Es ist oft bemerkt worden, dass der Gesang, der aus dem erlösten Israel an den Ufern des Roten Meeres erklang, kaum verhallt war, als sie begannen, gegen Moses zu murren und zu sagen: „Was sollen wir trinken?“ Obwohl sie Sklaven unter dem eisernen Joch des Pharaos gewesen waren, waren sie nicht auf die Strapazen der Wüste vorbereitet; und als Folge davon waren ihre Herzen von Auflehnung und ihre Lippen von Murren erfüllt.

Es waren drei Dinge, die die Bitterkeit ihres täglichen Lebens ausmachten, die alle für uns sehr lehrreich sind. Erstens gab es „kein Brot und kein Wasser“ (4. Mose 21,5; 2. Mose 15,16); zweitens verachteten sie das Brot, das Gott für sie bereitgestellt hatte, und sagten: „Unsere Seele ist dürr; gar nichts ist da, nur auf das Man sehen unsere Augen (4. Mose 11,6); und drittens sehnten sie sich nach den Speisen Ägyptens, nach den Fischen, den Gurken, den Melonen, dem Lauch, den Zwiebeln und dem Knoblauch (4. Mose 11,5; 2. Mose 16,3).

Diese Dinge wurden insgesamt so unerträglich, dass sie immer wieder erklärten, sie wären viel lieber in Ägypten geblieben. „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist“ (1. Korinther 10,11.)

Das erste, was sie also störte, war, dass sie kein Brot und kein Wasser in der Wüste fanden. Wie der Psalmist es ausdrückt, fanden sie „ein dürres und lechzendes Land, ohne Wasser“. Aus Ägypten herausgebracht – ein Bild der natürlichen Welt, des Menschen in seinem natürlichen Zustand – hatten sie ihre gewohnte Nahrung verloren; und die Wüste, in die sie hineingekommen waren, verfügte nicht über die Quellen, aus denen sie bis dahin geschöpft hatten, und auch nicht über die, aus denen sie jetzt ihr Leben und ihren Unterhalt schöpfen mussten. Sie hatten ihr altes Leben für immer (im Bild) im Roten Meer verloren, das Leben, das von Ägypten gespeist und genährt wurde; und sie besaßen nun ein neues, dessen Quellen weit von der Szene entfernt waren, durch die sie nun zogen.

Genauso ist es jetzt bei dem Gläubigen. Für das neue Leben, das er in einem auferstandenen Christus besitzt, gibt es in der Wüste weder Brot noch Wasser. Es gab eine Zeit, bevor ihm die Gnade Gottes entgegenkam und er aus der Finsternis in sein wunderbares Licht geführt wurde, da waren alle Quellen seines Lebens in der Welt; nun aber ist die Welt für ihn „eine weite Wüste“ geworden, und wenn er auf sie blickt, muss er lernen, dass sie ihm nichts bieten kann, was ihn auf seinem Pilgerpfad beleben oder erfrischen könnte. Er ist nicht von der Welt, so wie Christus nicht von der Welt war, ist mit Christus für sie gestorben und mit ihm aus ihr auferstanden, wie könnte er in ihr seine geeignete Nahrung finden oder seinen Durst an ihren verunreinigten Bächen stillen?

Diese Wahrheiten sind so vertraut wie Alltagsbegriffe; aber wir müssen unsere Herzen ständig in Bezug auf ihre praktische Umsetzung überprüfen. Handeln wir denn gewohnheitsmäßig in dem Bewusstsein, dass der Schauplatz unserer Fremdlingschaft, abgesehen von den wenigen und schlichten Bedürfnissen unseres Körpers, nichts für uns bereithält, was uns helfen oder beleben könnte; aber andererseits alles, was dazu geeignet ist, das Leben, das wir in Christus Jesus haben, zu verderben und zu töten?

Es ist von größter Wichtigkeit, besonders für junge Gläubige, deren Füße gerade den Wüstensand betreten haben, dies ständig im Gedächtnis zu behalten, dass in der Wüste kein Brot und kein Wasser für unsere Seelen zu finden ist; denn wir gehören zu einem anderen Ort. Christus selbst, zur Rechten Gottes, ist unser Leben (Kol 3,3), und deshalb können wir von dort, und nur von dort, unsere Nahrung und Kraft beziehen. „Alle unsere Quellen“ sind in dem auferstandenen und verherrlichten Christus. Bei Ihm allein ist die Quelle des Lebens. Der Gläubige, der in der Kraft dieser Wahrheit durch die Welt geht und von ihr nichts, nichts als Fallstricke und Gefahren erwartet, wird von ihr unabhängig gehalten werden; er wird sich eines Lebens bewusst sein, das keinerlei Beziehung zu dem hat, was um ihn herum ist, und er wird ein von oben gespeistes Leben zeigen, das als Licht in der sittlichen Finsternis dieser Szene leuchtet und ein Zeugnis für Christus ist, ein Zeugnis der Gnade und ach! auch des kommenden Gerichts.

