Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich, und Hungersnöte und Seuchen und Erdbeben werden an verschiedenen Orten sein. Dies alles aber ist der Anfang der Wehen (Matthäus 24,8.9).
Diese Verse werden gerne angeführt, wenn kriegerische Auseinandersetzungen aufbrechen, harte Hungersnöte grassieren, gefährliche Epidemien sich ausbreiten oder ein Erdbeben außergewöhnlich große Schäden verursacht hat. Man betrachtet diese Dinge dann als Erfüllung der oben genannten Prophetie, die der Herr auf dem Ölberg ausgesprochen hat.
Doch man sollte zwei Dinge nicht vergessen. Erstens: Kriege, Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben hat es seit jeher gegeben, teilweise auch sehr massiv. Und doch waren diese Ereignisse augenscheinlich nicht der Erfüllung von Matthäus 24,8.9.
Zweitens macht der Zusammenhang von Matthäus 24,1–44 sehr deutlich, dass es in diesem Abschnitt nicht um Christen geht, die gewarnt werden, sondern um den jüdischen Überrest, den Gott nach der Entrückung der Gläubigen sich auf der Erde bilden wird. Denn es geht in diesem Abschnitt um das Geschlecht der Juden, die in Berge Judäas fliehen, wenn in Jerusalem der Gräuel der Verwüstung aufgestellt wird, und die dafür beten sollen, dass ihre Flucht nicht am Sabbat geschehe. Christen aus den Nationen fliehen sicher nicht in das Gebirge Judäas, wenn in Jerusalem sich schlimme Dinge abzeichnen, und die Sabbatgebote gelten für sie auch nicht. Das allein zeigt schon, dass es in Matthäus 24,1–44 nicht um Erfahrungen von Christen geht.
Wir sollten das, was die Gemeinde, und das, was Israel betrifft, sorgfältig auseinanderhalten. Dann werden wir die Seuchen, die wir heute erleben, auch nicht als prophetisches Zeichen der Endzeit deuten, als Beginn der Wehen oder als Zeichen seiner Ankunft. Sie sind allenfalls kleine Vorboten dessen, was in einem ungeahnten Ausmaß nach der Entrückung bald über diese Erde hereinbrechen wird.
Wenn man die gegenwärtigen Entwicklungen zum Anlass nimmt, die Menschen zu warnen und nach Christus Ausschau zu halten, ist das sicher gut – nur sollten wir in der Auslegung von Gottes Wort stets klar und sauber bleiben. Das wird uns vor falschen Schlussfolgerungen und unnötigen Ängsten bewahren.