Im Tausendjährigen Reich wird es zwei Segensbereiche geben: Der eine ist auf der Erde und der andere über der Erde. In den irdischen Bereich werden die Gläubigen eingehen, die Gott durch die Drangsalszeit hindurch bewahren wird. In den himmlischen Bereich gelangen diejenigen, die bei der Entrückung verwandelt werden bzw. die an der ersten Auferstehung teilhaben. Diese werden mit Christus über die Erde tausend Jahre herrschen (Off 20,4). Dazu gehören auch die Gläubigen des Alten Testaments.

Die Hoffnung eines Israeliten ging an sich dahin, unter der Herrschaft des Messias auf der Erde gesegnet zu werden. Doch Gott wird den alttestamentlichen Gläubigen etwas Höheres geben: Sie werden das verheißene Land vom Himmel aus regieren dürfen. Sie sind die Heiligen der höchsten Örter, die das Reich empfangen und in Ewigkeit besitzen werden (Dan 7,18.22.25). Schon Abraham verstand etwas von der himmlischen Seite des Reiches, denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat und deren Baumeister und Schöpfer Gott ist (Heb 11,10). Diese Stadt ist das himmlische Jerusalem, das die Metropole des himmlischen Bereichs sein wird, so wie das irdische Jerusalem den Mittelpunkt der Erde darstellen wird.

Das himmlische Jerusalem

Das himmlische Jerusalem wird in Offenbarung 21,9–22,5 ausführlich beschrieben.[1] Direkt am Anfang wird gezeigt, dass diese Stadt die Versammlung ist – die Braut des Lammes (Off 21,9). Sehen wir uns diese heilige himmlische Stadt etwas näher an.

Zunächst werden vier Dinge vorgestellt, die die Stadt allgemein kennzeichnen (Off 21,10.11):

  • Ihre Stellung ist heilig.
  • Ihr Charakter ist himmlisch.
  • Ihr Ursprung ist göttlich.
  • Ihre Schönheit ist herrlich.

Danach werden Details der himmlischen Stadt gezeigt, wobei der Schreiber sich einer ausgesprochenen Bildersprache bedient.

Die Parallelen zu dem, was die Propheten über das irdische Jerusalem im Friedensreich vorhergesagt haben, sind dabei nicht zu übersehen. Zum weiteren Studium werden in der nachfolgenden Aufzählung einige alttestamentliche Stellen genannt, die vom irdischen Jerusalem sprechen. Es ist interessant und aufschlussreich, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden „Städte“ zu untersuchen (was jedoch im Rahmen dieses Artikels nicht ausgearbeitet werden kann).

Von außen ist bei der himmlischen Stadt zu sehen:

  • Ein heller Lichtglanz wie ein kristallheller Jaspisstein (Off 21,11)
    Die Stadt zeigt der Welt die strahlende Herrlichkeit Gottes, was von den Nationen dankbar anerkannt und gewürdigt wird (vgl. Off 4,3; Off 21,24.26). Vgl. im Blick auf das irdische Jerusalem mit Jesaja 60,1–3.11.

  • Eine große und hohe Mauer aus Jaspis (Off 21,12)
    Die Stadt ist wirksam vor Unreinheit und Bösem durch Gottes eigene Herrlichkeit geschützt. Vgl. mit Jesaja 60,18; Hesekiel 40,5.

  • Zwölf stets geöffnete Perlen-Tore, die die Namen der zwölf Stämme Israels tragen, wobei jeweils drei Tore in jede Himmelsrichtung zeigen (Off 21,12–14.21)
    Von der Stadt, die wertvoll für den Herrn Jesus ist und deren Schönheit gesehen wird (vgl. Mt 13,45.46), geht eine segensvolle Regierung aus besonders für Israel, aber auch für alle Nationen. Vgl. mit Jesaja 54,12; 60,11.18; Hesekiel 48,31–34.