Die zweite Sache, die diese armen Pilger bedrückte, war, dass sie der Nahrung überdrüssig wurden, die Gott für sie bereitgestellt hatte. Als Antwort auf ihr Murren (denn noch waren sie unter der Gnade, der Sinai war noch nicht erreicht), gab Er ihnen in Seiner Güte und Barmherzigkeit das Manna. „Die ganze Gemeinde der Kinder Israel murrte gegen Mose und gegen Aaron in der Wüste. Und die Kinder Israel sprachen zu ihnen: Wären wir doch im Land Ägypten durch die Hand des HERRN gestorben, als wir bei den Fleischtöpfen saßen, als wir Brot aßen bis zur Sättigung! Denn ihr habt uns in diese Wüste herausgeführt, um diese ganze Versammlung vor Hunger sterben zu lassen (2. Mose 16,2.3). Solches Verhalten verdiente das Gericht; aber der Herr handelte in Gnade, und deshalb sagte er zu Mose: „Siehe, ich werde euch Brot vom Himmel regnen lassen.“ Und das tat er Tag für Tag vierzig Jahre lang, bis sie den Jordan überquerten (Josua 5) .Das Manna war Israels Speise, eine geeignete Nahrung für die Wüste, und das wurden sie leid, bis sie es schließlich wagten zu sagen: „Unsere Seele ekelt sich vor dieser elenden Speise“ (4. Mose 21,5). Nun ist das Manna, wie unsere Leser wissen, ein Bild von Christus, von einem erniedrigten Christus, von all dem, was Christus in seiner Güte, Gnade, Anteilnahme usw. war, als er durch diese Welt ging; also von all dem, was er für uns ist, die wir in Wüstenumständen als Fremde und Pilger leben. Christus ist also in diesem Charakter unsere einzige Nahrung (vgl. Joh 6), die einzige Nahrung, die uns erhalten und stärken kann; aber Christus, das sollte man beachten, in jedem Aspekt, in dem er uns als das Manna vorgestellt wird. Wir brauchen alles, was Er ist, wie es gegeben ist; aber wir brauchen nichts außerhalb von Ihm – nichts außer Ihm selbst; denn weil Er selbst unser Leben ist, kann nur Er es erhalten.

Wie ist es denn möglich, dass der Gläubige dessen überdrüssig wird? Wir haben zwei Naturen, die alte und die neue, und „diese sind einander entgegengesetzt“. Wenn wir also nicht im Geist wandeln (siehe Gal 5), wird das Fleisch seine Begierden geltend machen, und das Fleisch liebt niemals Christus; die Gesinnung des Fleisches ist in der Tat Feindschaft gegen Gott (Römer 8). Es ist also das Fleisch, das Christi überdrüssig wird, das, weil es seine ihm gemäße Nahrung begehrt, in uns eine Unzufriedenheit, eine Abneigung gegen das himmlische Manna hervorruft. Aber das Fleisch ist raffiniert, und wenn es so in den Gläubigen wirkt, verdeckt es im Allgemeinen gerne seinen wahren Charakter. Aber das Fleisch ist Fleisch, egal in welcher Form es sich äußert; und so wie Satan sich in einen Engel des Lichts zu verwandeln weiß, so weiß das Fleisch die frommsten Formen anzunehmen. Es ist daher notwendig, auf der Hut zu sein, damit wir nicht auch in diese schwere Sünde fallen, „dieses elende Speise“ zu verabscheuen.

