Der Bibeltext (Mt 5,33–48):

Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht; weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs; noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede sei aber: Ja – ja; nein – nein; was aber mehr ist als dieses, ist aus dem Bösen. 

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin; und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch das Oberkleid. Und wer dich zwingen will, eine Meile mitzugehen, mit dem geh zwei. Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters werdet, der in den Himmeln ist; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

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Fragen

1.) Ist Schwören in sich selbst böse?

a.) Ja, Schwören ist niemals erlaubt. Das sagt die Stelle eindeutig.
b.) Schwören ist nicht in sich selbst böse. Gott hat ja auch selbst geschworen.
c.) Schwören ist nicht in sich selbst böse. Paulus rief in seinen Briefen Gott mehrfach zum Zeugen; das war wie ein Schwur.

2.) Darf ein Christ vor Gericht schwören (das heißt einen Eid leisten)?

a.) Ja, wenn er dazu aufgefordert wird. Ein Christ soll aber einen Schwur nicht dazu verwenden, um seine eigenen Worte im Alltagsleben zu bekräftigen.
b.) Nein. Das untrügliche Wort Gottes hat Vorrang vor den weltlichen Gesetzen.
c.) Darauf gibt weder die Bergpredigt noch eine andere Schriftstelle eine eindeutige Antwort. Es ist dem persönlichen Gewissen überlassen.

3.) „Auge um Auge und Zahn um Zahn“ – welche Aussage ist richtig?

a.) Das war eine Aussage der Pharisäer, sie hat deshalb keine Relevanz und wird von dem Herrn auch in göttlicher Weisheit beiseitegeschoben.
b.) Das ist eine Aussage des Alten Testaments. Das war eine Straflimitierung für solche, die damals Gericht sprachen, und keine Anweisung für eine persönliche Rache eines Israeliten.
c.) Das ist eine Aussage des Alten Testaments. Dieser Grundsatz sollte auch heute in der Rechtsprechung angewandt werden. Denn er ist gerecht.

4.) „Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen“ – welche Aussage ist richtig?

a.) Jünger Jesu sollen den Gedanken an Vergeltung, wenn ihnen persönlich Unrecht geschieht, beiseiteschieben. Sie sollen das Unrecht willig ertragen und dem Feind sogar Gutes tun und ihn so zum Nachdenken veranlassen.
b.) Jünger Jesu sollen dem Bösen nicht widerstehen, sie dürfen aber sehr wohl darauf hinweisen, dass das Böse etwas Böses ist, und müssen nicht alles wortlos hinnehmen.
c.) Jünger Jesu sollen dem Bösen, das ihnen angetan wird, nicht widerstehen, aber sie sollen dem Teufel widerstehen.

5.) Warum wird hier der rechte Backen erwähnt?

a.) Wenn ein Rechtshänder auf die rechte Backe schlägt, dann tut er das mit dem Handrücken, was eine besondere Beleidigung darstellt. Im Talmud war eindeutig geregelt, dass dieses Schlagen mit dem Handrücken etwas sehr Verächtliches war und hart bestraft werden sollte. Aber ein Jünger Jesu sollte das hinnehmen!
b.) Das ist einfach ein Beispiel, es hätte genauso gut die linke Backe genommen werden können.
c.) Rechts ist im Verständnis eines Israeliten immer etwas Positives (Mt 25,34 etc.). Und ein Schlag auf die rechte Backe ist daher ein Sakrileg.

6.) „Und wer irgend dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei.“ Das bedeutet?

a.) Der römischen Besatzungsmacht war es damals gestattet, einen Israeliten eine Meile für sich laufen zu lassen.
b.) Dieses Beispiel macht auch wieder klar: Wir sollen unsere Nachgiebigkeit allen Menschen kundwerden lassen. In einer Zeit, in der Durchsetzungsvermögen großgeschrieben wird, ist das sehr wichtig.
c.) Wir sollen immer doppelt so viel tun, wie die Menschen es in ihrer Unverschämtheit von uns fordern.

7.) „Gib dem, der dich bittet.“ Das bedeutet?

a.) Wir entsprechen jeder Bitte, die an uns gerichtet wird (auch wenn das manchmal hart ist).
b.) Wir entsprechen grundsätzlich jeder Bitte. Natürlich gibt es hier Ausnahmen: Zum Beispiel, wenn jemand etwas erbittet, was ihm nur schadet.
c.) Wir entsprechen grundsätzlich jeder Bitte – aber nur in dem Rahmen der Familie Gottes. Andere Fälle muss man differenzierter betrachten.

8.) „Du sollst den Nächsten lieben und den Feind hassen.“ Welche Aussage ist richtig?

a.) „Den Feind zu hassen“, diese Aussage sucht man im AT vergeblich. Es ist eine Aussage der Pharisäer.
b.) Den Nächsten zu lieben, das ist das Wort aus dem AT, das am meisten im NT zitiert wird.
c.) Die Pharisäer bezogen „den Nächsten“ fälschlicherweise auf die Angehörigen des eigenen Volkes.

9.) Wenn wir die Feinde lieben, werden wir Söhne des Vaters. Inwiefern?

a.) Durch die Liebe beweisen wir, dass wir das neue Leben haben. Wer dieses Leben hat, ist ein Sohn und ruft: „Abba, Vater.“
b.) Gott liebt seine Feinde und segnet sie. Wenn wir uns (in der Lebenspraxis) als Söhne Gottes erweisen wollen, dann müssen wir so handeln wie er – denn Söhne handeln so, wie der Vater es tut.
c.) Durch die Feindesliebe betreten wir den Boden der Neuschöpfung Gottes und kommen hinein in die Sphäre der Liebe des Vaters.

10.) „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Das bedeutet?

a.) Das Wort „vollkommen“ ist hier natürlich nicht absolut zu verstehen. Es bedeutet, dass wir geistlich erwachsen werden sollen.
b.) Der Maßstab ist tatsächlich absolut. Dass wir ihn nicht erreicht haben, steht auf einem anderen Blatt. Aber Gott passt sich in seinen Forderungen nicht unserem erbärmlichen Niveau an.
c.) Das ist ein vollkommener Maßstab. Und es ist auch durchaus nicht so, dass ihn keiner erreicht hätte. Gott zeigt uns nur das, was wir umsetzen können und was auch schon erreicht worden ist.

Antworten

1b, c / 2a / 3b, c / 4a, b, c / 5a / 6a, b / 7b / 8a, b, c / 9b / 10b