  • Zwölf Engel, die an den Toren stehen (Off 21,12)
    Die Engel warten auf Anweisungen, die aus der „Regierungszentrale“ kommen. Sie bilden ein Bindeglied zur Erde, was beispielsweise auch Johannes 1,51 zeigt.

  • Zwölf mit Edelsteinen geschmückte Grundlagen der Mauer, auf denen die Namen der zwölf Apostel stehen (Off 21,14.19.20)
    Die mannigfache Weisheit und Herrlichkeit Gottes kennzeichnen sichtbar die Grundlage der Stadt(mauer), die in Verbindung mit dem Dienst der Apostel steht (Eph 3,10; 2,20). Vgl. mit Jesaja 54,11.12.

Von innen ist zu sehen:

  • Eine Stadt, die aus reinem Gold besteht, das wie reines Glas ist (Off 21,18)
    In der Stadt ist überall die unvermischte Herrlichkeit und Gerechtigkeit Gottes zu erkennen. Vgl. mit Jesaja 60,6.17.

  • Eine Straße aus reinem Gold wie durchsichtiges Glas (Off 21,21)
    Niemand verunreinigt sich beim Durchgang durch die Stadt, denn alles entspricht ungeschmälert der Herrlichkeit Gottes. Vgl. mit Jesaja 35,8.

  • Ein Tempel, der Gott und das Lamm ist (Off 21,22)
    Alle in der Stadt haben freien Zugang in die Gegenwart Gottes und genießen uneingeschränkte Gemeinschaft mit Ihm. Vgl. mit Hesekiel 41, Sacharja 6,12–15.

  • Ein Licht, das die Herrlichkeit Gottes ist (Off 21,23)
    Gott, der Licht ist, wird durch das Lamm – die Lampe – kundgemacht. Vgl. Jes 60,19.20.

  • Ein Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall (Off 22,1)
    Die Einwohner werden durch einen reinen Strom des Segens erfrischt. Vgl. mit Hesekiel 47.

  • Der Thron Gottes und des Lammes (Off 22,1.3)
    Gottes Autorität wird in der Stadt ausgeübt und anerkannt und somit ist der Segen gesichert. Vgl. mit Sacharja 6,13.

  • Der Baum des Lebens in der Mitte der Stadt, der unentwegt Frucht bringt und dessen Blätter zur Heilung der Nationen dienen (Off 22,2)
    Die Einwohner werden ständig genährt durch diesen Baum, der sogar den Nationen auf der Erde zum Segen sein wird. Vgl. mit Hesekiel 47,12.

  • Die Knechte Gottes, die dienen und herrschen (Off 22,3–5)
    Die Knechte arbeiten für Gott, haben vertrauten Umgang mit Ihm, dürfen seine Herrlichkeit widerspiegeln und herrschen in alle Ewigkeit. Vgl. mit Jesaja 65,9.13–16.

Was nicht zu finden ist:

  • Es gibt keinen materiellen Tempel (Off 21,22)
    Die Gegenwart Gottes ist nicht auf einen bestimmten Bereich beschränkt. Vgl. mit Hesekiel 41.

  • Es gibt kein Sonnenlicht (Off 21,23)
    Es ist kein natürliches Licht nötig. Vgl. mit Jesaja 60,19.20; 30,26.

  • Es gibt kein Mondlicht (Off 21,23)
    Es ist kein reflektierendes natürliches Licht nötig. Vgl. mit Jesaja 60,19.20; 30,26.

  • Es gibt keine Lampe (Off 22,5)
    Es ist kein von Menschen gemachtes Licht erforderlich.

  • Es gibt keine Unreinen, die Böses tun oder reden (Off 21,27)
    In der Stadt befinden sich nur solche, die neues Leben und einen Herrlichkeitsleib haben. Vgl. mit Jesaja 35,8; 60,21.

  • Es gibt keinen Fluch (Off 22,3)
    Es ist gar nichts in der Stadt, was unter Gottes Strafe steht. Vgl. mit Psalm 101,8.

