Jakob hatte seinen Bruder Esau betrogen und musste jetzt von zu Hause fliehen vor dem zornigen Bruder fliehen. Wie sehr muss ihm der Abschied von zu Hause schwer gefallen sein! Die geliebte Mutter musste er zurücklassen (und er würde sie auf der Erde nie wiedersehen). Er war gern im Zelt gewesen und musste nun in die Einsamkeit hinaus. Und sein Vater, der eigentlich Esau oft bevorzugt hatte, hatte Worte des Segens zu ihm geredet. Und dieser Vater, der ihm nun so zugewandt war, meinte, dass er bald sterben würde – Jakob ging also in dem Gedanken weg, seinen Vater nicht mehr wiederzusehen (aber es gab später doch noch ein Zusammentreffen, siehe 1. Mo 35,27).

Nur mit einem Stab in der Hand (und wahrscheinlich ein paar Silbermünzen im Beutel) musste er ganz allein und zu Fuß eine Strecke von rund 1000 Kilometer nach Haran zurücklegen. So ein Weg war gefährlich, denn es gab Wegelagerer und wilde Tiere. Die Navigation war auch alles andere als einfach (dass er später direkt Rahel getroffen hat, war sicher eine göttliche Führung und konnte von ihm nicht so präzise ausgerechnet worden sein).

Was für eine Gnade Gottes, dass Jakob schon nach relativ wenigen Kilometern (ca. 90 km) von Gott einen Traum geschenkt bekam, der sehr ermutigend und ohne jeden Tadel war. Man kann annehmen, dass Jakob bereits in der zweiten oder dritten Nacht seiner Flucht in die Nähe der Stadt Luz kam. Er musste sich dort unter freiem Himmel in der Dunkelheit schlafen legen, hatte als ein Kopfkissen einen länglichen Stein und schlief sicher voller Sorgen ein. Doch dann kam der Traum.

Jakob sah eine Leiter, die von der Erde zum Himmel reichte. Die Verbindung zum Elternhaus war abgebrochen, aber die Verbindung zum Himmel bestand. Die Engel stiegen an der Leiter herauf und dann herunter – die Engel waren also schon da, um Jakob zu bewachen, und holten sich im Heraufsteigen zum Himmel sozusagen weitere Instruktionen, wie mit diesem Flüchtling zu verfahren sei. Über den Engeln stand Gott – der Gott, den sein Großvater und sein Vater als ihren Gott kannten.

Gott verspricht ihm:

  • Er würde das Land ererben, auf dem er lag.
  • Er würde heiraten und Kinder bekommen.
  • Er würde der Stammvater einer großen Nation werden, die auch das Land bekommt und zum Segen wird.
  • Er würde Gottes Beistand erfahren.
  • Er würde Gottes Schutz überall erfahren.
  • Er würde in das verheißene Land zurückgebracht werden.
  • Er würde Gottes Nähe erfahren.

Was für eine großartige Gnade Gottes, die diesem schuldigen Flüchtling direkt zu Beginn seiner Wanderschaft gewährt wurde! Auch wir empfangen Ermutigungen in schwierigen Situationen, in wir uns vielleicht sogar mit durch unsere eigene Schuld hineingebracht haben. Das ist göttliche Gnade![1]


Fußnoten:

  1. Als der Apostel Paulus vor dem Synedrium den Hohepriester als getünchte Wand beschimpfte und sich danach in Jakobslist als Pharisäer bezeichnete, um bei den Anklägern Irritationen hervorzurufen, da kam der gnädige Herr schon in der darauf folgenden Nacht zu ihm und machte ihm Mut für die bevorstehende Reise. „In der folgenden Nacht aber trat der Herr zu ihm und sprach: Sei guten Mutes! Denn wie du von mir in Jerusalem gezeugt hast, so musst du auch in Rom zeugen“ (Apg 23,11). Auch hier: Was für eine Gnade!