„Und Jonathan stand vom Tisch auf in glühendem Zorn, und er aß am zweiten Tag des Neumondes keine Speise; denn er war betrübt um David, weil sein Vater ihn geschmäht hatte“ (1. Samuel 20,34).
„Und er blickte auf sie umher mit Zorn, betrübt über die Verstocktheit ihres Herzens, und spricht zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus!“ (Markus 3,5).
Nachdem Jonathan erkannt hatte, dass es vonseiten seines Vaters beschlossene Sache war, David zu töten, stand er vom Tisch auf in glühendem Zorn. Jonathans Reaktion in dieser Situation war vorbildlich. Er verstand, dass es für ihn unter diesen Umständen unmöglich war, noch länger Gemeinschaft mit seinem Vater zu haben. Durch sein abruptes Abrechen der Tischgemeinschaft distanzierte er sich in aller Deutlichkeit von dessen bösen Absichten. Sein glühender Zorn war berechtigt und zeugte von der tiefen Entrüstung über die Bosheit seines Vaters. Sehen wir hier nicht ein Beispiel davon, was heiliger Zorn ist? Doch Jonathan war nicht nur zornig über das Verhalten seines Vaters, er war auch betrübt um David, weil sein Vater ihn geschmäht hatte. Sein Zorn war gepaart mit Betrübnis.
Auch bei unserem Herrn finden wir bei einer Gelegenheit Zorn begleitet von Betrübnis – bei ihm allerdings in vollkommener Ausgewogenheit. Als die Pharisäer Ihn in der Synagoge belauerten, ob Er den Menschen mit der verdorrten Hand am Sabbat heilen würde, blickte Er auf sie umher mit Zorn, betrübt über die Verstocktheit ihrer Herzen. Er war erzürnt über ihre bösen Gedanken, aber zugleich betrübt über ihre verstockten Herzen. Ihre Bosheit rief seinen heiligen Zorn hervor, während die Verstocktheit ihrer Herzen Ihn betrübte. Wie gerne hätte Er zu ihren Herzen gesprochen, um sie für sich zu gewinnen! Doch leider waren sie so verstockt, dass selbst sein gütiges und barmherziges Handeln mit dem Kranken sie nicht erreichen konnte.
Diese zwei Begebenheiten haben sicherlich auch uns etwas zu sagen: Wenn wir (über Sünde) zürnen (was bei uns vermutlich äußerst selten der Fall sein wird), dann sollte unser Zorn von Betrübnis begleitet sein. Außerdem sollen wir achtgeben, dass wir dabei nicht sündigen. Und schließlich soll die Sonne nicht untergehen über unserem Zorn (Eph 4,26).