Vor einigen Jahren las ich am Heck eines Sattelschleppers: „Geh zur Kirche deiner Wahl!“ Dieser Satz ging mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Ist es wirklich mir überlassen, zu welcher Kirche oder Gemeinde ich gehen soll, oder hat Gott einen Plan, der für jeden Christen gilt? Wie kann es sein, dass es nur einen einzigen Weg zur Errettung gibt, aber dann viele verschiedene Wege, sich um diejenige Person zu versammeln, die uns errettet hat? Es ist nicht mein Anliegen, mit diesem Text jemand anzugreifen; vielmehr möchte ich aufrichtig untersuchen, was die Bibel zu diesem Thema sagt.

Das Wort Gemeinde, oder besser „Versammlung“, kommt nur zweimal in den Evangelien vor: Zunächst in Matthäus 16,18, wo der Herr von der universellen Versammlung spricht: „Auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“ Dann in Matthäus 18,20, wo es um die örtliche Versammlung in Verbindung mit der Ausübung von Zucht geht: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“

Beides war damals noch zukünftig: „Ich werde meine Versammlung bauen“. Doch in Kapitel 18,20 benutzt der Herr die Gegenwartsform: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“. Was will Er damit sagen? Es ist offenbar so, dass jemand anderes die Versammlung zusammenbringt. Er sagt nicht: „wo zwei oder drei sich versammeln“, sondern „wo zwei oder drei versammelt sind“. Nun, der Herr selbst ist derjenige, der durch den Heiligen Geist die Glaubenden als Versammlung zusammenführt. Ein wahrer Christ sollte nicht sagen: „Ich denke, ich werde mich mit dieser oder jener Gemeinde versammeln“, als ob es seine eigene Entscheidung wäre. Nein, wir selbst sind es nicht, die uns versammeln. Es ist der Heilige Geist, der das Bestreben hat, uns zu versammeln, und zwar zu dem Namen des Herrn Jesus Christus hin. Es ist eine Kraft außerhalb von uns, die uns zum Versammeltsein zum Namen des Herrn hin zieht. Wir hören den Ruf, uns zu seinem Namen hin zu versammeln, und wir antworten darauf. Genau wie damals, als wir den Ruf der Errettung gehört und darauf reagiert haben – oder hast du selbst dies noch nicht getan?

Lasst uns also auf Gottes Ruf hören, der uns in Gemeinschaft mit seinem Sohn bringen will: „Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn“ (1. Kor 1,9). Wo ist diese Gemeinschaft seines Sohnes zu finden? Nun, einerseits können wir persönliche Gemeinschaft mit Ihm haben. Aber Gott hat uns als Gläubige auch gemeinsam berufen, ja „herausgerufen“, um mit seinem Sohn Gemeinschaft zu haben. Genau das bedeutet das Wort „Versammlung“ oder „Ekklesia“: ein Herausrufen und Zusammenkommen zum Herrn Jesus hin. Die Berufung in die Gemeinschaft seines Sohnes beinhaltet [in einer gewissen Hinsicht] also, zu seinem Namen hin versammelt zu sein. Daher sind nicht wir diejenigen, die sich versammeln, sondern wir werden [sozusagen] von Gott geführt an den Ort, wo Er uns versammelt haben möchte: zum Namen seines Sohnes hin. Deshalb sagt der Herr Jesus „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Dort hat Er Gemeinschaft mit uns.

Der Ausdruck „versammelt in meinem Namen“ oder „zu meinem Namen hin“ verdient es, näher betrachtet zu werden. Natürlich wird jede Kirche oder Gemeinde von sich behaupten, dass ihre Mitglieder sich zum Namen Jesu versammeln. Aber ist das wirklich so? Gottes Verlangen ist es, dass wir uns ausschließlich in und zu dem Namen seines Sohnes versammeln. Das ist die einzige Basis, auf der wir zusammenkommen. Das bedeutet weit mehr, als nur den Namen „Jesus“ zu benutzen. Wenn in der Bibel jemand fragte: „In wessen Namen tust du das?“, dann wollte er wissen, in wessen Autorität etwas getan wurde. Eine kleine Illustration mag das verdeutlichen: Wenn ein Mann an deine Haustür käme und sagen würde: „Ich bin Hans Schmidt und möchte gerne deine Kontoauszüge sehen“, dann würdest du ihm höchstwahrscheinlich die Tür wieder vor der Nase schließen. Wenn er sich aber mit den Worten vorstellen würde: „Ich bin Hans Schmidt vom Finanzamt“, würdest du ihn zumindest einmal hineinbitten. Warum? Weil er in der Autorität des Namens der Steuerbehörde kommt. Der Name Hans Schmidt hat keine Autorität, aber der Name Finanzamt ganz sicher. Das Versammeltsein in Jesu Namen geht also weit über das hinaus, was die meisten darunter verstehen. Es bedeutet, dass wir unter seiner Autorität zusammen sind. Und der einzige Weg dazu geht über sein Wort.