  • Es gibt keine Nacht (Off 22,5)
    In der Stadt ist keine moralische Finsternis vorhanden. Vgl. mit Jesaja 60,11.

Wenn wir über einige Einzelheiten des himmlischen Jerusalems nachdenken, drängt sich eine grundsätzliche Frage auf: Ist diese Stadt die Versammlung selbst oder ist die Stadt der Wohnort der Knechte Gottes (Off 21,9.10; 22,3–5)? Die Antwort kann nur lauten: Es ist beides wahr. Das muss uns nicht irritieren, denn bei der Versammlung als Haus Gottes finden wir auch diese beiden Aspekte: Einerseits sind die Gläubigen das Haus Gottes (Eph 2,22), andererseits sind sie in diesem Haus (1. Tim 3,15). So verhält es sich auch im Blick auf das himmlische Jerusalem.

Die Zahl 12

Es fällt beim Lesen rasch auf, dass die Zahl 12 charakteristisch für die himmlische Stadt ist:

  • 12 Tore in der Mauer (Off 21,12)
  • 12 Engel, die an den Toren stehen (Off 21,12)
  • 12 Namen der Stämme Israels, die auf den Toren geschrieben sind (Off 21,12)
  • 12 Grundlagen der Mauer (Off 21,14)
  • 12 Namen der Apostel, die auf den Grundlagen stehen (Off 21,14)
  • 12 x 1000 Stadien, die die Länge, Höhe und Breite der Stadt ausmachen (Off 21,16)
  • 12 x 12 Ellen, die die Höhe der Mauer beschreiben (Off 21,17)
  • 12 Schmucksteine für die Grundlage der Mauer (Off 21,19.20)
  • 12 Perlen, aus denen die Tore gemacht sind (Off 21,21)
  • 12 Früchte, die der Baum des Lebens trägt (Off 22,2)
  • 12 Monate, in denen Früchte hervorgebracht werden (Off 22,2)

Die Zahl 12 ist die Zahl der Vollkommenheit in der Verwaltung. Im Tausendjährigen Reich wird die Versammlung, die während ihrer Zeit auf der Erde als Zeugnis so versagt hat, vom Himmel aus zum Segen für die ganze Erde sein. Durch sie wird im Reich in besonderer Weise Regierungsgewalt ausgeübt.

Schlussgedanke

Im Tausendjährigen Reich wird die Erde einen gewaltigen Segen erfahren. Doch das, was im himmlischen Bereich zu finden ist, geht darüber hinaus. Wir haben allen Grund, uns auf diese herrliche Zukunft zu freuen. Und dabei dürfen wir stets daran denken, dass der Herr Jesus bald wiederkommen und uns in diese Herrlichkeit führen wird (Off 22,7)!

Wie reagierte der Apostel Johannes, als er all diese wunderbaren Dinge hörte (Off 22,8–10)? Er warf sich zur Erde nieder, um zu huldigen. Dabei wandte er sich jedoch an die falsche Person, nämlich an den Engel, der ihm diese Dinge zeigte. Der Engel reagierte prompt und sagte ihm (und auch uns heute):

„Bete Gott an.“

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Dieser Artikel ist in einer Monatszeitschrift der Christlichen Schriftenverbreitung erschienen: „Im Glauben leben“ (www.imglaubenleben.de) 


Fußnoten:

  1. Diese Stadt wird schon bei der Beschreibung des ewigen Zustands erwähnt (Off 21,1–8). Es wird dort gezeigt, dass sie aus dem Himmel herabkommt und die „Hütte Gottes bei den Menschen“ bildet (Off 21,2.3). Im ewigen Zustand wird es kein Volk Israel und keinen Berg Zion mehr geben. Dort ist alles neu. Es ist bezeichnend, dass der Begriff „neues Jerusalem“ vom Heiligen Geist ausschließlich für den ewigen Zustand gebraucht wird.