Während im Alten Testament einmal von einem geöffneten Himmel die Rede ist (Hes 1,1), finden wir im Neuen Testament fünf Mal geöffnete Himmel:

  • Bei der Taufe des Herrn Jesus (Mt 3,16; Mk 1,10; Lk 3,21)
  • Bei der Steinigung des Stephanus (Apg 7,56)
  • Während der Verzückung des Petrus (Apg 10,11)
  • Bei der öffentlichen Erscheinung des Herrn Jesus (Off 19,11)
  • Während des Tausendjährigen Reiches (Joh 1,51)

Gott hat es in seiner Gnade gefallen, zu verschiedenen Gelegenheiten den Himmel zu öffnen. Wenn Er uns auf diese Weise einen Blick in den geöffneten Himmel gewährt, dann tut Er das, um uns zu zeigen, welche Person im Mittelpunkt des himmlischen Interesses steht. Zugleich ist es seine Absicht, uns bestimmte Herrlichkeiten dieser Person vorzustellen. Wenn sich im Neuen Testament die Himmel öffnen, dann ist – vielleicht von einer Ausnahme abgesehen (Apg 10) – stets der Herr Jesus die zentrale Person.

Auch für uns heute sind die Himmel geöffnet – nicht buchstäblich, sondern für unsere Augen des Glaubens. Seitdem Christus das Werk der Erlösung vollbracht und seinen Platz zur Rechten Gottes eingenommen hat, blicken wir in einen geöffneten Himmel. Dort sehen wir Ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, sitzend zur Rechten Gottes (vgl. Heb 2,9). Und bald wird der Augenblick kommen, wo wir Ihm in den geöffneten Himmel folgen werden, um allezeit bei Ihm zu sein. Glückselige Hoffnung!

Gerade der Hebräerbrief gewährt uns immer wieder einen Blick in den geöffneten Himmel. Er macht deutlich, dass unser Zugang zu Gott geöffnet ist. Der Vorhang des Tempels ist zerrissen und der Weg in das Allerheiligste gebahnt. Auf der Grundlage des kostbaren Blutes Jesu dürfen wir mit Freimütigkeit in das Heiligtum eintreten (Heb 10,19). Der Zugang in den Himmel, in die Gegenwart Gottes, steht nun jedem Glaubenden offen. Ein großartiges Privileg!

Im Folgenden sollen die oben erwähnten Begebenheiten näher beleuchtet werden.

Bei der Taufe des Herrn Jesus

Das erste Mal öffnen sich die Himmel bei der Taufe des Herrn Jesus. Der Herr ließ sich als demütiger Knecht von Johannes im Jordan taufen. Dabei machte Er sich mit denen des jüdischen Volkes eins, die dahin gekommen waren, um ihre Sünden zu bekennen, indem sie in der Taufe das „Todesurteil“ über sich akzeptierten. Der Heiland jedoch hatte nichts zu bekennen: Er war der vollkommen Sündlose, der keine Sünde kannte, keine Sünde tat und in dem keine Sünde war (2. Kor 5,21; 1. Pet 2,22; 1. Joh 3,5).

Als Jesus getauft war und „aus dem Wasser heraufstieg, sah er die Himmel sich teilen und den Geist wie eine Taube auf ihn herniederfahren. Und eine Stimme erging aus den Himmeln: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Mk 1,10.11). Nachdem der Herr sich in der Taufe mit dem treuen Überrest eins gemacht hatte, fuhr der Geist in der Gestalt einer Taube auf Ihn herunter. Auf Ihm konnte Er einen Ruheplatz finden. Die Taube symbolisiert Reinheit und Sanftmut als besondere Kennzeichen des Dienstes des Herrn in der Kraft des Geistes. Der treue Knecht stand im Begriff, seinen öffentlichen Dienst anzutreten. In Hinblick darauf wurde Er vom Heiligen Geist gesalbt (vgl. Ps 89,21; Jes 42,1).

Wie mag diese Szene am Jordan das Herz des Vaters im Himmel mit Freude erfüllt haben! Als Er sah, wie sein geliebter Sohn sich tief erniedrigte, sich mit dem bußfertigen Überrest Judas eins machte und sich von Johannes taufen ließ, konnte Er gewissermaßen nicht länger schweigen: Die Himmel öffneten sich und eine Stimme erging aus den Himmeln, die das Wohlgefallen des Vaters über seinen Sohn bekundete. Da, wo der Sohn sich so tief erniedrigt hatte, stellte Gott klar, dass dieser demütige Knecht niemand anders war als sein geliebter Sohn – der Gegenstand seines uneingeschränkten Wohlgefallens.