Versammeln sich denn nun Gläubige in allen Kirchen oder Gemeinden im Namen des Herrn Jesus? Nein, denn nicht alle sind gewillt, sich in Gehorsam unter das zu beugen, was sein Wort über die Grundsätze und den praktischen Ablauf des Versammeltseins sagt. Sie verwenden zwar seinen Namen, aber sie versammeln sich nicht in diesem. Tatsächlich versammeln sie sich in allen möglichen Namen, indem sie zum Beispiel von Menschen gemachte konfessionelle Namen benutzen. Viele dieser Gruppen haben Kirchensatzungen oder Konstitutionen, an denen sie sich orientieren, und manche ignorieren sogar die Tatsache, dass Gott nur wahrhaft erlöste Menschen zu dem Namen seines Sohnes, des Herrn Jesus Christus, zieht. Augenscheinlich ist es daher nicht mehr Gott, der sie versammelt, denn Er kann sich nicht mit menschlich erdachten Namen verbinden – obwohl es auch in diesen Gruppen sicher einige sehr treue Heilige geben mag. Sie mögen es sich aussuchen, dort hinzugehen, aber es ist nicht Gott, der sie dorthin zieht ...

Wenn ich dort hingehe, wo Christen in seinem Namen versammelt sind, dann tu ich es deshalb, weil Er dort ist. Er zieht alle zu sich. Ich gehe nicht zu einer Versammlung der Heiligen, weil ich die Personen oder das Gebäude dort mag. Ich gehe auch nicht dort hin, weil es für mich gut zu erreichen ist oder mich die angebotenen Programme ansprechen. Ich gehe dort hin, weil ich von einer Kraft gezogen werde, die außerhalb von mir liegt. Diese Kraft ist der Ruf Gottes „in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, meines Herrn“, dem ich antworten möchte. Ich bin nicht zu dem Gebäude, den Personen oder den Programmen gerufen, sondern zu seinem Sohn. Als ich errettet wurde, habe ich auf den Ruf zu seinem Sohn als meinem Erlöser gehört. Und wenn es um die Frage geht, wo ich mit anderen Christen versammelt sein soll, antworte ich auf seinen Ruf, der mich in die Gemeinschaft seines Sohnes führt. Das Gebäude, die Fahrzeit, die Programme oder die Personen haben absolut nichts damit zu tun. Ich möchte mich einfach Gottes Ruf in die Gemeinschaft seines Sohnes [in diesem besonderen Sinn) unterordnen.

Das ist es, was wir zu bieten haben: das große Vorrecht der Gemeinschaft seines Sohnes, des Herrn Jesus Christus. Das ist alles, was wir haben – sein mächtiger Name. Unser Versammlungsort ist einfach gehalten. Unser Fokus liegt nicht auf Programmen, Unterhaltung oder Vergnügen. Wir sind zum Namen des Herrn Jesus hin versammelt, nicht zu unserem Namen – denn wir haben keinen!

Wenn ich jemand sagen höre, er sei auf der Suche nach der richtigen Gemeinde, dann frage ich mich: Wohin will er gezogen werden? Wonach sucht er? Geht es ihm um ein ansprechendes und gut zu erreichendes Versammlungshaus? Geht es ihm um freundliche Menschen oder um gute Angebote und einen kraftvollen Prediger? Vielleicht sagt er: „Ich suche nach dem Weg Gottes für mich.“ Dann wundere ich mich. Gottes Weg und Wille in Bezug auf das Zusammenkommen der Gläubigen ist nicht schwer zu erkennen. Wir sollten uns einfach seinem Ziehen oder Rufen „zu seinem Namen“ hin und zu der „Gemeinschaft seines Sohnes“ unterwerfen. Fragt man jemand, der zu einer Denomination geht, warum er diese ausgesucht hat, so wird er einige Gründe aufzählen. Aber man wird nicht hören, dass er dort hingeht, weil Gott ihn gezogen hat. Gott zieht nämlich die Gläubigen ausschließlich zum Namen des Herrn Jesus und zur Gemeinschaft seines Sohnes.

