Es ist aus der Schrift deutlich, dass die Wüstenreise des Volkes Israel eine bildliche Bedeutung hat (vgl. 1. Kor 10 etc.). Auf dieser Reise musste das Volk zweimal ein tiefes Gewässer passieren, was eigentlich unmöglich war. Aber Gott wirkte jeweils ein Wunder und sie konnten trockenen Fußes durch das Rote Meer und durch den Jordan gehen.

Der Durchgang durch das Rote Meer und den Jordan spricht davon, dass der Herr Jesus in den Tod gegangen und auferstanden ist und dass wir Anteil daran haben. Wir sind mit Christus gestorben und auferstanden. Das, was durch das Rote Meer und den Jordan vorgebildet wird, gehört in der Bildersprache des AT zusammen.

Es ist bemerkenswert, dass in Verbindung mit dem Roten Meer nur gesagt wird, dass die Kinder Israel in das Wasser hineingingen und dass sie durchzogen (2. Mo 14,22.29), während in Verbindung mit dem Jordan nur gesagt wird, dass sie auch hinauszogen (Jos 4,19). Ferner waren die Wasser des Todes beim Roten Meer sehr präsent, denn sie türmten sich wie Mauern auf (2. Mo 14,22), während die Wasser beim Jordan gar nicht sichtbar waren (Jos 3,16).

Das macht klar: Beim Roten Meer geht es im Bild darum, dass man in den Tod hineingeht, dass man mit Christus stirbt. Die Auferstehung mit Christus ist unter diesem Blickwinkel nur eine Schlussfolgerung (so wie wir schlussfolgern, dass die Israeliten das Rote Meer natürlich  wieder verlassen haben, auch wenn das nicht ausdrücklich gesagt wird). Das ist die Sichtweise im Römerbrief. Im Römerbrief wird nur von unserem Gestorbensein mit Christus gesprochen und nicht von der Mitauferweckung.

Beim Jordan geht es darum, dass man aus dem Tod wieder hinausgeht, dass man mit Christus auferweckt wird. Das Gestorbensein mit Christus ist nur eine Schlussfolgerung (so wie wir schlussfolgern, dass die Israeliten in den Jordan natürlich auch hineingegangen sein müssen, auch wenn das nicht berichtet wird). Das ist die Sichtweise im Epheserbrief. Dort wird nur unsere Auferweckung mit Christus genannt.

Der Kolosserbrief liegt auf der Nahtstelle des Römer- und des Epheserbriefes. Er behandelt sowohl das Gestorbensein mit Christus (Rote Meer) als auch unsere Auferweckung mit ihm (Jordan). Die Wüstenreise wird im Kolosserbrief nicht betrachtet, es geht sozusagen direkt vom Roten Meer durch den Jordan.

Die Wüste gehört nicht zum Ratschluss Gottes für sein Volk. Deshalb verbindet das Wort Gottes das Rote Meer so eng mit dem Jordan. Dementsprechend finden wir zum Beispiel in 2. Mose 3,7.8 die Wüste nicht, wo Gott über seine Pläne für sein Volk spricht. Siehe dazu auch Psalm 66,6 und Psalm 114,3.

Wie dankbar dürfen wir sein, dass wir der Stellung nach mit Christus gestorben und auferstanden sind! Mögen wir auch erkennen, was das für unsere Lebenspraxis Tag für Tag bedeutet!