Anzeichen dieser Tendenz erscheinen oft dort, wo man sie am wenigsten erwartet. Zum Beispiel, wenn ein Dienst, der den Intellekt statt Herz und Gewissen anspricht, bevorzugt wird; wenn die Erläuterung interessanter Prinzipien, an denen sich der natürliche Mensch sogar erfreuen kann, eher willkommen ist als eine einfache Vorstellung von Christus selbst; wenn wir die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach unseren eigenen Begierden uns selbst Lehrer aufhäufen, indem es uns in den Ohren kitzelt; wenn wir uns Büchern zuwenden, die sich mit geistlichen oder prophetischen Problemen befassen (auch wenn diese ihren Stellenwert haben mögen), statt Büchern, die die Vorzüge und Gnaden Christi entfalten; wenn wir die Gemeinschaft mit denen suchen, die uns auf natürliche oder soziale Weise unterhalten können, statt mit denen, mit denen wir geistliche Gemeinschaft haben könnten, bei denen Christus allein das Band wäre; wenn wir unseren Appetit auf die Schrift verlieren, und, wie hinzugefügt werden kann, wenn wir das Empfinden unseres Pilgercharakters verlieren und uns allmählich an den Genuss der Dinge um uns herum gewöhnen – dann gibt es Grund zu der Befürchtung, dass wir „dieser elenden Speise“ überdrüssig werden.““ Aber der Test kann positiv ausfallen. Fragen wir uns also ruhig, ob wir mit Christus zufrieden sind, voll und ganz in Ihm als unserer täglichen Nahrung zufrieden sind. Stellen wir uns diese Frage in unseren Häusern, in unserem täglichen und sozialen Leben, in unseren Mußestunden, beim Hören eines Dienstes, wenn wir in der Versammlung der Heiligen versammelt sind.

Möge der Herr uns vor der schweren Sünde bewahren, unseren Appetit an Ihm zu verlieren!

Damit war bei den Israeliten ein intensives Verlangen nach den Dingen Ägyptens verbunden. Wie oft erinnerten sie sich sehnsüchtig an die Fleischtöpfe, den Fisch, den Lauch, die Melonen und die Gurken Ägyptens. Die beiden Dinge gehören immer zusammen. Der Verlust des Appetits an Christus ist manchmal die Folge der Freude an und manchmal die Ursache für das Verlangen nach ägyptischen Genüssen. Aber fragen wir uns ganz klar, was das bedeutet. Sich nach der ägyptischen Speise zu sehnen, bedeutet also, dass der Gläubige nach denselben Freuden, Vergnügungen und Quellen des Genusses sucht wie der Mensch der Welt. Der natürliche Mensch hat seine eigene Nahrung, worin er versucht, sein Leben zu finden, wie auch der Christ die seine hat. Wenn sich der Gläubige von Christus abwendet, um sich von dem zu ernähren, wovon sich der Weltmensch ernährt, geht es ihm genau so wie den Israeliten. Wenn der Christ also mit Herzenslust auf die Freuden und gesellschaftlichen Vergnügungen der Welt schaut; wenn er sich an den Gegenständen des Stolzes der Welt erfreut – Malerei, Bildhauerei, Architektur, nationale Größe; an ihren Führern in Wissenschaft, Philosophie, Literatur und Kunst; wenn er sich für Politik und Parteikonflikte interessiert; wenn er seinen Sinn mit den Büchern der Welt füttern würde; wenn er weltlicher Gesellschaft, Mode, Errungenschaften, Luxus und der Lebensweise der Welt frönen würde; wenn er die Gewohnheiten und Manieren der Welt kultivieren würde; wenn er sich, kurz gesagt, irgendeiner der Quellen der Erde, irgendeiner ihrer Quellen der Freude, des Stolzes, des Vergnügens oder der Begeisterung zuwendet, dann sehnt er sich in Wirklichkeit nach den Fleischtöpfen Ägyptens.

Was haben wir also zu diesen Dingen zu sagen? Trifft das auf uns – auf dich, lieber Leser – zu? Es gibt keinen traurigeren Anblick als den von einigen, die einst wussten, was es heißt, sich von Christus zu nähren und alles in ihm zu finden, die sich nun aber wieder genau dem zuwenden, was sie um seinetwillen gerne abgelehnt hatten. Sie liefen zwar gut, aber sie wurden durch die Lust des Fleisches, die Lust der Augen oder den Hochmut des Lebens aufgehalten. Was nicht Christus ist, und von Christus ist, ist Ägypten, und von Ägypten. Wir müssen daher von Christus so angezogen, eingenommen und gefangen genommen sein, dass alle Bedürfnisse nur in ihm befriedigt werden. Das ist das wirksame Gegenmittel gegen jede Faszination und Verlockung, die Ägypten ausüben kann.