Bei der Steinigung des Stephanus

Stephanus, der treue Zeuge, stand im Begriff, den Märtyrertod zu erleiden. Nachdem er in seiner Rede vor dem Synedrium seine Zuhörer des Verrates und Mordes an dem Gerechten angeklagt hatte, schlugen ihm abgrundtiefer Hass und unerbittliche Feindschaft entgegen. „Als sie aber dies hörten, wurden ihre Herzen durchbohrt, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn“ (Apg 7,54). Wie reagierte Stephanus nun angesichts dieser erbitterten Feindseligkeit? War Empörung oder gar Hass in seinem Gesicht zu erkennen? Oder hatten Angst und Schrecken sich seiner bemächtigt? Nein, ganz und gar nicht.

Stephanus schaute über seine Zuhörer und die Umstände hinweg in eine andere Welt, eine himmlische Welt. Er blickte nicht in die hasserfüllten Gesichter seiner Zuhörer, sondern in den geöffneten Himmel. Und dort sah er eine Herrlichkeit, die über jede irdische Herrlichkeit weit hinausgeht. Er sah die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen. Unverwandt in den Himmel schauend, sprach er: „Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!“ (V. 56). Diese herrliche Szene fesselte seine ganze Aufmerksamkeit und brachte sein Angesicht zum Leuchten (vgl. mit Apg 6,15). An Stephanus erfüllte sich hier, was uns in 2. Korinther 3,18 vorgestellt wird: Die Herrlichkeit des Herrn anschauend, wurde er verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist. Der weitere Verlauf dieser Begebenheit zeigt, wie ähnlich der Diener seinem Meister wurde. Stephanus sah den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen, der bereitstand, um seinen in Kürze abscheidenden Knecht in den Himmel aufzunehmen.

Nach vollbrachtem Erlösungswerk ist der Herr Jesus in den Himmel zurückgekehrt. Dabei hat Er, „den Himmel hinter sich offen gelassen, damit die ganze Liebe, Kraft und Gnade des Menschen im Himmel auf einen Menschen auf der Erde herabströmen kann“ (H. Smith). Der Himmel ist geöffnet: Mit den Augen unserer Herzen sehen wir den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Zugleich stehen uns seine ganze Liebe, Kraft und Gnade hier auf der Erde zur Verfügung.

Während der Verzückung des Petrus

Petrus sollte nach den Worten des Herrn das Reich der Himmel aufschließen – auch den Gläubigen aus den Nationen (Mt 16,19). Als Jude mied er jedoch zunächst den Umgang mit Heiden. Bevor Gott ihn zu diesem Dienst gebrauchen konnte, musste Petrus eine wichtige Lektion lernen.

Diese Lektion wird uns in Apostelgeschichte 10,9–16 mitgeteilt. Petrus stieg seiner Gewohnheit nach um die sechste Stunde (das ist 12.00Uhr mittags) auf das Dach, um zu beten. Während er betete, wurde er hungrig und wünschte zu essen. Während das Essen zubereitet wurde, kam eine Verzückung über ihn und er sah den Himmel geöffnet. Aus dem Himmel kam ein großes Leinentuch herab, das allerlei unreine Tiere enthielt, und Petrus wurde aufgefordert zu essen. Als Petrus sich weigerte, sprach die Stimme zum zweiten Mal zu ihm: „Was Gott gereinigt hat, halte du nicht für gemein!“ Das Ganze geschah dreimal.

Petrus musste lernen, dass er das, was Gott gereinigt hatte, auch als rein anerkannte. Diese Lektion war für ihn so wichtig, dass Gott dafür den Himmel öffnete, um ihm dieses außergewöhnliche Gesicht zu zeigen. Das große Leinentuch ist ein Hinweis auf das Evangelium der Gnade Gottes, das gewissermaßen aus dem Himmel herabkommt und sich an alle Menschen richtet – egal, ob Jude oder Heide. Wenn Gott sowohl Juden als auch Heiden auf der Grundlage des Glaubens an das Evangelium annehmen würde, dann hatte auch Petrus das zu akzeptieren. Voraussetzung dafür war das Erlösungswerk, das der Herr Jesus am Kreuz vollbracht hatte (vgl. Eph 2,14). Durch dieses Werk reinigt Gott auch heute noch jeden Glaubenden, welcher Nation er auch angehört.

