„Und so kehrte Noomi zurück, und Ruth, die Moabiterin, ihre Schwiegertochter mit ihr, die aus den Gebieten von Moab zurückkehrte.“ Ruth 1,22

Der historische Bericht des Buches Ruth zeigt, dass Ebimelech mit seiner Frau Noomi und seinen Söhnen von Bethlehem nach Moab zog. Nachdem Ebimelech und die beiden Söhne gestorben waren, machte sich Noomi auf, um nach Bethlehem zurückzukehren. Die Hungersnot war vorbei, der HERR hatte sich seinem Volk zugewandt, um ihnen Brot zu geben (Rt 1,6). Ihre Schwiegertochter Ruth zog mit ihr und ließ sich auch von Einwänden Noomis nicht abhalten.

Noomi zog also tatsächlich zurück nach Bethlehem. Ruth aber war nie in Bethlehem gewesen, ihre Heimat war vorher Moab. Die Frage ist also, wieso der Bibeltext ausdrücklich von einer Rückkehr Ruths berichtet.

Um diesen Vers zu verstehen, müssen wir – wie an manchen anderen Stellen der Bibel – die vorrangige Aussage des Bibeltextes berücksichtigen. In erster Linie hat das Buch Ruth eine prophetische Bedeutung. Noomi zeigt uns das Volk Israel, das seinen Gott verlassen und alle Anrechte am Segen Gottes verloren hat. In Ruth, die mit Noomi verbunden ist, wird uns der zukünftige Überrest des Volkes gezeigt, mit dem Gott auf der Grundlage bedingungsloser Gnade wieder anknüpft und der einmal in das verheißene Land kommen wird (siehe auch Jesaja 54,1–10). Die prophetische Linie erklärt so den obigen Bibeltext.

Das, was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch oder ein Übersetzungsfehler aussieht, ist vielmehr ein deutlicher Hinweis auf die göttliche Inspiration der Heiligen Schrift und zeigt uns tiefe Gedanken Gottes.