Manche sagen: „Bei euch gibt es zu wenig Angebote für junge Leute, also können wir nicht dort hingehen“. Wenn es tatsächlich einen Mangel an Angeboten für Jugendliche gibt – was hält sie dann davon ab, wenigstens zu den stattfindenden Versammlungsstunden zu kommen? Lass dich nicht durch einen Mangel an Angeboten oder bestimmten Programmen entmutigen. Mach mit! Setze dich ein! Wir möchten unsere jungen Schwestern ermutigen, zum Beispiel in der Arbeit unter Kindern mitzuhelfen. Wenn du ein junger Bruder bist, so lass dich ermuntern, zuhause Gottes Wort zu studieren, damit du dich in den Wortbetrachtungen und Gebetsversammlungen beteiligen kannst. Lass den Geist des Herrn in dir wirken! Versammlung ist kein Sportplatz zum Zuschauen, sondern ein Ort für Priester, die mitmachen (siehe 1. Pet 2,1?9).

Man hat den Eindruck, dass heute nach einer Gemeinde gesucht wird, als ob man shoppen ginge. Man hofft, Befriedigung durch Unterhaltung, potentielle Freunde, soziale Aktivitäten, Musik und spannende Predigten zu erlangen. Dabei geht es nur um die Erfüllung der eigenen Vorstellungen und Wünsche. Gottes Wille, dass wir uns ausschließlich unter die Autorität seines Sohnes begeben, wird ignoriert.

In Johannes 12,9 lesen wir: „Eine große Volksmenge von den Juden erfuhr nun, dass er dort war; und sie kamen, nicht um Jesu willen allein, sondern um auch Lazarus zu sehen, den er aus den Toten auferweckt hatte.“ Es ging ihnen also weniger darum, den Herrn Jesus zu sehen, als vielmehr ein Wunder zu bestaunen. Heute ist es nicht anders. Menschen wollen einen kraftvollen Prediger hören oder etwas in Bewegung sehen. Sie wollen begeistert werden. Einen weiteren Aspekt finden wir in Johannes 6,26: „Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich, nicht weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid.“ Warum suchten sie den Herrn? Viele folgten wegen der Wunder, aber hier haben wir solche, die Jesus nur folgten, weil sie sich davon äußeren Nutzen versprachen.

Die richtige Einstellung finden wir in Johannes 6,65?69: „Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, wenn es ihm nicht von dem Vater gegeben ist. Von da an gingen viele von seinen Jüngern zurück und wandelten nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.“ Ist es nicht bedenkenswert, „dass niemand zu mir kommen kann, wenn es ihm nicht von dem Vater gegeben ist“? Natürlich bezieht sich dieser Vers auf die individuelle Errettung. Aber ich denke, dass man ihn auch auf den Ruf in die Gemeinschaft seines Sohnes und das Versammeln zu seinem Namen hin beziehen kann. Viele seiner Jünger gingen aufgrund dieser Aussage fort. Warum? Sie dachten, dass Er ihnen nichts von dem anbieten konnte, wonach sie verlangten. Als Er dann die Zwölfe fragt, ob sie auch weggehen würden, antwortet Petrus: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.“

Sollten wir eine Gemeinde suchen oder uns einfach zum Namen des Herrn Jesus hin versammeln? Das ist die Frage. Ich hoffe, du kannst nun sagen: Obwohl viele die Gemeinde ihrer Wahl suchen, verstehe ich jetzt, dass es nicht nach meinen Wünschen oder zu meiner Befriedigung geschehen soll, sondern nach einer auf Gottes Wort begründeten Überzeugung. Es geht nicht um die Geschwister dort, nicht um das Glaubensbekenntnis, nicht um die Prediger oder Vorsteher, nicht um den Chor oder was es sonst sein mag, sondern ausschließlich um Christus. Eine Kraft außerhalb von mir ruft mich und überzeugt mich davon, mit solchen Christen zusammenzukommen, die in die Gemeinschaft seines Sohnes gerufen sind. Und was ist diese Kraft, dieses Ziehen, dieser Ruf? Es ist die überzeugende Kraft des Heiligen Geistes, die mir beim Lesen der Heiligen Schrift den gottgemäßen Weg weist!

Tim Hadley

[Der Artikel simplifiziert sicher manche Problemstellungen und die „Gemeinschaft seines Sohnes“ kann man auch nicht so einengen. Dennoch ist es gut, wenn wir uns aufrichtig die Frage stellen, die in diesem Artikel forciert wird: Bin ich zum Namen des Herrn Jesus versammelt? Was bedeutet das? Wenn man meint, darauf eine Antwort gefunden zu haben, sollten wir in Demut diesen Weg gehen.]