Bei der öffentlichen Erscheinung des Herrn Jesus

Auch Johannes, der Seher, blickte in den geöffneten Himmel. Er sah den Herrn Jesus in seiner richterlichen Herrlichkeit auf einem weißen Pferd aus dem Himmel treten. Johannes sah ferner, wie Er richtete und Krieg führte in Gerechtigkeit (Off 19,11–16).

Diese himmlische Szene stellt den Augenblick vor, an dem Gott den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführen wird (Heb 1,6). Gott hat nämlich einen Tag festgesetzt, an dem Er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den Er dazu bestimmt hat (Apg 17,31). Und dieser Mann wird der einst verachtete Jesus von Nazareth sein. Die Menschen dieser Welt sahen Ihn zum letzten Mal, als Er am Kreuz hing. Umso größer wird ihr Erstaunen und ihre Verwunderung sein, wenn Er einmal aus den Himmeln wiederkommen wird! In Offenbarung 1,7 heißt es: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes“. Und in Matthäus 24,30 lesen wir: „Und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit“.

Was für ein feierlicher Augenblick wird das sein! Er, der einst als Heiland der Welt in Demut und Niedrigkeit kam, um am Kreuz zu sterben, wird einmal als Richter der Welt wiederkommen. Er, der am Kreuz freiwillig den niedrigsten Platz einnahm, wird einmal den höchsten Platz auf der Erde einnehmen. Er, der von allen verachtet und geschmäht wurde, wird einmal von allen geehrt werden. Dann wird Ihm von allen die Herrlichkeit und Ehre gebracht, die Ihm kraft der Würde seiner Person und seines vollbrachten Werkes in Ewigkeit gebührt. Er – und Er allein – ist der König der Könige und Herr der Herren (Off 19,16).

Während des Tausendjährigen Reiches

In seiner Unterhaltung mit Nathanael verweist der Herr Jesus auf die Zeit des Tausendjährigen Reiches. Nathanael hatte den Herrn Jesus als Sohn Gottes und König Israels erkannt. Doch er würde Größeres als dieses sehen: Er würde den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen (Joh 1,49–51).

Während jener herrlichen Zeit des Tausendjährigen Reiches werden die Himmel geöffnet sein und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen (vgl. 1. Mo 28,12). Der Herr Jesus wird der Mittelpunkt und Verwalter in Gottes Universum sein. Engel werden ihren Dienst vor Ihm und für Ihn ausüben. Jeder Dienst wird von Ihm ausgehen und in Abhängigkeit von Ihm ausgeübt werden. Das ganze Universum wird Ihm unterworfen sein.

An jenem Tag werden die Himmel geöffnet sein – Himmel und Erde werden nicht mehr moralisch voneinander getrennt sein, sondern eine Einheit bilden. Es wird ein reger Austausch zwischen beiden Bereichen stattfinden: Segensströme werden vom Himmel auf die Erde fließen, und Dank und Anbetung werden von der Erde in den Himmel aufsteigen. In jener Zeit wird der Herr Jesus der Mittelpunkt und Ausgangspunkt jedes Segens und jeder Herrlichkeit sein – sowohl im Himmel als auch auf der Erde. Dann wird sich erfüllen, wovon Jesaja schreibt: „Das Wohlgefallen des Herrn wird in seiner Hand gedeihen“ (Jes 53,10). Es wird eine Zeit unaussprechlichen Segens sein!

Zusammenfassung

Im Neuen Testament finden wir fünf Mal geöffnete Himmel. Aus diesen Begebenheiten wollen wir folgende Punkte festhalten:

Wenn die Himmel sich im Neuen Testament öffnen, dann steht Christus und seine Herrlichkeit im Mittelpunkt.

  • Die geöffneten Himmel bekunden das Wohlgefallen des Vaters über seinen Sohn.
  • Die geöffneten Himmel beleuchten die Stellung und den Dienst des Herrn Jesus zu verschiedenen Zeiten.
  • Stephanus, Petrus und Johannes blickten in den geöffneten Himmel.
  • Stephanus wurde angesichts seines bevorstehenden Märtyrertodes ermutigt, Petrus wurde anhand eines Gesichts unterwiesen und Johannes wurde die zukünftige richterliche Herrlichkeit des Herrn Jesus gezeigt.