göttlicher Souveränität und Liebe. Macht ihn das in unseren Augen nicht groß und bewundernswert?