„Jesus aber schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf“ (Mt 27,50).

Unser Herr starb als freiwilliges Opfer. Die Menschen mochten seinen Tod wünschen und das Werkzeug dazu sein, ihn herbeizuführen. Er wurde Mensch, damit er als Mensch sterben konnte; aber in allen Umständen wird gezeigt, dass derjenige da war, der vor alters die Grundfesten von Himmel und Erde gelegt hatte und der mit Leichtigkeit die Welt hätte vernichten können.

Er gab seinen Geist auf, „und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss von oben bis unten in zwei Stücke, und die Erde erbebte, und die Felsen rissen“ (Mt 27,50.51). Die Natur musste in oberen und unteren Bereichen Zeugnis geben; auch war die Finsternis über dem Land keine einfache Sonnenfinsternis. Das jüdische System gab in dem zerrissenen Vorhang auch ein ernstes Zeugnis davon, dass die Schatten wichen und ihre Erfüllung als große Realität gekommen war. Der Vorhang war in unzerrissenem Zustand ein Symbol davon gewesen, dass der Mensch Gott nicht nahen konnte. Das konnte unter dem Gesetz nie eintreten. Gott wohnte in dichtem Dunkel. Aber in dem Tod Jesu ist die Fülle der Gnade gekommen. Gott und Mensch können sich nun von Angesicht zu Angesicht begegnen. Das Blut ist auf und vor den Sühndeckel gesprengt, und der Mensch wird eingeladen, mit heiliger Freimütigkeit zu nahen, und zwar auf der Grundlage dieses kostbaren Blutes.

Gott war in ihm vom Himmel herabgekommen, um die Sünde wegzunehmen durch sein eigenes Opfer. Für jede glaubende Seele ist alles vollbracht. Das jüdische System mag noch fortbestehen wie ein Leichnam, der einige Tage auf sein Begräbnis wartet; aber mit dem Zerreißen des Vorhangs war sozusagen seine Seele von seinem Leib getrennt worden. Jesus hatte die Schlüssel des Todes und des Hades. Die Gräber wurden aufgetan als Jesus starb, auch wenn die Leiber der Heiligen nicht auferstanden vor seiner Auferweckung (Mt 27,52.53). Er selbst war der Erstling; und die Kraft des Lebens kam durch seine Auferstehung. Der Hauptmann, der zweifellos ein Heide war, fürchtete sich sehr und sprach: „Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn“ (Mt 27,54).

[Aus: The Lord is near]